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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Unterlippe zitterte. Auch sie hatte die Mordlust aus dem Jubelgeschrei herausgehört. Sie sah das Blut auf dem Feld. Und sie wusste, dass sie nicht einfach nur ein Footballspiel verfolgten, einen Spielfilm ansahen, in dem das Blut nicht echt war. Sie wandte den Blick ab, fort von der Schlacht.
    »Chip und Alex sind sicher noch nicht in der Nähe der Kämpfe«, sagte Jonas sanft. »Lass uns gehen.«
    Sie hielten sich am Rand der Schlacht und blieben weit hinter den Bogenschützen, die unentwegt ihre Pfeile abschossen. Jonas hatte das Bogenschießen im Pfadfinderlager einmal ausprobiert und es war ihm sinnlos und albern vorgekommen. Er und seine Freunde hatten sich darüber amüsiert, wie selten ihre Pfeile die Zielscheibe trafen.
    Diese Bogenschützen waren grimmig und ernst. Sie spannten die Muskeln an, die Bogensehnen surrten … und wieder brachen draußen auf dem Feld Männer tot zusammen.
    Pfeile können Metall durchbohren, dachte Jonas schaudernd.
    Direkt vor ihnen kippte ein Bogenschütze mit einem Pfeil in der Seite um.
    Jonas nahm sich nicht die Zeit, nach dem Schützen Ausschau zu halten, der so weit übers Feld geschossen hatte. Er packte Katherines Hand.
    »Lauf!«, schrie er und zog sie mit sich.
    Es spielte keine Rolle, dass sie die Flanke des Hügels mit lautem Getöse hinunterrannten. Auf dem Schlachtfeld schrien und weinten die Männer, Schwerter, Lanzen und Messer prallten aufeinander. Und ihr Klang schien sich tief in Jonas’ Inneres zu wühlen.
    Neben ihm stürzte Katherine zu Boden.

Einunddreißig
    »Katherine!«, schrie Jonas.
    Er kniete sich neben sie und suchte nach dem Pfeil. Soll ich ihn rausziehen oder stecken lassen?, fragte er sich. Warum hatte HK das nicht vorausgesehen? Warum hatte er sie nicht gewarnt?
    »HK«, schrie er, denn sicher würde er sie nun aus 1485 herausholen müssen, sicher würde er sie nun …
    Katherine hob den Kopf. Ihr fast durchsichtiges Gesicht war jetzt von fast durchsichtigem Schlamm bedeckt.
    »Kannst du mal die Klappe halten?«, sagte sie. »Ich bin doch nur ausgerutscht. Siehst du nicht, wie schlammig es hier ist? Wie in einem Sumpf oder so was.«
    Das war Jonas noch gar nicht aufgefallen. Erstaunlich, was man alles ausblenden konnte, wenn man in Panik war oder Angst hatte. Er sah auf seine schlammigen Füße und fragte sich, warum er noch nicht bemerkt hatte, wie schlecht man hier vorwärtskam. Konnte er überhaupt noch klar denken?
    Zögernd atmete er durch. Dann noch einmal. Widerwilligsah er sich um. Eine spärliche Baumreihe befand sich jetzt zwischen ihnen und den Bogenschützen. Und keiner der Soldaten wagte sich in ihre Richtung, was vermutlich am Sumpf lag. Solange Jonas und Katherine unten blieben und sich vor Pfeilen in Acht nahmen, schwebten sie in keiner größeren Gefahr als zu Hause in ihrem eigenen Vorgarten.
    »Wir müssen Ruhe bewahren«, sagte er zu Katherine. »Es gibt keinen Grund, die Nerven zu verlieren.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass wir losrennen sollen«, schimpfte Katherine. »Und ich hab dich auch nicht durch den Morast gezerrt.«
    Sie stand auf und begann sich den Schmutz abzuwischen, der schnell antrocknete. Wenn er in anderer Stimmung gewesen wäre, hätte Jonas darüber gelacht, dass der Schlamm, genau wie Katherine, so gut wie unsichtbar war, bis zu dem Moment, in dem er von ihr abfiel. Dann wurde er braun und klumpig. Es war, als würde Jonas zusehen, wie es Schlammflocken regnete.
    »Hoffen wir, dass das niemand sieht«, sagte er und schaute sich um. »Außerdem spielt es sowieso keine Rolle, wie du aussiehst. Hast du vergessen, dass dich keiner sehen kann?«
    »Chip und Alex können mich sehen«, widersprach Katherine.
    »Ah,
Chip «
, zog Jonas sie auf. »Klar, Für ihn musst du natürlich aussehen wie aus dem Ei gepellt.«
    Das war nicht besonders fair, denn Chip hatte Katherineschon mit brennenden Haaren gesehen, von der Übelkeit der Zeitkrankheit geschüttelt und völlig verschwitzt nach einer Fahrradtour zur Stadtbücherei bei ihnen zu Hause, wo sie das Geheimnis um die Herkunft von Chip und Jonas hatten lüften wollen. Ihre Zeitreiseabenteuer ließen es gar nicht zu, dass Katherine die allzeit adrette und frisch frisierte Cheerleaderin herauskehrte.
    Katherine hörte auf, sich den Schlamm abzuwischen.
    »Was ist, wenn er uns nicht sehen kann?«, fragte sie. »Wenn er und Alex jetzt komplett im fünfzehnten Jahrhundert aufgegangen sind? Wenn sie sich überhaupt nicht mehr an uns erinnern?«
    »HK hat gesagt, sie

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