Die Intrige
einen Knoten in einen Gummischlauch zu machen, und dass er dazu viel zu viel von seiner Länge brauchte.
Doch sein Erfolg, den Schlauch in die Hände zu bekommen, hatte seinen Mut gestärkt. Er hatte den Knochen aus dem Fleischstück von ein paar Tagen zuvor behalten und die Spitze am Betonboden geschärft. Damit stach er jetzt in den Bezugsstoff seiner Matratze und riss einen vierzig Zentimeter langen Streifen heraus, den er zu einer Schleife knotete. Doch als er den Knoten fertig hatte und an der Schlinge zog, um zu testen, ob sie hielt, fiel ein Mondstrahl durch die Eingangstür.
Ethan vermutete, dass jemand den Lärm gehört hatte und dass man ihn erwischen würde, dennoch hob er schnell die Matratze an und stopfte so viel wie möglich von dem Schlauch darunter.
Kessie taumelte in den Schuppen. Es war erst das zweite Mal, dass Ethan ihn nach seiner Ankunft zu sehen bekam. Er war genauso betrunken wie bei seinem ersten Besuch und auf seiner Safarihose prangte ein verräterischer feuchter Fleck im Schritt.
»Wer war zuletzt hier?«, brüllte Kessie wütend auf Englisch.
Er sah Ethan und das Stück Schlauch, das unter seiner Matratze hervorsah, gar nicht an, sondern starrte wütend auf das Neonlicht und die Insekten, die darum herumschwärmten.
»Irgendein Junge«, antwortete Ethan vorsichtig.
»Ein Junge, der meine Stromrechnung nicht gesehen hat!«, brüllte Kessie. »So viel ist mal sicher!«
Damit schaltete er das Licht aus und stampfte wieder nach drauÃen.
Ethan atmete erleichtert auf, während Kessie aufs FuÃballfeld stürmte, in das Spiel platzte und tobte, dass es keine Partys mehr auf seiner Ranch geben würde, bevor sie nicht gelernt hätten, die Lichter auszuschalten und nicht sein Geld zu verschwenden.
Ethan verstand nicht, was Kessie sagte, aber von seinem Eimer aus sah er, wie Michael den ungelenken Jungen verpetzte, der das Licht angelassen hatte. Der entsetzte Junge wurde vor Kessie geschleift, der ihn heftig würgte und ihn dann mit einem Kniestoà vor den Kopf zu Boden streckte.
Die erschrockenen Farmarbeiter verstreuten sich und lieÃen den Jungen hilflos am Boden liegen. Ethan sprang schnell vom Eimer hinunter in seine jetzt dunkle Zelle. Er konnte überhaupt nichts erkennen, aber die Erfahrung hatte gezeigt, dass sich seine Augen bald an das Dunkel gewöhnt haben würden, sodass er wieder Umrisse erkennen konnte.
Er war dankbar für sein Glück, doch es würde im Dunkeln noch schwerer werden, die Schlinge über den Hebel zu werfen. Nachdem er den Schlauch durch das Gitter gefädelt hatte, streckte er die Arme zwischen den Stäben hindurch und war zum ersten Mal in seinem Leben dafür dankbar, dass er so dünn war.
Vorsichtig schlug er mit dem Schlauch aus, bis er spürte, dass er lang vor seinem Arm lag. Dann holte er kräftig aus, zog den ganzen Schlauch zurück und lieà ihn mit einer peitschenden Bewegung vorschnellen.
Beim dritten Versuch bekam er allmählich das Gefühl dafür, wie er den Schlauch schwingen musste, damit er in die Luft schnalzte. Doch im Dunkeln konnte er nur das unterschiedliche Geräusch hören, das es ergab, wenn der Schlauch auf dem Boden aufschlug oder an die Metallstäbe prallte.
Nach jedem Schlag zog Ethan am Schlauch, in der Hoffnung, dass er den Hebel erwischt hatte. Nach dreiÃig Versuchen drückten ihn die Gitterstäbe schmerzhaft in die Brust und sein Arm und seine Schulter schmerzten. Doch da sein Leben davon abhing, ignorierte er die Schmerzen.
Vierzig Minuten später versuchte er es immer noch. Das Geräusch des Schlauches, der nach jedem erfolglosen Versuch wieder auf dem Betonboden landete, klang qualvoll in seinen Ohren, und sein Arm tat ihm so weh, dass er eine Pause machen musste, sich auf die Matratze legte und stöhnend seinen Arm massierte.
Nachdem er zehn Minuten schwitzend auf der Matratze gelegen und sich gewünscht hatte, er wäre so vernünftig gewesen, seinen Eimer mit Wasser zu füllen, bevor er den Schlauch losriss, versuchte er es erneut.
Die Wolken hatten sich vom Mond verzogen, sodass die Sichtverhältnisse ein wenig besser wurden. Beim dritten Versuch gab es ein verlockend andersartiges Geräusch, und Ethan erkannte, dass das eine Ende der Schlinge auf dem Hebel balancierte. Doch als er daran zog, fiel sie zu Boden.
Trotz der zunehmenden Schmerzen in seinem Arm wurden seine Würfe
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