Die Intrige
StraÃe vor Kessies Tor nicht gesehen werden, daher hielt er sich geduckt und lief im Schutz der Böschung auf die HauptstraÃe zu. Beim Näherkommen erkannte er eine Art Haltestelle auf einem unbefestigten Parkplatz, dort wo die ZufahrtsstraÃe auf die HauptstraÃe traf.
Ein paar Motor-Rikschas standen bereit in der Hoffnung auf Fahrgäste, aber um diese Uhrzeit gab es nur Heimkehrer, Männer, die nach einem Ausflug in die Stadt hier abgesetzt wurden. Einige von ihnen waren allein, andere kamen in Gruppen zu zweit oder dritt. Alle sahen erschöpft aus, und die meisten von ihnen gingen in die Büsche, um zu pinkeln, sobald sie ihre Fahrer bezahlt hatten.
Ethan musste die Haltestelle meiden, und da er auch die ZufahrtsstraÃe nicht überqueren wollte, musste er ein paar Hundert Meter weiter laufen, um ungesehen über den Highway zu kommen. Vielleicht sollte er sich lieber da drüben halten, denn je länger er über das Flussufer nachdachte, desto weniger Lust hatte er, daran entlangzulaufen.
Im Vergleich zu den Autobahnen, auf denen Ethan in Kalifornien täglich gefahren war, war diese vierspurige StraÃe lediglich eine NebenstraÃe, und der Verkehr war zwar nicht dicht, aber die meisten Leute fuhren so schnell, wie ihre Fahrzeuge es zulieÃen, und viele von ihnen scherten sich einen Dreck um Scheinwerfer.
Ethan setzte sich ins Schilf am StraÃenrand und betrachtete den Verkehr, um sich zu entscheiden, ob er zuerst zwei Spuren überqueren und in der Mitte anhalten oder auf eine Lücke in allen vier Spuren warten sollte, um gleich ganz hinüberzulaufen. Er war drauf und dran, zur Mitte loszusprinten, als er plötzlich ein würgendes Geräusch ganz in seiner Nähe hörte.
Im Licht der Autoscheinwerfer sah Ethan eine junge Frau, die breitbeinig am StraÃenrand stand und sich heftig übergab. Als sie sich aufrichtete, wischte sie sich das Gesicht mit einem Taschentuch, schaffte aber nur ein paar taumelnde Schritte, dann setzte sie sich hin und schluchzte leise.
Ethan kroch näher und im nächsten Scheinwerferlicht zeigten sich ihm ein stark geschwollenes rechtes Auge und frische Kratzer im Gesicht des Mädchens. Sie tat ihm leid, und er fragte sich, wofür sie wohl Prügel gekriegt hatte. Aber sie hatte ihre Handtasche neben sich liegen und die Verlockung von Geld und vielleicht sogar einem Handy war sehr groÃ.
Angst, Zeitdruck und die Menge schwieriger Entscheidungen lieÃen Ethan fast verzweifeln. Es war wie ein Mathematikproblem, das er mit Nachdenken allein nicht lösen konnte, und am Ende handelte er rein impulsiv, rannte los, und versuchte, im Vorbeigehen nach der Tasche zu greifen.
Zu seiner Ãberraschung sprang ihn die betrunkene Frau an. Sie schlang einen Arm um seine Taille und brachte ihn zu Fall. Ethan stürzte und das Erbrochene sickerte in sein T-Shirt, während ihm die Frau einen Arm über die Kehle legte.
»Du solltest Krafttraining machen, weiÃer Junge«, schnaubte sie in relativ ordentlichem Englisch und boxte Ethan in den Bauch. »Leg dir ein paar Muskeln zu, du Schwächling!«
Ethan schnappte nach Luft. Die Frau grinste. Sie war so betrunken, dass selbst ihr Schweià nach Alkohol stank. Zum ersten Mal konnte Ethan sie richtig ansehen. Ihre langen Fingernägel besagten, dass sie keine Arbeiterin auf der Farm war, und ihre Kleidung lieà den Gedanken an eine Prostituierte aufkommen.
»Was machst du hier drauÃen, weiÃer Junge?«, fragte sie.
Ethan konnte erst antworten, als sie ihren Arm von seiner Kehle nahm.
»Ich muss in die Stadt«, krächzte er.
»WeiÃer Junge? Hier drauÃen?«, fragte das Mädchen misstrauisch.
Ihre Augen waren wie dunkle Murmeln, sodass Ethan vermutete, dass in ihrem Blut etwas Stärkeres als Alkohol kreiste.
»Ich habe gesehen, dass dir schlecht ist«, stieà er hervor. »Ich dachte, du brauchst Hilfe.«
Das Mädchen schnaubte und verstärkte den Druck auf seinem Hals.
»Du hast versucht, meine Tasche zu klauen, du ScheiÃkerl. Nicht, dass ich hier drauÃen festsitzen würde, wenn da Geld drin wäre.«
»He, Amina!«, erklang eine Männerstimme.
»ScheiÃe!«, fluchte das Mädchen und rollte sich von Ethan herunter. »Eine Bewegung und ich trete dich in den Hintern!«
»Amina!«, rief die dunkle Gestalt erneut, die durch das Gras lief. Dann rief der Typ etwas in seiner eigenen
Weitere Kostenlose Bücher