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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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merken …«
    Ihre Stimme verlor sich, denn sie hatte sich geirrt. Sobald sich Chip und Alex in die Sessel niederließen und die Position ihrer Marker einnahmen, traten ihre Gestalten klar und deutlich hervor.
    »Es scheint zu funktionieren wie das Malnehmen von negativen Zahlen«, murmelte Jonas vor sich hin. »Negativmal negativgibt positiv. Also wird aus einem unsichtbaren Marker und einem unsichtbaren Zeitreisenden … ein ganz und gar sichtbarer Junge.«
    »Was redest du da?«, wollte Katherine wissen.
    »Egal«, murmelte Jonas.
    Chip löste sich sekundenlang von seinem Marker, um Alex anzugrinsen. Alex grinste zurück. Dann riefer mit hoher, klarer Kinderstimme, die wesentlich jünger klang als seine normale Stimme: »Mutter?«
    Die schluchzende Königin auf dem Bett – und die fünf schluchzenden Prinzessinnen – richteten sich kerzengrade auf und fuhren herum.
    »O nein, ihre Kleidung!«, stöhnte Katherine. »Sie sehen völlig verkehrt aus!«
    Doch die Königin und ihre Töchter schienen nicht zu bemerken, dass Chip und Alex eine seltsame Mischung aus fünfzehntem und einundzwanzigstem Jahrhundert ergaben. Wahrscheinlich können sie die Jeans, die Nikes und die kurzen Haare gar nicht sehen, überlegte Jonas. Vielleicht können das nur Zeitreisende. Dem Dienstmädchen im Tower ist auch nicht Seltsames aufgefallen.
    Und dann wunderte er sich nicht länger über Kleider, Haare oder sonst etwas. Die Königin stieß einen Freudenschrei aus und rief: »Meine Söhne! Oh, meine Söhne! Ich dachte, ich hätte euch für immer verloren!«
    Sie sprang auf und stürzte quer durchs Zimmer, um die beiden in einer innigen Umarmung an sich zu drücken. Die Prinzessinnen folgten ihr mit ausgebreiteten Armen. Auch sie umklammerten die Brüder. Sie waren so außer sich vor Freude, dass ihre lachenden und kichernden Marker auf dem Bett im Vergleich dazu regelrecht ernst wirkten.
    »Wie seid ihr hergelangt?«, fragte die Königin, als Chip und Alex sich aus der Umarmung gelöst hatten.»Meine treuen Diener haben mir berichtet, dass bei unserem Plan etwas fehlgeschlagen sei und ihr verschwunden wärt. Ich dachte, man habe uns hinters Licht geführt und der Feind hätte euch verschleppt.«
    »Wir glaubten fest, dass ihr tot wärt«, fügte die älteste Prinzessin hinzu.
    »Wir haben uns verborgen und kamen aus eigener Kraft hierher«, sagte Chip. »Wir haben die Wachen abgelenkt und uns die Treppe hinaufgeschlichen. Wir … wir wussten, dass Ihr einen Plan hattet, aber wir waren uns nicht sicher, wem wir vertrauen können.«
    Die Königin gab ein höchst undamenhaftes Schnauben von sich.
    »Zeigt das nicht just, in welchen Zeiten wir leben?«, fragte sie und ein Anflug von Trauer schwang in ihrer Stimme. »Wem können wir noch vertrauen?«
    »Gewiss wird Graf Rivers nun zu uns kommen, meint Ihr nicht?«, fragte Chip. »Wir können uns gegen Gloucester verschwören. Wir werden ihn besiegen.«
    Doch die Königin starrte über Chips Kopf hinweg ins Leere. Die Trauer war in ihr Gesicht zurückgekehrt.
    »Ihr wisst es nicht«, murmelte sie.
    »Was?«, fragte Alex.
    »Wir wissen, dass sich Gloucester zum König hat krönen lassen«, sagte Chip verbittert. »Und dass er Ammenmärchen über … über …«
    Die Königin tat diese Neuigkeit mit einer Handbewegungab, als sei sie völlig belanglos. Oder als habe sie wesentlich schlimmere Sorgen.
    »Er hat Rivers enthaupten lassen«, sagte sie dumpf. »Rivers und Grey und Vaughan … und auch Hastings ließ er richten, weil dieser sich gegen ihn verschworen habe, wie er sagt.«
    Jonas hatte keine Ahnung, wer diese Leute waren, bis auf Rivers. War das nicht Chips Onkel? Sein Verwandter mütterlicherseits, den er so gern mochte? Chip sackte bei dem Wort »enthaupten« in seinem Sessel zusammen und schlug vor Schreck und Entsetzen die Hände vors Gesicht.
    »Nein …«, stöhnte er.
    Neben ihm schüttelte Alex ungläubig den Kopf. Bei jedem weiteren Namen, den die Königin nannte, verschlug es den beiden aufs Neue den Atem. Schließlich ließ Chip die Hände sinken und sah zu seiner Mutter auf.
    »Hat er uns denn niemanden gelassen?«, wisperte er. »Wir haben immer noch uns selbst«, sagte seine
    Mutter würdevoll. »Meine Töchter. Meine Söhne. Und mich.«
    Chips Gesicht war deutlich anzusehen, was er von einer Königin und ein paar Prinzessinnen als einzigen Verbündeten hielt. Jonas hoffte nur, dass Katherine es nicht bemerkte.
    »Dieses Gespräch … es muss zum Teil ursprünglich so

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