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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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war und dem man dort Essen angeboten hatte. Das Essen war ziemlich wichtig, weil …
    Plötzlich überlief es ihn eiskalt, als ihm der Rest der Geschichte wieder einfiel.
    Weil man nicht mehr fortdurfte, wenn man einmal von dem Essen gekostet hatte.
    Jonas begann fast zu hyperventilieren. Er atmete viel zu laut. Mit einem verwunderten Ausdruck im pockennarbigen Gesicht drehte sich ein Mann zu ihm um. Jonas biss die Zähne zusammen und versuchte die Luft anzuhalten. Aber davon wurde ihm schwindlig.
    Er legte den Kopf in den Nacken und starrte zu einem vereinzelten Wolkenfetzen hinauf. Was für ein wunderbarer Tag … ein wunderbarer Tag … ein wunderbarer Tag … Das Wetter war ein gutes Thema, um sich abzulenken, wenn alle anderen Gedanken zu gefährlich waren.
    Also vielleicht

Jonas riskierte einen weiteren Blick auf die Menge im Boot. Er versuchte, den Eiter, die Pockennarben, die fehlenden Zähne und Gliedmaßen nicht zu beachten. Irgendetwas an den Gesprächen auf dem Galaboot wirkte merkwürdig aufgesetzt und oberflächlich. Soweit er hören konnte, sagte niemand: »Was werden wir heute für einen prächtigen Königkrönen!« Und niemand fragte: »Kann mir jemand erklären, warum wir zu einer Krönung fahren, wenn doch der König letzte Nacht verschwunden ist?«
    Jonas sah sich um. Es wimmelte nur so von Galabooten, die allesamt flussaufwärts fuhren. Und jedes Mal, wenn er einen freien Blick aufs Ufer hatte, schien es ihm, als strömten auch die Menschen auf den Straßen in die gleiche Richtung. Alle waren auf dem Weg zur Krönung. Benahmen sich die Leute überall in den Booten und auf den Straßen so unnatürlich?
    »Kannst du die Turmspitzen schon sehen?«, fragte ein Mann seinen Jungen und wies in die Ferne.
    »Da vorn?«, fragte der Junge. »Ist das die Abtei von Westminster?«
    »Ja«, sagte der Mann. »Dort werden die Könige gekrönt.« Er machte eine kurze Pause. »Herrliches Wetter für eine Krönung, findest du nicht?«
    Das Boot legte an einem Kai an und die Menschen machten sich auf den Weg zur Kirche. Chip wollte mit der Menge davoneilen, aber Jonas und Alex hielten ihn auf dem Boot zurück. Chip wehrte sich.
    »Ich muss …«, zischte er. »Ich muss doch …«
    »Sei still!«, flüsterte Jonas. »Du kannst nicht durch die Menge. Auch unsichtbar nicht. Die Menschen würden ausrasten, wenn sie in dich hineinlaufen.«
    Als mit Ausnahme der Ruderer alle das Galaboot verlassen hatten, kletterten die vier vorsichtig auf den hölzernen Steg. Sie hielten sich am Rand der Mengeund liefen los, mussten aber bald zurückweichen, um Ellbogen, Schultern und Füßen zu entgehen.
    »Unmöglich!«, flüsterte Katherine. »So kommen wir nie voran!«
    In diesem Moment kamen Soldaten durch die Menge und befahlen: »Macht Platz! Macht Platz für den König!«
    Mit geschickten Ausweichmanövern gelang es den vieren, sich zu der offenen Stelle durchzuschlängeln, an der sich die Menge teilte.
    »Nicht schlecht!«, murmelte Alex.
    Sie hatte freie Bahn bis zu der hoch aufragenden Kathedrale.
    Chip stand genau in der Mitte des freigeräumten Areals und sah sich um.
    »Hier wäre ich entlanggekommen«, flüsterte er. »Ich hätte Kleider aus güldenem Tuch getragen und wäre unter einem seidenen Baldachin …«
    Er klang ruhig, doch auf seinem Gesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck. Er hatte die Augen zusammengekniffen und schien gedankenverloren seinen Vorstellungen nachzuhängen. Dabei spannte er immer wieder die Kiefermuskeln an, als trage er einen inneren Kampf aus. Er strich sich durch die kurzen Locken und ein verwunderter Ausdruck trat in seine Augen, als habe er lange, wallende Locken erwartet.
    Oder als habe er damit gerechnet, eine Krone zu berühren.
    Jonas war so damit beschäftigt, Chip zu beobachten, dass er den Aufruhr hinter sich gar nicht bemerkte.
    Eine Prozession näherte sich ihnen und der Kathedrale. Jonas erblickte Ritter in voller Rüstung auf Pferden; er sah die Spitze eines weißen Baldachins, der vermutlich aus Seide war, genau wie Chip ihn beschrieben hatte. Und dann hörte er den Jubel der Menge rund um die Prozession:
    »Lang lebe der König! Lang lebe König Richard III.!«
    Offensichtlich drangen die Worte im gleichen Moment auch an Chips Ohr. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und zurück blieb nichts als rasender Zorn.
    »Thronräuber! Mörder! Dieb!«, brüllte er. »Ihr verdient es nicht, König zu sein!«
    Dann rannte er los.

Sechzehn
    Jonas erkannte ganz genau, was Chip

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