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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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bekannt für ihre Neigung, sich schon bei der kleinsten Kränkung zu rächen.«
    » Was diesen bestimmten hier betrifft, so glauben sie, dass er auf Porth is. Und sie haben vor, ihm zu folgen.« Ich nahm einen sauberen Tagaird auf.
    » Dann lass sie ziehen. Und zwar so rasch wie möglich.«
    » Ja, das tue ich. Aber meine Probleme haben nichts mit einem Dunkelmagier zu tun, Onkel. Es sind die Fellih-Priester, die’s auf meine Haut abgesehen haben.« Ich begann, den Tagaird zu falten und zu wickeln, erschrocken darüber, dass sich einige der verborgenen Haken an den falschen Stellen zu befinden schienen. Ich hatte offenbar einiges an Gewicht verloren, seit ich unten gewesen war.
    Er sah mich stirnrunzelnd an. » Du solltest mir besser erzählen, was passiert is, Kel. Das klingt gar nich gut.«
    » Das is es auch nich.« Ich faltete den Stoff, während ich ihm in groben Umrissen schilderte, was ich in Mekatéhaven erlebt hatte. Als ich schließlich fertig war, versuchte er verzweifelt, seine eigenen Gefühle zu dämpfen, damit das übrige Haus nicht mit seinen Emotionen, seiner Erregung überflutet wurde.
    » Oh, bei der Schöpfung, Kel. Da bist du in einen ziemlichen Schlamassel geraten. Die Fellih-Gläubigen werden hier sein, ehe ein Selber seinen Schwanz geschüttelt hat, und von uns verlangen, dass wir dich ihnen aushändigen, dich und die Mädchen.«
    » Aber sie wissen nich, dass wir nach oben gegangen sind.« Es war eine dumme Bemerkung, und er schenkte ihr die Verachtung, die sie verdiente.
    » Natürlich wissen sie das! Wohin sollte ein Hochländer mit einem Selber wohl sonst gehen? Aber das is nich das Schlimmste. Hast du irgendwem erzählt, auf welche Weise Jastriákyn gestorben is?«
    » Glut weiß es. Sie hat gehört, wie Jastriá mich darum gebeten hat. Und danach hat sie mein Gesicht gesehen. Ich bin sicher, dass sie Flamme inzwischen davon erzählt hat. Die beiden haben keine Geheimnisse voreinander.«
    » Erzähl es nich deiner Familie, Kel. Niemand von ihnen würde es verstehen.«
    » Aber sie wäre doch sowieso gestorben. Langsam und schrecklich, weil sie ein Spiel daraus gemacht hätten.«
    » Ja, Junge, ich weiß. Aber damit hätten die Leute kein Problem. Was ihnen im Hals stecken bleiben wird, is die Tatsache, dass du dazu fähig warst, es zu tun. Verstehst du mich?«
    Ich dachte darüber nach und sagte dann langsam: » Sie werden mich für eine Art Ungeheuer halten. Für jemanden, der zur Gewalt neigt.«
    » Zumindest für fähig zur Gewalt. Und das genügt schon. Junge, was bisher dafür gesorgt hat, dass wir von ihnen getrennt und heil geblieben sind, war unser Glaube: daran, dass wir ein besseres Volk sind, und daran, dass unsere Art zu leben besser is als ihre. Wir beide werden doch jetzt schon von den Leuten schief angesehen, weil wir das Dach von Zeit zu Zeit verlassen. Sie dulden es, weil wir Ärzte sind und sie unsere Medizin benötigen. Aber wenn sie wissen, dass du töten kannst, is für dich hier Schluss. Endgültig.«
    Ich sank auf mein Bett und stützte den Kopf in die Hände. » Is das wahr? Auch wenn sie sowieso gestorben wäre?«, flüsterte ich. Es war eine unnötige Frage. Ich kannte die Antwort. Tief in meinem Herzen hatte ich sie gewusst, noch während ich die Entscheidung getroffen hatte, sie zu töten. Ich hatte es nur nicht wahrhaben wollen.
    » Ich fürchte ja, Junge. Du darfst nich mal deinen eigenen Leuten erzählen, was auf diesem Platz passiert is. Niemals. Und du kannst nur hoffen, dass sie’s nich irgendwie sonst erfahren. Kein Wort darüber, Kel, zu niemandem. Niemals .«

6
    k
    Erzähler: Kelwyn
    Die Häuser der Himmelsebene waren so gebaut, dass sich der Wohnraum über die ganze Hausbreite erstreckte; es war das einzige Zimmer, das überhaupt einigermaßen groß war. In der einen Ecke befand sich der Steinofen mit einem schwach brennenden Feuer – der Brennstoff bestand aus Selbermist –, an dem alles gekocht wurde, was es zu kochen gab. Die Hitze wurde durch eine Steinröhre geleitet, die für Wärme im Haus und heißes Wasser im Waschraum sorgte. In der Mitte des Zimmers befand sich der tiefergelegte Essbereich, der so gestaltet war, dass man keine Stühle brauchte. Der Tisch bestand aus einer langen Steinplatte, die auf Steinsäulen ruhte. In der anderen Ecke schließlich gab es lackierte Regale, die direkt aus der Erde und dem steinernen Berghang gehauen worden waren; auf ihnen wurde der Schatz der Familie aufbewahrt: Bücher aus Selberpergament, in denen

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