Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
dem ersten Abendessen hatte ihr der Minister eine passable Rolle in einem Trivid-Dramolett verschafft.
In einigen Schmuckstücken waren mikrominiaturisierte Peilsender versteckt; als Peet seinen Arbeitsplatz im Raumschiff betrat, meldete sich der zweite Sender. Peet lokalisierte den Sendeort, während Cearena seine Einsatzkleidung bereitlegte und sich selbst umzog.
»Vierzig Meter hoch, dreißig Kilometer entfernt, in der Geraden, die zum zentralen Platz Capitáns führt. Dort finden wir Irngarth.« Ohne Eile legte auch er die schwarze Lederkleidung an und bewaffnete sich. »Rätselhaft. Auf Ronrico wird die Tochter des Kobenah-Botschafters entführt. Minister Rehlrac rast vor Wut. Aber – zuerst ein Anruf ...«
Er wählte einen Holoanschluss der Hauptstadt. Ein First-Class-Robot meldete sich mit höflich glühenden Linsen und sagte:
»Sie können im Augenblick den Herrn Botschafter nicht sprechen; er weilt in seinen Bädern.«
»Nehmen Sie ihm die Seife weg, trocknen Sie ihn ab; es ist wichtig. Seine Tochter ist soeben entführt worden.«
»Ein genügend wichtiger Grund, Sir Accan-Barit den Schwamm aus den Fingern zu winden. Einen Augenblick, Mister Malinowski.«
Eine Gestalt, in ein überdimensionales Badetuch gehüllt, keuchte vor die Hololinsen. Wasser tropfte aus schwarzem Haar, auf den Ohren thronten Schaumwölkchen. Dr. Accan-Barit wischte sich die Tropfen aus den Brauen und brüllte:
»Was sagen Sie da? Meine Tochter ... entführt?«
»Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle«, antwortete Peet und nannte seinen Namen. »Um mich und Minister Rehlrac, der für den Kauf einer erheblichen Anzahl Raumschiffe verantwortlich ist, zu korrumpieren, wurde dessen Begleiterin entführt. Dabei handelt es sich um die Nachwuchs-Aktrice Irngarth, Ihre Tochter.«
Der Badende hatte nicht unerhebliche Schwierigkeiten, die Fassung zu wahren. Warum Irngarth entführt worden war, blieb Peet unklar, ebenso unklar, wie Ronrico eine Auseinandersetzung mit Kobenah erklären konnte. Möglicherweise gehörte die Entführung zu einem Konzept, das Peet als Schiffeverkäufer treffen sollte. Er sah, dass der Diplomat nach Fassung rang und redete weiter.
»Wir haben Ihre Tochter als Vertretung für meine Sekretärin eingesetzt. Wir werden die Entführung sehr schnell beendet haben und bitten Sie, sich mit Minister Rehlrac zu verständigen. Wir melden uns später wieder.«
Accan-Barit sah die Entschlossenheit im Ausdruck der beiden Gestalten und fand zu einem Dankesgestammel zurück. Peet munterte ihn mit seinem bewährten 10 000-Ecum-Lächeln auf und trennte die Verbindung. »Auf zum Treffpunkt der Prominenten. Deine Waffe?«
Cearena nickte. Nach dem Verlassen des Schiffes aktivierte Peet die neue Doppelsperre der Schleuse und setzte sich ans Steuer des schweren Schiffsgleiters. Eine Stunde nach Mitternacht rasten sie, den Angaben des Ortungsgerätes folgend, zum Zentrum der Stadt. Peet murmelte:
»Fast raffiniert, dein Double ausgerechnet dorthin zu verbringen. Man staunt jetzt gerade vermutlich über dein schauspielerische Talent.«
»Vermutlich.« Sie näherten sich einem riesigen Gebäudekubus, dem Aufnahme- und Sendezentrum einer TriâVisogesellschaft. Cearena setzte eine ultramoderne Sonnenbrille auf und versprühte einige Kubikzentimeter wild animal II . Peet knurrte:
»Wie kommen wir hinein?«
»Dank meines Schauspieltalents. Du wirst staunen«, sagte Cearena honigsüß, dann sagte sie hochmütig, mit eisiger Stimme: »Zum Angestelltenaufgang, Mac!«
»Sehr wohl, Madame.« Peet gehorchte überrascht und steuerte um das Gebäude herum. Der Gleiter summte eine weiße Rampe hinauf und hielt vor einem Robotpförtner und einem lasergeschützten Stahlportal. Peet fuhr die Seitenscheibe herunter und rief lässig:
»Wir werden erwartet. Miss Jetstar hat Aufnahme.«
Der Robot schien Cearena zu erkennen und öffnete das Portal. Peet musterte das Aufnahme-Freigelände und nahm die Abfahrt zur Tiefgarage. Den Gleiter parkte er mitten zwischen den Maschinen der Prominenz, stieg aus und riss die Seitentür auf. Cearena rief in die Richtung der Kontrollkameras:
»Sie folgen mir, Mac. Sie dürfen mir in der Maske helfen.«
»Sehr wohl. Bin jederzeit bereit, Ihnen zur Hand gehen zu dürfen.« Peet beobachtete verstohlen die Impulsfarben seines Spürgeräts. »Auf die zehnte Ebene. Dort findet Ihre Sendung statt, Miss Jetstar.«
Der Lift heulte vierzig Meter in die Höhe. Vor dem Studio B/II lockerten die Eindringlinge ihre
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