Die Intrige
nur ins dunkle Innere eines Metallbriefkastens.
»Auf jeden Fall ist niemand zu Hause«, stellte Amy fest.
»Ich habe unten auch Dans Auto nicht gesehen«, bestätigte Ning.
Amy hatte nicht riskieren wollen, mit Einbruchswerkzeug durch die Sicherheitskontrollen am Flughafen zu gehen, doch sie hatte immer einen normalen Schraubenschlüssel und ein paar altmodische Dietriche in der Handtasche.
»So was habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht«, meinte sie, als sie das Schloss untersuchte. »Keine Spur von einer Alarmanlage und hier ist es recht ruhig. Was meinst du, sollen wir uns drinnen einmal umsehen?«
Ning nickte.
»Wenn wir Dans Sachen sehen, wissen wir jedenfalls, dass er noch hier wohnt. Ich halte die Ohren offen, ob ich jemanden auf der Treppe höre.«
Amy suchte zwischen Make-up und Eyeliner ihre Werkzeuge aus der Umhängetasche hervor. Eigentlich hatte sie mehr Widerstand von dem Schnappschloss erwartet, doch obwohl auf der Platte über dem Türschloss der Name eines bewährten Herstellers eingraviert war, war der Mechanismus dahinter eine billige Kopie, die bei der ersten Drehung des Schraubenschlüssels und einem leichten Wackeln eines Dietrichs nachgab. Der Riegel war sogar noch einfacher zu entfernen.
»Die Fälschungsbranche hat durchaus auch ihre Vorteile«, stellte Amy befriedigt fest und lächelte Ning an. »Dann mal rein.«
Schon der Kleiderständer und die ausgetretenen Turnschuhe an der Tür sagten Ning, dass Dan noch dort wohnte.
»Sehen wir uns mal diskret um«, schlug Amy vor. »Vielleicht finden wir heraus, was er so treibt. Und achte auf eine Telefonrechnung oder eine Sim-Karten-Packung. Seine neue Telefonnummer wäre ein Geschenk des Himmels.«
Die Wohnung bestand nur aus einer Kochnische, einem Badezimmer und einem Wohnraum mit nicht viel drin. Als Amy an der Plastiktür zum Bad vorbeiging, schoss ein muskulöser Arm hervor, packte sie um den Hals und zerrte sie rückwärts ins Bad.
Doch Amy war weit kräftiger, als ihr Angreifer erwartet hatte, und sie befreite sich von dem Arm, indem sie den Daumen verdrehte, der sich ihr in den Hals bohrte, holte dann aus und traf den Mann hinter ihr mit dem Ellbogen auf die Nase.
»Das ist Dan!«, schrie Ning auf, als sie ihn erkannte. Doch Amy hatte bereits zu einem kräftigen Schlag angesetzt.
Dan stürzte in sein Bad zurück und fiel in die Duschkabine, deren Vorhang er im Fallen abriss.
Ning eilte zu ihm, als Amy von ihm ablieÃ.
»Dan, ich bin es!«, rief sie.
Ning kamen fast die Tränen, als sie dem jungen Mann in die Augen sah, der ihr das Leben gerettet hatte. Dans Glück war ein wenig durch Schmerz und Verwirrung gemildert, doch selbst mit einer blutenden Nase brachte der massige Siebzehnjährige ein Lächeln zustande.
»Warum du hier?«, fragte er in gebrochenem Englisch.
Amy nahm ein Päckchen Taschentücher aus ihrer Tasche. »Gib ihm das für seine Nase.«
»Lange Geschichte«, erklärte Ning. »Warum hast du nicht die Tür aufgemacht?«
»Ich geduscht«, sagte Dan und zog sich am Waschbecken hoch. »Ich singe in Dusche, deshalb nicht gehört. Als ich herauskomme, sehe ich, wie sich Schloss dreht, obwohl ich niemandem Schlüssel gebe.«
Dan stolperte aus dem Bad, nur mit Unterhosen bekleidet. Mit einer Hand hielt er sich den schmerzenden Bauch und mit der anderen presste er sich blutige Taschentücher auf die Nase. Trotz eines unförmigen grauen Trainingsanzuges war Amy immer noch sehenswert, und Dan schämte sich für seine Niederlage, als er sich an seinen winzigen Tisch setzte.
»Du schlägst echt hart«, sagte er zu Amy, nachdem er sie eingehend betrachtet hatte. »Ich sehe viele Ultimate-Fight-Shows. Könntest du glatt gewinnen.«
Bei den vielen Hanteln, einer X-Box, einem groÃen Fernseher, der fetten Pekschicht auf dem FuÃboden und den vielen Postern mit nackten Frauen an der Wand sah Dans Wohnung eher aus, als gehöre sie einem durchgeknallten Macho als einem Jungen, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Ning zu retten.
»Nicht schön, dass du wieder da bist«, bekannte Dan. »Viel zu gefährlich.«
»Ich habe gute Menschen getroffen, nachdem ich hier weg bin«, erklärte Ning und dachte daran, dass sie unter keinen Umständen CHERUB erwähnen durfte. »Amy arbeitet für die CIA . Ich habe sie hergebracht,
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