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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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wieder zu den Wanten gesehen habe, warst du da, und du warst nackt. Und ich schwöre schwarz und blau, dass du beim Ablegen noch nicht auf dem Schiff gewesen bist. Es sei denn, du wärst als Vogel aufs Schiff gekommen… Noch mehr Dunkelmagie-Zauberei, nicht wahr?«
    Ich nickte erneut. Zumindest konnte ich kontrollieren, was mein Kopf tat.
    » Es hat da mal eine Legende gegeben… ich erinnere mich, was mir mein Großvater darüber erzählt hat. Was den Dunstigen passiert ist, als die Inseln versunken sind…« Er schüttelte ungläubig den Kopf. » Aber das alles kann unmöglich wahr sein, oder?«
    Ich konnte ihm seine Fassungslosigkeit nicht verübeln. Viele Leute hatten irgendwann von der wahren Verzauberung der Dunstigen erfahren, aber nur wenige ahnten auch nur im Entferntesten, dass diese Vögel sich ihre Empfindungsfähigkeit bewahrt hatten. Ganz zu schweigen davon, dass auch sämtliche späteren Generationen empfindungsfähig waren. Oder dass manche von ihnen Wissende oder Silbbegabte waren. Oder dass wir durch den Tod eines ganz bestimmten Dunkelmagiers die menschliche Gestalt zurückerhalten hatten.
    » Ich bin ein Plitsche«, sprach Kayed weiter und deutete auf seine Ohrtätowierung, eine Herzmuschelschale mit einer Einlegearbeit aus Perlmutt. » Wir sind mit den Legenden über die Dunstigen groß geworden. Trotzdem hätte ich es vielleicht noch nicht einmal jetzt geglaubt, wenn ich nicht zufällig gehört hätte, wie diese Windreiter mit Gethelred gesprochen hat, dem angeblichen Wallherrn.« Er schnaubte. » Dieser verfluchte Mistkerl von Dunkelmagier. Besaß die Unverschämtheit, mein Schiff zu kapern und mich in einen pissherzigen Sklaven zu verwandeln, der unfähig ist, sich seinen Befehlen zu widersetzen!« Er schnaubte bei der Erinnerung und wedelte mit seiner Messerhand vor meiner Nase herum. » Ich werde diesen pockenherzigen Mistkerl töten, wenn er mir auch nur die winzigste Chance gibt!« Die rebellischen Gedanken veranlassten das Rot der Dunkelmagie, um seine Kehle herumzuwirbeln und sich zusammenzuziehen. Seine Augen quollen hervor, und er begann zu würgen. Aber statt Widerstand zu leisten, entspannte er sich, und das Rot verblasste allmählich, und er bekam wieder Luft. » Diese Mistkerle«, sagte er. » Ihre Magie verhindert, dass ich auch nur dran denke, ihnen zu schaden.« Er musterte mich nachdenklich. » Er ist doch tot, oder nicht? Gethelred, der sogenannte Wallherr. Sonst wärst du ja auch nicht hier. Ich habe gehört, wie er zur Windreiter gesagt hat, er wäre derjenige gewesen, der die Dunstigen Inseln versenkt hat. Ist das möglich? Hat Gethelred euch das angetan? Vor neunzig oder noch mehr Jahren?«
    Ich nickte wieder. Es stimmte zwar nicht ganz– es waren meine Urgroßeltern gewesen, die das erlitten hatten, nicht ich, aber ich hatte keine Möglichkeit, ihm das zu erklären, und daher gestikulierte ich nur und bedeutete, dass ich wieder nach oben gehen wollte.
    » Bist du verrückt?«, fragte er. » Sie wird dich umbringen. Oder eine von den anderen wahnsinnigen Miststücken wird das tun.«
    Ich versuchte, etwas zu sagen, aber die kehligen Geräusche, die ich zustande brachte, kamen nicht über das hinaus, was ein Tier von sich geben mochte. Ich schüttelte den Kopf.
    » Komm, schaffen wir dich außer Sicht.« Er zog mich in die Mannschaftsquartiere und wühlte in einem der Spinde nach Kleidung, die er dann in meine Richtung warf. » Zieh das an.«
    Ich versuchte es, aber ich stellte mich ziemlich ungeschickt an. Das Anziehen einer Seemannshose überstieg meine Fähigkeiten bei weitem. Ich stolperte und setzte mich hart auf die Planken. Es tat weh. Bei den Federn, die Menschen taten sich weh, wenn sie umfielen.
    Die Erkenntnis kam mir zunächst absurd vor, dann beunruhigte sie mich. Das alles entwickelte sich viel zu schnell für mich– schneller als ich es aufnehmen und verstehen konnte. Ich versuchte, nicht an alles zu denken, was mit dieser Sache verbunden war, aber irgendwo in meinem Hinterkopf war mir nur zu bewusst, dass an diesem Tag unendlich viele Leute gestorben waren und dass unter ihnen auch viele Mitglieder meiner Familie und unzählige Freunde sein würden. Ich wollte trauern, aber ich wusste nicht einmal, wen ich betrauern sollte. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, aber das war ein Luxus, den ich mir nicht leisten konnte.
    Schließlich gelang es mir, in die Hose zu steigen und das Hemd anzuziehen. Es fühlte sich unangenehm rau auf der Haut an. Meine Arme zuckten

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