Die Intrige
als Ning das Telefon auf Ethans Armlehne stellte.
»Es wird alles gut«, beruhigte er ihn, nahm ein paar Taschentücher aus einer Schachtel und warf sie Ethan in den SchoÃ.
»Hör auf zu heulen«, befahl Dr. D.
Ryan ergänzte Dr. D.s schroffe Art durch besondere Freundlichkeit und forderte ihn sanft auf: »Komm schon, Ethan, Kumpel, ruf deine GroÃmutter an und dann kannst du wieder dein eigenes Leben leben.«
Nachdenklich sah Ethan auf.
»Wohnst du noch bei Ted und Amy in dem Strandhaus?«
»Klar«, log Ryan, während sich Ethan die Augen rieb. »Ein paar Wochen nach der Explosion ist es renoviert worden. Vor ein paar Monaten sind wir wieder eingezogen.«
»Glaubst du, ich könnte bei euch wohnen?«
»Da muss ich meinen Dad fragen«, meinte Ryan. »Er mochte dich gern.«
»Meine Mum wäre zwar nicht da, aber zumindest könnte ich auf meine alte Schule gehen. Und ich würde am gleichen Ort wohnen.«
Schuldbewusst schmückte Ryan seine Lüge aus. »Amy und mein Dad haben dich immer gemocht. Ruf an.«
»Okay«, sagte Ethan, holte tief Luft, tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch und nahm den Hörer ab.
Es dauerte eine Weile, bis er die Nummer des Kreml und die Durchwahl zu seiner GroÃmutter gewählt hatte.
»Es klingelt«, verkündete er dann.
Nachdem Ethan Irena erzählt hatte, wo er war und was mit dem Geld passiert war, nahm ihm Dr. D. das Telefon ab.
»Irena Aramov«, sagte Dr. D. »Nett, wieder einmal mit Ihnen zu sprechen.«
»Kennen wir uns?«, fragte Irena.
In Anbetracht dessen, was ihr Enkel ihr eben erzählt hatte, klang Irena erstaunlich gefasst.
»Wir haben uns vor sechzehn Jahren in Moskau getroffen«, erklärte Dr. D. »Damals haben Sie versucht, einen Haufen gestohlener radioaktiver Zünder von Israel nach Nordkorea zu schmuggeln. Ich habe damals den Preis mit Ihnen ausgemacht. Die Zünder waren natürlich falsch. Sie haben drei Flugzeuge verloren und neun Mitglieder Ihrer Flugbesatzung bekamen lange Haftstrafen.«
»Dann sind Sie ein kluges Mädchen, Dr. D.«, erwiderte Irena gereizt. »Ich wette, Sie sind sehr stolz auf sich.«
»Wir haben Ihr Geld«, verkündete Dr. D. »Damit ist der Zusammenbruch des Clans unvermeidlich. Die Frage ist nur, ob er in Ruhe abgewickelt oder gewaltsam zerschlagen wird.«
»Ich bin nicht dumm«, fuhr Irena sie an. »Sie müssen mir das nicht haarklein erzählen.«
»Ihre Familie kann geschützt werden«, sagte Dr. D. »Alle direkten Verwandten, die während der Auflösung des Aramov-Clans vollständig kooperieren, werden freie Einreise in die Vereinigten Staaten erhalten und nicht strafrechtlich verfolgt werden.«
Dr. D. hörte, wie Irena zweimal mühsam Atem holte, bevor sie antwortete.
»In Philadelphia gibt es einen Onkologen. Jemand hat mir einen Zeitungsartikel gezeigt, in dem steht, dass er durch eine experimentelle Chemotherapie auÃergewöhnliche Erfolge bei meiner Art von Lungenkrebs erzielt.«
»Sie sind nicht gerade in einer starken Verhandlungsposition«, verwies sie Dr. D. »Sobald die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden, wird im Clan das Chaos ausbrechen.«
»Das wollen Sie genauso wenig wie ich«, lachte Irena.
»Das stimmt«, erwiderte Dr. D., »daher bin ich bereit, dieses Zugeständnis zu machen. Die TFU wird den Aramov-Clan leiten, solange er abgewickelt wird. Wenn es medizinisch möglich ist, bekommen Sie Ihre Therapie und Immunität für alle Familienangehörigen, die mit uns zusammenarbeiten. Wenn Sie damit einverstanden sind, will ich Ihre Antwort jetzt gleich hören.«
Nach einer weiteren langen Pause antwortete Irena traurig: »Ich denke, ich bin einverstanden.«
37
Um zwei Uhr nachmittags erreichten Ryan, Ning und der angeschlagene, zusammengeflickte Kazakov den Campus. Kazakov verabschiedete sich bei den Personalunterkünften im zweiten Stock, während Ryan und Ning mit dem Aufzug weiter in den siebten fuhren.
Es war niemand da, weil alle anderen mitten am Nachmittag Unterricht hatten. Ning bekam vor ihrer Zimmertür eine SMS .
»Einsatzabschlussbesprechung um fünf Uhr in Zaras Büro«, verkündete sie. »Ning, die geheimnisvolle Wahrsagerin, sieht ein dunkelblaues T-Shirt für dich in allernächster Zukunft.«
Ryan versuchte, bescheiden auszusehen, konnte aber beim
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