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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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gegen die Wand.
    »Ich verstehe das immer noch nicht«, gab Jonas zu. »Was soll diese Geschichte, dass dein Vater vor seiner Heirat einer anderen ›versprochen‹ war? Was hat das mit alldem zu tun? Wen kümmert das?«
    »Es ist eine Verleumdung«, sagte Chip verbittert. »Ein Vorwand.«
    »Na ja«, sagte Alex. »Vielleicht … so wie wir ihn kennen … vielleicht war unser Vater wirklich mit einer anderen Frau verlobt, ehe er unsere Mutter geheiratet hat.«
    »Na und?«, sagte Katherine, die immer noch wütend war. »Vielleicht hat ihm die Frau den Laufpass gegeben. Erzählt mir bloß nicht, dass Frauen das im fünfzehnten Jahrhundert nicht dürfen!«
    Selbst im Halbdunkel der Krypta konnte Jonas sehen, dass Alex die Stirn runzelte.
    »Äh … eigentlich nicht«, sagte Alex. »Für jemand, der König von England ist, hat Heiraten nichts mit Romantikzu tun. Es ist eine strategische Angelegenheit, bei der es darum geht, mächtige Familien zusammenzuführen und Ansprüche auf Ländereien und Titel zu sichern. Nur dass unser Vater, Eduard IV., eine Vorliebe dafür hatte, sich ständig in irgendwelche Frauen zu verlieben. Vielleicht hat er wirklich einer versprochen, sie zu heiraten, es dann aber nie getan. Ein solches Versprechen wäre rechtlich bindend.«
    »Und unsere Mutter zu heiraten wäre dann so etwas wie Bigamie«, sagte Chip düster. »Und keine legale Heirat. Damit wären wir unehelich und keine rechtmäßigen Nachkommen des Königs. Also hätten Alex und ich – keinen Anspruch darauf, König zu werden.«
    Jonas ließ sich das durch den Kopf gehen. Als Adoptivkind war er immer mehr oder weniger davon ausgegangen, dass seine leiblichen Eltern bei seiner Geburt nicht verheiratet waren.
Ihm
war das egal. Schließlich war es nicht seine Schuld.
    Aber 1483 musste das für die Menschen von großer Bedeutung gewesen sein, wenn es den Ausschlag dafür gab, wer König wurde.
    »Wenn alle behaupten, dass du gar nicht König warst, warum haben sie sich dann die Mühe gemacht, dich aus dem Fenster zu werfen?«, fragte er.
    »Dass Richard den Leuten im Augenblick weismachen kann, dass ich nicht der König bin, bedeutet noch lange nicht, dass ihm das auch weiterhin gelingt«, meinte Chip. »Jedes Mal, wenn er etwas tut, was ihnennicht passt, können sie sich gegen ihn verschwören, um ihn loszuwerden. Solange ich lebe, könnten sie jederzeit sagen: ›Ups, wir haben uns vertan. Eduards Eltern waren doch verheiratet. Also ist er der echte König! Jagen wir diesen Richard zum Teufel!‹«
    Jonas dachte darüber nach. Es hörte sich wirklich nicht besonders toll an, König zu sein. Es klang, als würde man sich die ganze Zeit darum sorgen, vom Thron gestoßen zu werden.
    »Oooh«, sagte Katherine. »Das ist genau wie in der fünften Klasse.«
    »Was?«, sagte Jonas.
    »Weißt du nicht mehr?«, erinnerte ihn seine Schwester. »Letztes Jahr war Kelly Todd so was wie die Königin der Fünftklässlerinnen. Und dann ist Courtney LaRosa aus Kalifornien hergezogen und alle fanden sie unglaublich toll, weil sie aus Kalifornien kam und so. Aber das hat ihr nicht gereicht. Sie musste unbedingt dafür sorgen, dass die anderen Kelly Todd nicht mehr ausstehen konnten. Damit Kelly ihre Macht nie wieder zurückgewinnen kann. Und dann –«
    »Katherine! Die königliche Familie von England ist doch nicht mit einem Haufen dummer Fünftklässlerinnen vergleichbar!«, sagte Jonas.
    »Ist sie wohl!«, entgegnete Katherine, die jetzt richtig in Fahrt war. »Also, Chip, ich verrate dir, was Kelly geholfen hat und was du wegen deines Onkels tun musst. Du solltest –«
    »Jedenfalls sollte er nicht versuchen, den Thron zurückzugewinnen«, unterbrach Jonas sie streng. »Eigentlich müssen wir alle Welt davon überzeugen, dass er tot ist. Wisst ihr noch?«
    »Ja. Stimmt«, sagte Katherine.
    Sie schwiegen eine Weile. Wieder konnte Jonas oben den Jubel hören.
    »Richard haben wir anscheinend überzeugt, dass Alex und ich tot sind«, sagte Chip. »Schließlich hat er uns nicht verfolgen lassen. Glaubt ihr, das reicht?«
    »Unsere Mutter muss es auch denken«, sagte Alex unglücklich.
    Es war seltsam, wie selbstsicher und erfahren Alex klingen konnte, wenn es um wissenschaftliche Fakten oder Details aus dem Jahr 1483 ging. Aber jedes Mal, wenn er von seiner Mutter, der Königin, sprach, klang er wieder wie ein kleiner Junge.
    »Also finden wir heraus, wie wir wieder unsichtbar werden können«, schlug Jonas vor. »Und dann erscheinen wir deiner

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