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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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denen behauptet wird, es seien die Berichte ebenjener Priester über die dortigen Sachverhalte. Darin, so hieß es weiter, gestünden sie offen ihre Komplizenschaft an diesen Tötungen ein.
    Dieses Tribunal hat jene Berichte begutachtet, einschließlich der dokumentären Nachweise, die uns König Zahmes von Delferahk zukommen ließ. Die Nachweise bestanden in erster Linie aus dem Material, von dem die Charisianer behaupten, es seien offizielle Abschriften jener Berichte, die sie während ihres tückischen Angriffs auf das Volk von Ferayd erbeutet haben wollen.
    Selbstverständlich muss die erste Reaktion eines jeden vernünftigen Menschen darin bestehen, sämtliche Behauptungen und Anschuldigungen jener zurückzuweisen, die in blasphemischer Art und Weise Gottes Eigener Kirche trotzen. Wenn die Behauptungen und Anschuldigungen auch noch aus der Hand jener Männer stammen, die selbst in jüngster Zeit den Tod so vieler unschuldiger Zivilisten - einschließlich Frauen und Kindern - verschuldet und eine ganze Stadt niedergebrannt haben, so ist dies um so mehr Grund, die ... Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen anzuzweifeln. Das Tribunal ist überzeugt davon, und niemanden wird dies überraschen zu erfahren, dass die erste Reaktion des Großinquisitors und des Kanzlers des Rates der Vikare darin bestand, jenen Anschuldigungen keinerlei Glauben zu schenken.«
    Rayno hielt inne, und seine Kiefermuskeln spannten sich sichtlich an, in Trauer und Schmerz gleichermaßen. Auch Samyl Wylsynn biss die Zähne zusammen, allerdings aus gänzlich anderen Gründen, als ihm bewusst wurde, welches Theater der Adjutant seines Ordens hier spielte.
    »Wenngleich dies die erste Reaktion des Großinquisitors war«, fuhr Rayno kurz darauf fort, »war er doch nicht unachtsam seiner Verantwortung als Leiter des Offiziums der Inquisition gegenüber. Selbst den unglaubwürdigsten Anschuldigungen gilt es nachzugehen, wenn sie die Integrität von Mutter Kirche betreffen, insbesondere, wenn davon die Inquisitoren betroffen sind. Denn deren Aufgabe ist es, eben diese Integrität zu wahren und zu beschützen. Und so, trotz seiner eigenen profunden Skepsis, ordnete er das Zusammentreten dieses Tribunals an, auf dass die Möglichkeit überdacht und besprochen werde, die ungeheuerlichen Anschuldigungen dieser ›Kirche von Charis‹ entbehrten nicht einer gewissen Grundlage.
    Nun haben wir unsere Untersuchungen abgeschlossen, und wir müssen mit Bedauern, mit großer Reue und Bestürzung verkünden, dass wir der Ansicht sind, die Priester, die in Ferayd gestorben sind, haben sich tatsächlich jener Vergehen schuldig gemacht, derer die so genannte Kirche von Charis sie bezichtigt.«
    Beide Wylsynns hatten bereits gewusst, was Rayno zu verkünden beabsichtigt hatte. Doch das plötzliche Wispern im Saal verriet ihnen, dass es unter den Zuhörern zumindest einige gab, für die das nicht galt.
    Erneut legte Rayno eine Pause ein. Sein Gesichtsausdruck war seinen bedauernden Worten durchaus angemessen. Schließlich kehrte wieder Ruhe ein.
    »Brüder im Herrn«, sagte er, »es ist bedauerlicherweise wahr, dass selbst Gottes Priester irren können. Selbst der beste Mensch ist den Erzengeln nicht ebenbürtig. Die Heilige Schrift gibt uns reichlich Beispiele dafür, dass sogar die Erzengel dem Irrtum anheimfallen können. In diesem Falle scheint es nur wenige Zweifel zu geben, dass den Inquisitoren in Ferayd genau das widerfahren ist. Sie haben tatsächlich die Führung der delferahkanischen Truppen übernommen, deren Aufgabe es war, die charisianischen Handelsschiffe in Ferayd zu beschlagnahmen. Und als Kämpfe ausbrachen, haben sie tatsächlich die Weisung erteilt, jene Charisianer zu töten, die sich dem Versuch widersetzten, ihre Schiffe zu beschlagnahmen. In unmittelbarer Folge eben dieser Weisung wurde aus etwas, das eine friedliche Beschlagnahmung hätte sein sollen, tatsächlich ein Blutbad - ein wahrhaftiges Massaker, bei dem Unschuldige das Leben verloren.
    Dieses Tribunal ist der Ansicht, die Berichte, die uns König Zhames hat zukommen lassen, sind tatsächlich von den Priestern abgefasst worden, die in Ferayd starben. Selbstverständlich können wir nicht beurteilen, ob diese Schriftstücke vollständig sind oder ob es nicht vielleicht Hinweise oder gar Belege gibt, die mildernde Umstände geltend machen oder die Beschuldigten gar entlasten könnten. Es ist durchaus denkbar, dass sich derartige Beweismittel sehr wohl unter den Unterlagen der Inquisition

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