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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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klug. Sie wusste, was sie tat. Deshalb war ich mir auch sicher, dass sie für mich und für Chip einen Rettungsplan hat.«
    »Na, dann wollen wir ihr mal einen Besuch abstatten«, sagte Katherine entschlossen.
    Sie schlichen über einen gepflasterten Weg, obwohl niemand in der Nähe war, der ihre Schuhe hätte quietschen hören. Als sie um die Ecke der steinernen Festung bogen, stellten sie fest, dass vor der einzigen Tür zwei Wachen postiert waren.
    »Und wie kommen wir an denen vorbei?«, murmelte Jonas.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Alex.
    Er schlich auf die Wachen zu, doch was er dann tat, konnte Jonas nicht genau erkennen. Er schien vor den Männern die Arme zu heben. Ließ er irgendetwas auf sie hinunterrieseln? Was sollte das nützen?
    Kurz darauf stürzte sich ein Schwarm großer schwarzer Krähen von einem Baum in der Nähe auf die Wachen und begann an ihnen herumzupicken.
    »Fort mit euch!«, schrien die Männer. »Sch, sch!«
    Die Flügel klatschten den Männern ins Gesicht. Diese lösten sich von ihren Markern, fuchtelten mit den Armen und drehten sich im Kreis, um die Vögel zu verscheuchen.
    »Jetzt!«, flüsterte Alex. »Schnell!«
    Während die Wachen mit den Vögeln kämpften, schob sich Alex durch die Tür. Jonas war direkt hinter ihm, gefolgt von Chip und Katherine.
    Als die Tür quietschend zufiel, fanden sie sich in einer kleinen Nische vor einer dunklen Kapelle wieder.
    »Woher wusstest du, dass das funktioniert?«, fragte Jonas.
    »Überleg doch mal«, erwiderte Alex. »Ich habe mit meiner Mutter und meinen Schwestern anderthalb Monate lang in diesem Gebäude festgesessen. Meinst du nicht, dass ich da einen Weg finden musste, um rein- und rauszuschlüpfen?«
    »Und mit was hast du die Wachen bestreut?«
    »Brotkrumen«, sagte Alex und grinste triumphierend.
    Jonas hätte ihn gern gefragt, warum er mit Brotkrümeln in der Tasche herumlief, aber das hätte ihn nur wieder ans Essen erinnert. Er wünschte, er hätte selbst ein paar Brotkrümel in der Tasche. Die hätte er allerdings nicht an Vögel verschwendet.
    »Kommt mit«, sagte Alex. »Die Gemächer unserer Mutter sind oben.«
    Auf Zehenspitzen schlichen sie eine dunkle, gewundene Treppe hinauf. Jonas fragte sich, ob alle Treppen im fünfzehnten Jahrhundert so beschaffen waren. Wie würde es sich wohl anfühlen, anderthalb Monate lang in diesem düsteren Gebäude festzusitzen?
    »Und das ohne Fernsehen, was?«, flüsterte er Alex zu. »Und ohne Videospiele.«
    »Soll das ein Witz sein?«, flüsterte Alex zurück. »Vor sechs oder sieben Jahren hat man in England die Druckerpresse eingeführt. Wir haben kaum ein Buch im Haus!«
    Sie kamen ans obere Ende der Treppe und schlichen in eine spärlich möblierte Kammer. Eine blonde Frau in einem eleganten schwarzen Kleid und fünf ebenfalls schwarz gekleidete Mädchen lehnten an einem Bett und hatten die Gesichter in der Decke vergraben.
    Sie weinten.
    »Äh, Chip?«, flüsterte Jonas. »Wenn das deine Mutterund deine Schwestern sind, dann wissen sie wohl schon, dass ihr wahrscheinlich tot seid.«
    Das Schluchzen war besonders schwer zu ertragen, weil Jonas an den Markern der Königin und ihrer Töchter sehen konnte, wie es gewesen wäre, wenn sich niemand an der Zeit zu schaffen gemacht hätte. Die Markerkönigin saß würdevoll auf dem Bett, lächelte, lachte und plauderte lautlos. Die Marker der fünf Mädchen, die Chip und Alex ausgesprochen ähnlich sahen, saßen neben ihrer Mutter. Eine von ihnen warf eine Flut blonder Locken über die Schulter und kicherte stumm.
    Augenblick mal, überlegte Jonas. Eigentlich dürften die Markerkönigin und die Prinzessinnen nicht so glücklich aussehen. Die Marker müssten diejenigen sein, die weinen. Sie würden doch mit Bestimmtheit wissen, dass Chip und Alex tot sind, oder nicht? Eigentlich müssten die Königin und die Prinzessinnen jetzt, nach unserem Eingreifen, noch ein wenig Hoffnung haben, dass Chip und Alex am Leben sind.
    Er kam ganz durcheinander und konnte nicht mehr auseinanderhalten, wie die Dinge mit oder ohne Eingriff verlaufen sollten.
    Mit etwas Pizza, Spaghetti oder Lasagne im Bauch könnte ich viel klarer denken, dachte er mürrisch.
    Katherine klopfte ihm auf die Schulter, was ihn ärgerte.
    »S-s-sieh doch nur«, stammelte sie und zeigte auf dieSeite des Zimmers, die der schluchzenden Königin samt den Prinzessinnen und ihren unheimlichen Markern gegenüberlag.
    Jonas wandte sich um und wollte Katherine gerade sagen, dass sie ihn in

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