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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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aufgeworfenen Wall aus Erdreich hinwegragten.
    Die grausame, völlig unerwartete ›Ernte‹ der charisianischen Scharfschützen hatte Doyals Geschützbedienmannschaften sofort in diese Gräben zurückspringen lassen, bevor die Zwölfpfünder feuerten. Doyals vermeintliche Ängstlichkeit hatte zahlreichen seiner Untergebenen das Leben gerettet.
    Vorerst zumindest.
    Als die Traubenkartätschen einkamen, klang es, als rausche Wind durch ein dichtes Blätterdach: ein pfeifendes, vielstimmiges Sirren, gefolgt von heftigen Aufschlägen, als hämmere eine gewaltige Faust auf das Erdreich. Die Geschosse pflügten geradewegs in ihre Ziele hinein.
    Einige dieser Ziele waren nicht die flachen Schutzwälle, die den Geschützständen Schutz bieten sollten, und zahllose Schreie erklangen.
    Die Präzision der charisianischen Schützen ließ erwartungsgemäß zu wünschen übrig. Im Gegensatz zu den hochspezialisierten Gewehren der Scharfschützen stellten Traubenkartätschen von Natur aus recht ungenaue Projektile dar. Selbst für die charisianischen Kanonen mit ihren längeren Rohren waren fünfhundertfünfzig Schritt eine ziemliche Distanz. Doch zugleich boten Traubenkartätschen auch den gleichen Vorteil wie Schrot: Man musste nicht übermäßig genau treffen, um eine tödliche Wirkung zu erzielen.
    Ein Großteil der einzelnen Kugeln bohrte sich harmlos ins Erdreich. Von denjenigen, für die das nicht galt, trafen nur zwei tatsächlich Menschen. Bei einem Schützen verschwand einfach der Kopf; ein anderer sprang plötzlich auf die Beine und schrie lauthals, während er seinen zerfetzten Armstumpf anstarrte, aus dem das Blut herauspulsierte. Doch Pferde und Last-Drachen stellten ungleich größere Ziele dar als Menschen. Doyal begriff augenblicklich, dass er die Tiere nicht weit genug hinter die Geschütze hatte führen lassen, nachdem deren Aufstellung erst einmal abgeschlossen war.
    Wenigstens ein halbes Dutzend Pferde stürzte mit der ersten Salve zu Boden; die meisten wieherten schrill angesichts der unerwarteten Schmerzen, die sie unmöglich verstehen konnten: Man hätte ihre herausgebrüllte Qual für die Schreie gefolterter Menschen halten können. Schon das zerrte an den Nerven der Schützen. Doch was die verwundeten Drachen von sich gaben, war noch ungleich schlimmer. Das hohe Schmerzgeheul dieser massigen Tiere war unbeschreiblich. Das pfeifende, hohe Sirren der charisianischen Geschosse schien das ganze Universum auszufüllen, und voller Panik versuchten die Drachen immer wieder, sich von den Pflöcken loszureißen, an denen man sie festgebunden hatte.
    Doyal schob sich seinen Notizblock in die Tasche und ließ sich, umwirbelt von Borkensplittern, am Baum hinuntergleiten, lief weiter, stürmte in den mittleren der Geschützstände.
    »Die Zündladungen raus! Die Zündladungen raus!«, bellte er. »Mit Kanonenkugeln laden! Ihr sollt mit Kanonenkugeln laden, verdammt noch mal!«
    Einige seiner noch lebenden Offiziere und Geschützführer hatten bereits erahnt, was er befehlen würde. Doyal hatte seine Geschütze mit Traubenkartätschen laden lassen, weil die charisianischen Musketiere erst in wirksame Schussweite hätten kommen müssen, um eine Bedrohung für seine Batterie darzustellen. Obwohl er selbst darauf gedrängt hatte, die Geschütze anständig eingraben zu lassen, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass die Charisianer sich auf ein Artillerie-Duell ohne Unterstützung durch Infanterie einlassen würden. Schließlich verfügte der Feind gerade einmal über ein Drittel an Kanonen im Vergleich zur corisandianischen Artillerie. Trauben- und Beutelkartätschen waren die effektivste Munition zur Abwehr von Infanterieeinheiten, über die eine Artillerie nur verfügen konnte. Niemals hätte Doyal sich vorstellen können, eine Infanterie würde über eine Distanz hinweg angreifen können, die außerhalb der Reichweite von Traubenkartätschen lag. Noch während er fluchte und seine Männer antrieb, die Geschütze zu laden, nahm er sich vor, noch einen Zusatz in das Handbuch für Artilleristen einzufügen, an dem er immer noch arbeitete. Regel Nummer eins: Niemals die Geschütze laden, bis man weiß - absolut sicher weiß -, welche Munition erforderlich sein wird!
    Oh Scheiße!, ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Warum zur Hölle habe ich denn Zeit damit verschwendet, die Zündladung entfernen zu lassen? Warum habe ich die Männer nicht einfach angewiesen, die gottverdammten Traubenkartätschen abzufeuern, um die

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