Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
dich nicht lächerlich! Wenn da irgendwer Schuld hat, dann ich, nicht du. Ich und Gilfeder. Du warst schließlich kaum in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Du warst bewusstlos! Oder versuchst du mir zu sagen, dass es unsere Liebe ist, der du die Schuld dafür geben willst?«
Er schwieg.
» Beim Graben in der Tiefe, das willst du sagen, ja?«
» Ich will nicht mit dir streiten.«
» Nun, du gibst dir aber ganz schön viel Mühe, genau das zu tun! Ich vermute, ich sollte die Befleckung mit Dunkelmagie in deinem Innern dafür verantwortlich machen, denn du bist alles andere als vernünftig, was das betrifft.«
Das Schiff tauchte mit dem Bug in eine Welle, und ich verbarg meinen Kopf zwischen den Armen und versuchte verzweifelt, meinen Magen ruhig zu halten.
Glut seufzte. » Es tut mir leid, Thor. Alles tut mir leid. Dass ich nicht die Frau sein kann, die du brauchst. Dass ich dich genug geliebt habe, um dich zu retten, wie hoch der Preis auch sein mag. Dass ich dir als Folge davon die Bürde der Schuld aufgelastet habe. Es tut mir leid, ja, aber ich würde es dennoch wieder genauso machen. Ich möchte einfach, dass du lebst.« Das Schiff erzitterte unter dem Ansturm einer weiteren Welle, und Glut wartete, bis das Deck sich wieder beruhigt hatte. Ich dachte: Geh schon zu ihr, du starrköpfiger Priester. Siehst du nicht, wie sehr sie dich braucht? Aber er tat nichts dergleichen, und schließlich sagte sie: » Es war richtig, dass wir uns getrennt haben, Thor. Du und ich, wir sehen nie den gleichen Flecken Ozean auf die gleiche Weise.«
Wieder wurde es einige Zeit still. Dann kam von ihm: » Nein, das ist wahr. Und es tut mir auch mehr leid, als ich ausdrücken kann.«
» Dumm, nicht wahr?«, sagte sie leichthin, aber ihr Schmerz war deutlich zu spüren.
» Ich hätte eben nicht so wütend sein dürfen. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast.«
» Aber du glaubst nicht, dass es das war.« Sie seufzte. » Wir können es nicht ungeschehen machen, oder? Also sollten wir es einfach besser … loslassen.«
» Ja, ich glaube, das wäre am besten.«
Er drehte sich um und wollte schon weggehen, als sie noch einmal sprach. » Warte. Ich möchte dir danken für das, was du für mich am Treibsee getan hast. Ich wäre tot, wenn du nicht gewesen wärst. Du bist ein schreckliches Risiko eingegangen, Thor. Ich werde das nie vergessen, niemals. Ich werde nie aufhören, dankbar dafür zu sein. Ich werde nie aufhören … erstaunt darüber zu sein, dass jemand so etwas für mich getan hat.«
Er versuchte, etwas zu sagen, aber er fand nicht die richtigen Worte.
Wieder trat eine kleine Pause ein, dann fügte sie sanft hinzu: » Geh nach unten zu deinen Gebeten. Ich möchte eine Weile allein sein.«
Er ging weg, ohne noch irgendetwas zu sagen, und sein wütender Schmerz strömte in Wogen zu mir. Ich fragte mich, ob sie das wusste, ob sie es genauso fühlte wie ich. Und dann sagte sie: » Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt ! Gilfeder, warum musstet Ihr unbedingt recht haben?«
Ich dachte, sie hätte mich gesehen. Ich stand auf, fühlte mich über alle Maßen beschämt, krank und schuldig. Und sie zuckte zurück, so verblüfft, dass sie nach ihrem Schwert griff, und dann fluchte sie noch aussagekräftiger, als sie begriff, dass nur ich es war. » Gilfeder! Was in allen sieben Meeren spioniert Ihr mir nach?« Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und verlangte eine Erklärung.
» Mir war übel«, murmelte ich. » Tut mir leid.«
Sie starrte mich an und wollte schon etwas sagen, überlegte es sich aber dann anders und hob in einer Geste der Ergebenheit die Hände. » Oh, ist auch egal. Vergesst es. Ihr hättet diesen Streit morgen ohnehin ausgeschnüffelt, schätze ich. Bis zur letzten Nuance«, fügte sie verbittert hinzu.
Ich kam mir vor wie ein Idiot, aber die Art und Weise, wie sie da stand und mich ansah, berührte mich. Sie wirkte besiegt, und ich war nicht daran gewöhnt, sie so zu erleben. » Nein, Mädchen«, sagte ich. » Das ist Dummschwatz und Mondgeplapper, wisst Ihr.«
Sie starrte mich einfach nur an. » Das ist was?«
» Dummschwatz und Mondgeplapper. Unsinn.«
» Das habt Ihr gerade erfunden.«
» Nein, ganz sicher nicht. Es ist die Sprache der Himmelsebene.«
Sie lächelte schwach. Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie. » Ich bin zu alt, um mich trösten zu lassen«, sagte sie.
» Unsinn. Niemand ist dafür zu alt.«
» Ihr hattet recht, Kel«, sagte sie leise und ließ
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