Die Intrige
immer besser. Als er mit der Schlaufe das nächste Mal den Hebel traf, zog er den Schlauch nicht zurück. Das Herz schlug ihm bis zur mittlerweile ausgetrockneten Kehle, als er mit dem Handgelenk leicht nach oben schnalzte. Es reichte aus, dass sich der Schlauch leicht vorwärts bewegte.
»Bitte, lieber Gott«, flehte Ethan, als er am Schlauch zog und merkte, dass dieser am Hebel fest saÃ.
Der Erfolg tat gut, aber er hatte keine Zeit, ihn zu genieÃen. Wenn der Griff nur hätte auf ihn zu gezogen werden müssen, wäre es leicht gewesen, aber er musste fast im rechten Winkel zum Verlauf des Schlauches bewegt werden, und er hatte keine Ahnung, ob er sich bewegen würde, wenn er daran zog.
Er versuchte es mit der gleichen brutalen Methode, wie er sie beim AbreiÃen des Schlauches angewendet hatte: Er wand sich das Schlauchende um die Handgelenke und stemmte sich gegen die Gitterstäbe.
Diesmal war es wahrscheinlicher, dass das Stoffstück riss, mit dem er die Schlinge gebildet hatte, als der Schlauch selbst. Es erklang ein schreckliches reiÃendes Geräusch, und der Widerstand gab plötzlich nach, doch gerade als die Schlinge reiÃen wollte, ertönte ein metallischer Klang.
Durch die plötzliche Bewegung des Schlauches verlor Ethan den Halt, der Schlauch sauste durch das Gitter und rutschte über den Betonboden auÃer Reichweite, wobei ihn das Ende heftig am rechten Handgelenk kratzte.
Doch Ethan war sich sicher, dass er den Hebel erreicht hatte, ignorierte das Blut, das ihm über den Arm lief, und kroch zur Tür.
Mit der Handfläche zerquetschte er eine Kakerlake, lieà sich davon jedoch nicht aufhalten. Die Tür sollte sich eigentlich automatisch öffnen, doch wahrscheinlich hatte sich in der Feder des Mechanismus getrockneter Tierkot gesammelt, sodass Ethan immer noch nicht sicher war, ob er den Hebel weit genug herumgezogen hatte.
Der Schlauch lag auÃer Reichweite, daher hatte er keinen zweiten Versuch mehr. Mit klopfendem Herzen zog er am Gitter und spürte, wie sich der rostige Mechanismus mit einem Zucken in Bewegung setzte. Schnell stand er auf und trat aus dem Käfig. Er glaubte fast zu träumen.
Am abgerissenen Ende des Schlauches am Wasserhahn hatte sich eine Pfütze auf dem Boden gebildet. Schnell nahm er ihn auf, spritzte sich Wasser ins Gesicht und nahm vier tiefe Schlucke. Seine wiedergewonnene Freiheit versetzte ihn in einen Adrenalinrausch, aber seine Situation überwältigte ihn auch. Sein Körper bebte vor Angst und Anstrengung, als er tief Luft holte und sich fragte:
»Und jetzt?«
*
Da Ryan bei seiner ersten Mission nach Hause geschickt worden war, wollte er sich jetzt unbedingt beweisen. Dan hatte bestätigt, dass die Kinder der Einheimischen sich gelegentlich im Tal bei Aramovs Flugplatz herumtrieben und nie mehr als ein paar Klapse erhielten, wenn sie erwischt wurden, vorausgesetzt, sie hatten nichts gestohlen oder kaputt gemacht.
Trotz dieser Versicherung fühlte sich Ryan äuÃerst unwohl, als er im Dunkeln herumlief. Jegliche Art von guter Ausrüstung hätte ihn nicht wie ein Kind aussehen lassen, das lediglich weggelaufen war und jagen wollte, also hatte er nichts bei sich auÃer seinem Rucksack mit den Fallen und einer Wasserflasche, sowie seinem BlackBerry mit Satellitennavigation und dem im Ohr verstecken Sender für die Kommunikation.
»Alles okay?«, fragte Brasker über den Kopfhörer.
»Ist ein wenig feucht hier«, gab Ryan zurück, dem die zurückschnellenden Zweige Wasser ins Gesicht spritzten.
»Die Ställe liegen vierhundert Meter vor dir«, sagte Brasker. »Amy ist auf Position und bereit, dich am oberen Talausgang abzuholen.«
»Verstanden«, flüsterte Ryan zurück.
Das letzte Stück zu den Ställen musste Ryan über offenes Gelände gehen. Er hätte in zwanzig Sekunden hinübersprinten können, aber wenn er seine Rolle als verlorenes Kind spielen wollte, durfte er höchstens im schnellen Schritt durch das hohe Gras laufen.
Als er unter den Bäumen in Deckung stand, hörte er am Stallblock ein Pferd entlanggehen. Die Seiten des Tals waren zu steil, als dass man dort mit einem Auto hätte fahren können, daher patrouillierten Aramovs Wächter zu Pferd. Sie trugen Uniformen im Polizeistil und Gewehre auf den Schultern.
Der Wächter, der an ihm vorbeiritt, sah ziemlich entspannt aus und lieà sein Pferd
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