Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
wog er sich und nickte zufrieden. Was wollte Ronricos Armee ausgerechnet von ihm?, fragte er sich, während er sein zebroides Haar scheitelte und sich in einer Wolke duftenden Aftershave ankleidete und, in Seide und Wildleder gehüllt, den Offizier erwartete. Es wäre , dachte er vergnügt und lauschte bei weit offenen Fenstern dem Verkehrslärm, nicht die erste offizielle Behörde, die von den Händlern ganz legal übers Ohr gehauen worden war.
Ein Robot schwebte dem militärischen Würdenträger voraus. Anson Nadoor begrüßte ihn höflich, lud ihn ein, Platz zu nehmen und sagte mit einem Lächeln, von dem er hoffte, dass es listig wirkte:
»Darf ich Ihnen Cabromin, Camaná oder kreislaufstützenden spicanischen Orchideen-Tee servieren lassen, Herr General?«
»Danke. Bisher erst Oberleutnant. Vielleicht ein wenig später. Ich habe eine Frage, Mister Nadoor – übrigens: Mein Name ist CQ 4101.«
»Vorname oder Nachname?«, fragte Anson.
»Alter Adel. Nachname.« Der Oberleutnant machte ein grimmiges Gesicht, betrachtete die etwa vierzig Holofotos von der Jagd auf Pseudonutria borealis an den Wänden und faltete die Hände. »Ich bin unbeobachtet, unbekannt und völlig privat hier.«
»Selbstverständlich, Corporal Einundvierzignulleins.«
»Ist Ihre Organisation verschwiegen?«
Nadoor beugte sich in seinem abgenutzten Ohrensessel vor, grinste und hoffte, auch der Leutnant möge dem leicht angestaubten Eindruck erliegen, den das Haus und ein Großteil der Einrichtung verströmten. Er fühlte sich wohl im milden Schein des Understatements.
»Es kommt auf die Höhe der Beträge an«, antwortete er und rieb sich die Hände. »Je höher die Summe, desto tiefer das Schweigen. Um wie viel geht’s?«
»Um eine halbe MioEcum, eine halbe Million.«
»Das ist nicht wenig, Leutnant«, murmelte Nadoor beeindruckt. »Was sollen wir für dieses Trinkgeld tun?«
»Eine präzise Statistik erstellen.«
»Weniger ist leichter als das. Worüber, bitte?«
»Über die Personalien Ihrer männlichen Kunden und einige ihrer hervorstechenden Eigenschaften.«
»Abseits jeglichen Datenschutzes. Ich verstehe.« Wieder zeigte Nadoor seine silbergeäderten Zähne. »Über jeden Touristen?«
»Über jeden zwischen Zwanzig und Fünfundsechzig.«
»Also über jeden, den Ihre Regierung als Wehrpflichtigen ansieht und erfassen will. Zur notwendigen Klarheit: Ich, Händler Nadoor, soll über jene Personen aus Ihrem staatlichen Bereich, die unsere Gäste waren, ein Dossier ausfüllen? Dafür erhalte ich – oder wir Händler – nach Abschluss der Aktion, sagen wir in zwei Jahren, in Worten eine halbe Million Ecum? Richtig?«
»Zutreffend. Warum zwei Jahre?«
»Wir Händler sind anerkannt merkwürdige Leute, die von einer Arbeit sich nur zwei Jahre lang begeistern lassen. So lange, ungefähr, bleiben wir im Tourismusgeschäft. Dann stoßen wir, gelangweilt und ein wenig reicher, unsere Firma ab.«
»Das verstehe, wer will. Aber – äußerste Geheimhaltung?«
»Klar, Nulleins.« Nadoor zwinkerte verschwörerisch. Er hoffte, den Eindruck eines schmierigen Halunken zu machen, wusste aber, dass es ihm misslang. »Per Handschlag vertragsfest gemacht.«
Sie schüttelten einander die Hände. Dann sagte Nadoor:
»Ich erscheine also in siebenhundert Tagen in Ihrem Regierungsgebäude, frage nach CQ 4101, übergebe Ihnen einen dicken Datenchip und kassiere einen halben MioEcum.«
»So haben es sich meine Vorgesetzten gedacht.« Der Leutnant zog eine zusammengefaltete Folie aus der Brusttasche seiner makellosen Uniform. In gedämpftem Tonfall murmelte er: »Hier sind die Charakteristika aufgelistet. Sie brauchen nur die KIs Ihrer Büros entsprechend zusätzlich zu programmieren. Sie haben alles verstanden?«
»Ja. Bin ganz begeistert. Agenten, Spionage, kosmische Verschwörungen, der gläserne Rekrut – hochinteressant! Spannend! Und einträglich!«
Geduldig nickte der Regierungsvertreter. »Wir, Ronricos Regierung, verlassen uns auf Sie. Klar?«
Er wandte sich zum Gehen. Nadoor hob die Hand mit zwei Fingern in Victory-Stellung hoch über seinen Kopf. »Beim halbrobotischen Harem meines Freundes Gargir! Völlig lautlos und geheim, zuverlässig wie ein Computer, schweigsam wie Familiengrüfte; Sie arbeiten mit dem Richtigen zusammen.« Nadoor ließ eine wohlkalkulierte Pause eintreten und fragte: »Und wann will Ronrico mit dem Krieg beginnen?«
»Sie irren, Händler.« Der Leutnant schien zu versteinern. »Wir beabsichtigen
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