Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix

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ist?«
    »Ich vergebe ihm«, sagte Chip leise. »Ich … ich weiß, wie es ist, wenn man bereit ist, für die Herrschaft zu töten.«
    Jonas erinnerte sich an den vernichtenden Blick, mit dem Chip aufs Schlachtfeld gestürmt war und gerufen hatte: »Meine Krone! Das ist meine Krone!«
    Kein Wunder, dass ihn seine Vergangenheit so zu quälen schien. Kein Wunder, dass er HK gebeten hatte, seine Erinnerungen auszulöschen.
    »Ist es nicht ein Unterschied, ob man auf dem Schlachtfeld töten will«, warf Jonas ein, »oder unschuldige Kinder nachts in ihren Betten?«
    » Du
hast doch gesagt, der Tod auf dem Schlachtfeld wäre sinnlos«, erinnerte ihn Chip. »Du hast gesagt, wenn ich dort sterbe, wäre es für nichts und wieder nichts.«
    »Ich wusste nicht, dass du bei dem Versuch sterbensolltest, deinem Bruder das Leben zu retten«, sagte Jonas.
    Er hatte die anderen gefragt: Er war der Einzige, der die Marker ein letztes Mal gesehen hatte; die leuchtenden, geisterhaften Versionen von Chip und Alex unter der Streitaxt. Und im Grunde war er froh, dass es den anderen erspart geblieben war.
    Gleichzeitig war er froh, zu wissen, wie die Geschichte ausgegangen war. Es ließ Chip für ihn in einem besseren Licht erscheinen.
    Jonas sah, wie Katherine zögernd Chips Hand ergriff und sie leicht drückte. Die beiden hatten zu seiner Erleichterung keine große Sache um ihr Miteinandergehen gemacht. Chip erwiderte den Druck, dann ließen sie sich wieder los.
    Jonas sah in die Ferne, die aus zweistöckigen Häusern, nachgemachten schmiedeeisernen Straßenlaternen und akkurat gestutzten Vorstadteichen und -ahornbäumen bestand. Auch wenn er sich nicht lange im Mittelalter aufgehalten hatte, erschrak er immer wieder über dieses Ausmaß an … Zivilisation. Chip und Alex muss das alles noch viel seltsamer vorkommen, überlegte er. Was ist schon ein »Fürwahr« hier und da, wenn sie es trotzdem schaffen, sich mehr oder weniger normal zu verhalten?
    In der Ferne kam ein Mann den Bürgersteig entlangspaziert, der einen großen Bobtail an der Leine führte. Katherine, die neben Jonas saß, erstarrte.
    »O nein«, murmelte sie, sprang auf und rannte dem Mann entgegen.
    Jonas kniff die Augen zusammen und begriff.
    Es war HK.
    »Nein!«, rief Katherine ihm entgegen. »Ich weiß, warum du hier bist – du kannst Jonas nicht mitnehmen. Das lasse ich nicht zu! Ich habe die ganze Woche darüber nachgedacht. Ich werde schreien und kreischen und behaupten, dass du ein Kidnapper bist und –«
    »Ich bin nicht hier, um Jonas in sein Zeitalter zu schicken«, sagte HK. »Ich habe nicht vor, irgendjemanden zu zwingen, irgendwo hinzugehen, wo er oder sie nicht hinwill.«
    Katherine hielt immer noch die Stellung und versperrte den Bürgersteig. Als 1,50 Meter große und 38 Kilo schwere Barriere. Wahrscheinlich hätte der Bobtail sie mit einer Pfote umwerfen können. Trotzdem war Jonas ein bisschen gerührt, dass sie es versuchte.
    »Versprochen«, sagte HK und kam näher. »Passt auf, ich habe einen neuen Ausdruck aus eurer Zeit gelernt.« Er hob die rechte Hand. »Großes Pfadfinderehrenwort.«
    Jonas wechselte einen Blick mit Chip und Alex. Er fragte sich, wer von ihnen HK erklären sollte, dass sich das für einen erwachsenen Mann nicht empfahl, es sei denn, er war Pfadfinderführer und hatte es mit ganz kleinen Knirpsen zu tun.
    Die anderen beiden zuckten nur die Achseln.
    »Na, dann …«, stotterte Katherine ein bisschen herum, während sie die Gangart wechselte. »Dann sag uns, wann ihr vorhabt, den Welleneffekt auszulösen? Ist mit der Zeit alles in Ordnung?«
    HK schien sich das Lächeln verkneifen zu müssen, als Katherine den Zeitreiseterminus »den Welleneffekt auslösen« verwendete. Er hatte ihnen diese Dinge erklärt, als sie zum ersten Mal davon erfuhren, dass sie verschollene Kinder der Geschichte waren. HK und seine Mitstreiter hatten die Auswirkungen des Kinderraubs angehalten. Indem sie die Kinder zurückbrachten, verfolgten sie das Ziel, der Zeit zu ermöglichen, wieder ihren ursprünglichen Verlauf zu nehmen.
    »Der Welleneffekt wurde bereits ausgelöst«, sagte HK. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Aber … aber … wenn in den letzten zehn Minuten nichts Einschneidendes mehr passiert ist, dann gibt es im Internet nicht eine Seite mit korrekten Informationen über das, was Chip, Alex und Richard III. widerfahren ist«, wandte Katherine ein.
    HK blieb einige Schritte vor ihnen stehen.
    »Habt ihr erwartet, dass die Geschichte