Die Intrige
zusammengeblieben. Chip und Jonas und Katherine und ich … wir haben in die Geschichte eingegriffen. Warum weiß das niemand?«
»Na ja«, sagte HK. »Da wäre die Sache mit dem Shakespearezitat, das hundert Jahre zu früh die Runde machte …«
»Ups«, sagte Alex.
HK zuckte die Achseln.
»Unter den gegebenen Umständen war das bedeutungslos«, sagte er. »Ansonsten … alle, die gehört haben, wie Richard Chip die Krone antrug, sind auf dem Schlachtfeld ums Leben gekommen. Ebenso jene, die gesehen haben, wie ihr euch von euren Markern gelöst habt und die Prinzen sich in Luft auflösten. Es hat so gut funktioniert, dass es fast aussah wie … Bestimmung.«
Er schien ihm peinlich zu sein, das Wort auszusprechen, das an diesem sonnigen Herbsttag im Amerika des einundzwanzigsten Jahrhunderts so fehl am Platz wirkte.
»Trotzdem«, sagte Alex. Er sah sich um, als habe er plötzlich Angst. »Du kannst mir nicht erzählen, dass noch keiner darüber nachgedacht hat. Ich ruiniere doch nichts, wenn ich darüber rede –«
»Über was?«, wollte Katherine wissen. »Kannst du vielleicht mal mit der Sprache rausrücken?«
Alex senkte die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Dann sah er wieder zu HK auf.
»Chip und ich, wir gehören trotzdem nicht ins einundzwanzigste Jahrhundert«, sagte er. »Dass Jonas und Katherine uns gerettet haben, hat das fünfzehnte Jahrhundert nicht ruiniert. Schön und gut. Das ist prima. Aber verändern wir nicht
dieses
Zeitalter, mit allem, was wir hier und jetzt tun? Sollen wir uns vielleicht darauf einstellen, nie irgendwelche brillanten wissenschaftlichen Entdeckungen zu machen, nie einer Arbeit nachzugehen, nie zu heiraten und Kinder zu haben, um nur ja keinen Einfluss zu nehmen?« Er sah zu Chip hinüber, dem der Mund offen stand. »Tut mir leid. Ich musste das sagen.«
HK kam einen Schritt näher und hockte sich vor die beiden Jungen.
»Alex, ich verstehe, wie du darauf kommst«, sagte er sanft. »Aber du gehst von einer falschen Grundannahme aus. Oder … von unvollständigen Informationen. Ihr müsst euch nicht darum sorgen, in diesem Zeitalter unsichtbar zu bleiben. Lebt. Benutzt euren Verstand, um so viele Entdeckungen zu machen, wie ihr wollt. Ob in der Wissenschaft oder anderswo. Verliebt euch, heiratet, habt Kinder – wenn die Zeit dafür gekommen ist, meine ich. Nehmt Einfluss. Es gibt Zeitexperten, die deine Einschätzung vor Kurzem noch geteilt hätten. Aber inzwischen sehen wir die Dinge etwas anders. Dieses Zeitalter ist deutlich mehr im Fluss, als wir dachten. Es sieht langsam danach aus, als ob … nun, als ob der Zeitunfall vielleicht vorgesehen war. Als ob er Teil derGeschichte werden sollte.« Er lachte vor sich hin. »Es macht uns noch nicht einmal mehr Sorgen, dass Angela DuPre den Klempner nicht heiraten wird, den wir für ihre Bestimmung hielten. Was Hadley sicher freuen wird …« Den letzten Satz murmelte er mehr oder weniger vor sich hin, ehe er wieder zu den Freunden aufsah. »Es verändert sich alles Mögliche. Und das ist gut so.«
Wenn Jonas eine Wette hätte abschließen sollen, wer von ihnen am ehesten für wissenschaftliche Entdeckungen infrage kam, hätte er sein Geld auf Alex gesetzt. Selbst Katherine war in den Naturwissenschaften besser als er. Trotzdem ging ihm ein Gedanke durch den Kopf, auf den noch niemand gekommen zu sein schien.
Was ist, wenn wir für all diese Veränderungen verantwortlich sind?, fragte er sich. Wenn wir stärker Einfluss genommen haben, als wir je ahnen werden?
»Apropos Veränderungen …«, sagte HK, stützte sich auf einem Knie ab und wandte sich leicht zur Seite, um alle vier gleichzeitig ansehen zu können. »Ich bin nicht nur gekommen, um mich mit euch zu unterhalten.«
Katherine stemmte die Hände in die Hüften.
»Hab ich es doch gewusst!«, sagte sie. »Du bist immer noch darauf aus, Jonas zu überreden, seinen Part zu spielen, stimmt’s? Ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht zulasse!« Sie drehte sich zum Haus um, als wollte sie gleich ein mächtiges Gebrüll anstimmen:Mom! Mom! Komm schnell! Ruf die Polizei! Jemand will Jonas entführen!
»Darf ich es vielleicht erklären?«, unterbrach sie HK. »Bevor du in Panik ausbrichst?«
Katherine hielt verblüfft inne und ließ die Luft ab.
»Aber beeil dich«, murmelte sie.
»Wir sind so weit, das nächste Kind in die Zeit zurückzuschicken. Aber es ist nicht Jonas«, fügte HK schnell hinzu. »Es ist Andrea Crowell. Erinnert ihr euch an sie?«
»O
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