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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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griesgrämig sein – Dek hatte es als » miese Laune« bezeichnet –, aber selbst dann, wenn er besonders sauertöpfisch und schlechtgelaunt wirkte, schlummerte in seinen dunklen, rotgefleckten Hochländer-Augen stets ein Zwinkern. Ich mochte seinen Skeptizismus, seinen forschenden Geist, sein Bedürfnis, die ihn umgebende Welt zu verstehen. Ich erkannte die Herzensgüte. Ich bewunderte seinen Mut: Er hatte genau gewusst, was er tat, als er Jastriá tötete, und er hatte akzeptiert, dass er damit würde leben müssen. Er suchte keinerlei Ausflüchte für sich. Um ihr Schmerz zu ersparen, hatte er einen Teil dessen zerstört, woran er geglaubt hatte. Es hatte ihn mehr gekostet, als er erwartet hatte, aber er hatte es meist mit Würde akzeptiert. Außerdem war da etwas sehr Anziehendes an ihm, eine Jungenhaftigkeit, die mit seinem wilden, unbezähmbaren roten Haarschopf und den Sommersprossen zusammenhing; ein kindliches Staunen, das immer da zu sein schien, selbst in seinen düstersten Momenten. Er war unbeholfen, seine Nasenspitze zuckte, und er errötete wie ein sich vor Liebeskummer verzehrender Jugendlicher, aber wenn er da war, hatte ich das Gefühl, die Welt wäre ein besserer Ort.
    Das einzige verfluchte Problem bestand darin, dass er eben nicht da war, dieser störrische, übermäßig haarige, grasfressende Narr von Medizinmann. Zum Teufel mit all den taubengurrenden Friedliebenden. Und ich hasste es, fast so gut wie ein offenes Buch gelesen werden zu können, nur weil ich offenbar genauso viele Gerüche absonderte wie die Geruchsdrüsen einer Zibetkatze.
    Wir waren auf halbem Weg zum Treibsee, als ich Ruarth erklärte, dass ich der Meinung wäre, wir sollten kehrtmachen und wieder nach Amkabraig gehen. Flamme, sagte ich, war einfach zu wenig vorhersehbar. Wir würden uns gegen den gerissenen Morthred nicht durchsetzen können, wenn sie so war wie jetzt. Ruarth stimmte mir zu, aber als wir mit Flamme darüber sprachen, weigerte sie sich rundweg, mit umzukehren. In den Momenten, in denen sie besonders unvernünftig und bar jeden logischen Denkens war, warf sie uns wütend vor, wir würden gar nicht wollen, dass sie ihre Rache bekam – um den Ruhm selbst für uns beanspruchen zu können, Morthred getötet zu haben. Wenn ich aber in ihren vernünftigeren Augenblicken mit ihr über die Angelegenheit redete, fehlte ihr jegliches Bewusstsein dafür, dass es überhaupt ein Problem gab. Dann sah sie mich mit ihren unschuldsblauen Augen verwirrt an und behauptete, dass es ihr gut ging – warum bei allen großen Meeren machten wir uns Gedanken? Fingen unsere Zähne schon an zu klappern? Morthred war immer noch da draußen, und in jedem Augenblick, den wir zögerten, wurde ein Silbbegabter umgewandelt, ein Kind versklavt, eine Frau vergewaltigt … ob es das war, was wir wollten?
    Natürlich nicht. Aber ich wollte auch nicht mit einem Risiko behaftet in die Konfrontation mit Morthred gehen, und Flamme stellte für mich ein Risiko dar.
    Wir müssen weitergehen, signalisierte Ruarth mir, als Flamme nicht hinsah. Vielleicht wird sie wieder normal werden, wenn Morthred stirbt, endgültig …
    Das war natürlich die Krux. Wir mussten es für Flamme tun. Wenn wir es nicht versuchten, würden wir es nie erfahren.
    Also gingen wir letztlich weiter.
    Ich versuchte während unserer Reise so viele Informationen aufzuschnappen wie möglich, nicht nur in den Dörfern, durch die wir kamen, sondern auch von anderen Reisenden. Trotzdem war auch ich beim ersten Blick auf den Treibsee vollkommen überrascht. Ich hatte mit einem See gerechnet, möglicherweise einem morastigen, aber auf jeden Fall mit irgendeiner Art von Wasserfläche. Als wir dann aber einen Hügel erklommen und sich der Treibsee unterhalb von uns ausbreitete, war kaum irgendwelches Wasser zu sehen. Es war da, schon, aber es war von Pflanzen bedeckt. Von treibenden Pflanzen.
    » Das ist das Pandana«, sagte Dek.
    » Woher weißt du das?«
    » Oh, die Leute sagen, dass es auf dem Treibsee wächst«, erklärte er und fügte unnötigerweise hinzu: » Und es treibt wirklich hin und her.«
    Jetzt müssen wir herausfinden, wo sich die Dunkelmagier genau aufhalten, sagte Ruarth. Dieser See ist groß.
    Er hatte recht. Der See, an dessen einem Ende wir uns befanden, war etwa drei oder vier Meilen breit, erstreckte sich aber nach Norden so weit, wie das Auge reichte.
    » Vielleicht gibt es in dem Dorf da unten Dunstigen-Vögel, die man fragen könnte«, schlug Flamme vor. Sie

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