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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ging wieder zu der anderen Wache. Ich starrte wie hypnotisiert auf das Schwert. Was im Namen der Schöpfung ging da vor sich, dass Wachen einen Besucher mit einer Waffe in ein Gefängnis ließen? Es konnte ihnen wohl kaum entgangen sein, schließlich war es so riesig, dass es beinahe die Cirkasin in den Schatten stellte.
    Das Halbblut hatte jetzt Jastriás Platz am Gitter der Zellentür eingenommen. Die Cirkasin nahm das Schwert und reichte es ihr, mitsamt Gehenk und allem. Der Griff passte fast nicht zwischen den Stangen hindurch. Dann holte sie etwas aus ihrer Tasche und reichte es ihr ebenfalls: Es sah aus wie ein kleines Stück Metall mit einem Haken an einem Ende. Die Wachen, die in ein Gespräch vertieft waren, nahmen keinerlei Notiz davon.
    » Warum hat das so lange gedauert?«, fragte das Halbblut, ziemlich unfreundlich, wie ich fand.
    » Oh ja, hallo, ich freue mich auch, dich zu sehen«, antwortete die Cirkasin. » Und danke, Flamme, dass du deinen Hals riskierst und mir unter den Blicken der Wachen dieses Schwert ins Gefängnis bringst.«
    » Hör auf, Flamme«, sagte die Frau jetzt liebenswürdig. » Dieser rothaarige Hochländer da kann jedes Wort von dem verstehen, was du sagst.«
    » Das spielt keine Rolle. Er ist ohnehin ein Wissender.«
    Das Halbblut bedeutete der Cirkasin, einen Schritt zur Seite zu machen, damit sie mich sehen konnte; ich saß nach wie vor auf dem Stuhl. » Nein, ist er nicht«, sagte sie.
    » Doch, ist er.«
    » Nein, ist er nicht.«
    » Doch, ist er. Glut, er kann das Schwert sehen. Und er hat das ganze Geld gesehen, das ich vom Tisch eingestrichen habe.«
    Das lenkte sie ab. » Oh, gut, du hast es also, ja?«
    » Das meiste, ja. Ich habe dem Fellih-Priester ein bisschen was gelassen. Ich dachte, er würde sonst misstrauisch werden.«
    Das Halbblut sah mich wieder an. Der Name Glut passte zu ihr. » Er ist kein Wissender, Flamme. Ich erkenne Leute, die das haben, in gewisser Weise. Ich kann meine Verwandtschaft mit ihnen spüren. Und dieser buschige rote Kerl da gehört nicht zu uns.«
    » Nun, er kann meine Illusionen trotzdem geradewegs durchschauen.«
    » Wirklich?« Sie runzelte die Stirn und musterte mich nach wie vor interessiert.
    Hätte ich nicht versucht, mit alldem zurande zu kommen, was an diesem Morgen geschehen war, ich hätte vielleicht etwas gesagt, hätte ich mich darüber empört, dass sie über mich sprachen, als wäre ich nicht da, obwohl ich alles hören konnte. Aber so wie die Dinge standen, kamen mir ihr Gespräch und ihre Namen einfach nur seltsam vor, doch in meinem verzweifelten Zustand war kein Platz, um mir darüber Gedanken zu machen.
    Flamme zuckte mit den Schultern. » Es spielt keine Rolle, er wird nichts sagen. Er hat dir letzte Nacht geholfen. Erinnerst du dich?«
    » Verschwommen. Ich war etwas benommen.«
    » Natürlich. Glut, die berühmte Schwertkämpferin, lässt sich von einem Schläger mit einem Knüppel besiegen. Das war ein denkwürdiger Augenblick.«
    » Schon gut, schon gut, dann bin ich also manchmal so hirnlos wie ein Hummer im Kochtopf. Ich weiß das; du musst es mir nicht noch extra sagen, verflucht. Meine Schulter schmerzt wie die Hölle von dem Schlag, und ich habe einen Wahnsinnskopfschmerz. Wieso hast du mir eigentlich nicht geholfen? Eine schöne Freundin bist du!«
    » Es ist alles so verflucht schnell gegangen. Und dann dachte ich, der Priester wäre vielleicht ein Wissender …«
    Glut zog eine Grimasse. » Na und? Was ist das Leben ohne ein oder zwei Risiken?«
    » Ein deutliches Stück friedvoller! Es war deine Lust am Spielen, die uns überhaupt erst in diese Lage gebracht hat!«
    » He, wie sollen wir sonst was zu essen kriegen? Ich habe nicht mitgekriegt, dass du dich angeboten hättest, irgendwo Teller zu spülen oder Böden zu schrubben.«
    Die Cirkasin zog eine Braue in die Höhe, und vollkommen unerwartet lächelte Glut.
    Flamme lächelte nicht zurück. Stattdessen fragte sie sachlich: » Weißt du, was sie mit dir vorhaben?«
    In der Stimme des Halbbluts schwang unterdrücktes Gelächter mit. » Ich werde auf ein Schiff geschafft, das morgen früh nach Gorthen-Nehrung ausläuft.«
    Ein komischer Ausdruck trat auf Flammes Gesicht. » Nach all den Problemen, die wir hatten, diesen verfluchten Ort zu verlassen?«
    » Witzig, was? Wie auch immer, ich hatte eigentlich vor, schon heute Abend von hier zu verschwinden.« Sie senkte ihre Stimme, bis sie nur noch ein Flüstern war, aber mein Gehör war damals ausgezeichnet.

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