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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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seiner Seite kämpfen würde, hatte er dessen Sohn, Lord Strange, entführen und als Geisel festsetzen lassen. Er hatte gedroht, Lord Strange töten zu lassen, sollten Lord Stanleys Männer nicht für ihn kämpfen.
    Richard öffnete den Brief und überflog ihn. Dann lachte er bitter auf.
    »Majestät?«, sagte einer der Männer in Rüstung fragend.
    Richard zerknüllte den Brief.
    »Er sagt, es sei ihm gleich – er habe noch mehr Söhne«, sagte Richard unbewegt und ließ den Brief fallen.
    »Soll ich den Wachen sagen, dass Ihr Lord Stranges Tod befehlt?«, erbot sich einer der Männer und eilte zum Zeltausgang. Er klang, als wollte er das Weite suchen.
    Richard drehte sich um und starrte den Mann an.
    »Nein«, sagte er, die Stimme immer noch kalt und ausdruckslos. »Ich lasse nicht noch einen Knaben dafür sterben, dass er der Sohn seines Vaters ist.«
    Dem Mann blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Die anderen Männer begannen zu flüstern: »Noch einen Knaben?
Noch einen
?« Offensichtlich nahmen sie an, er meine Eduard V. – Chip. Sie taten, als sei der König im Begriff, den Mord zu gestehen.
    Doch Jonas sah den Kummer in Richards Augen.
    Er redet von seinem eigenen Sohn, dachte er. Er glaubt, dass sein Sohn wegen ihm gestorben ist und wegen seiner Sünden.
    Der Mann, der vorgeschlagen hatte, Lord Strange töten zu lassen, wurde unruhig.
    »Soll ich … den Wachen befehlen, ihn freizulassen?«, fragte er ungläubig.
    »Nicht jetzt«, erwiderte Richard. »Wir haben eine Schlacht zu schlagen.«
    Jonas fragte sich, ob Richard und der Mann in der Rüstung diese Worte auch im ursprünglichen Verlauf der Geschichte gewechselt hatten. Oder war Richards Gespräch mit Jonas und Katherine in der vergangenen Nacht der Grund für seine Weigerung, Lord Strange töten zu lassen? Hatten Jonas und Katherine Lord Strange das Leben gerettet? Von dort, wo Jonas stand, war nicht zu erkennen, ob Richards Mundbewegungen von denen seines Markers abwichen, oder ob er das Gleiche sagte wie beim ersten Mal. Den anderen Mann hatte Jonas nicht aufmerksam genug beobachtet, um sagen zu können, ob sich seine Worte verändert hatten.
    Richard wandte sich um und marschierte aus dem Zelt. Die anderen Männer folgten ihm. Jonas und Katherine blieben allein zurück.
    »Vielleicht sollten wir in Richards Nähe bleiben?«, flüsterte Jonas. »Du weißt, dass HK gesagt hat, wir könnten Chip und Alex nicht herausholen, ehe Richard sie gesehen hat.«
    »Erst will ich mit den beiden reden«, verlangte Katherine halsstarrig. »Damit wir sicher sein können, dass sie auch bereit sind.«
    »Meinetwegen«, sagte Jonas achselzuckend. Er wusste nicht, ob es die anhaltende Zeitkrankheit war oder das spärliche Frühstück, das aus nichts als Birnen bestandenhatte, jedenfalls fühlte er sich schwummrig und durcheinander. Seine Gedanken überschlugen sich.
    Was ist, wenn Chip und Alex nicht bereit sind, zu gehen?, fragte er sich. Was hat HK noch mal gesagt, was wir tun sollen?
    »Komm mit«, sagte Katherine und zog ihn am Arm.
    Sie verließen das Zelt. Diesmal mussten sie keine Wachen umgehen, weil diese, genau wie alle anderen im Umkreis, sich um Richard geschart hatten. Mit der Krone auf dem Helm saß er hoch oben auf einem Pferd und seine Rüstung glänzte im Sonnenlicht.
    »Entsaget Eurer Angst«, rief er seinen Männern zu. »Und als tapfere Streiter tragt die Banner voran!«
    Banner, das wusste Jonas, waren die Fahnen der einzelnen Anführer auf dem Schlachtfeld. Tief unten, am Fuß des Hügels, sah Jonas eine riesige Fahne mit einem roten Drachen über das Feld kommen.
    Es war das Wappen von Heinrich Tudor, Richards Feind. Er rückte heran.
    Richard warf einen Blick über die Schulter und schien das Drachenbanner ebenfalls zu entdecken.
    »Ein jeder führe nur einen guten Schwertstreich und der Tag ist unser!«, rief er. »Auf sie!«
    Richards Männer jubelten. Dann stürmten sie den Hügel hinab.
    »Das war wohl die Anfeuerungsrede vor dem Spiel, was?«, flüsterte Katherine.
    »Logo«, sagte Jonas. »Das Gleiche in Grün.«
    Doch das war es nicht. Jonas hatte schon viele Sportarten betrieben: Fußball, Basketball, sogar einige Jahre lang Baseball. Und er hatte Trainer erlebt, die um jeden Preis gewinnen wollten. Aber keiner hatte seine Spieler losgeschickt, um zu töten.
    Am Fuß des Hügels fiel der erste Mann. Dann der zweite. Und der dritte. Überall auf dem Feld vor ihnen brachen Männer zusammen und starben.
    Jonas sah, dass Katherines

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