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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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in der Luft hing und es den Marines deutlich erschwerte, ihre Ziele zu erkennen. Und auch diese zweite Salve war todbringend genug Weitere Corisandianer fielen, und Gahrvais Front geriet ins Wanken.
 
    Hektor Bahnyr, Graf Mancora, schaute ungläubig zu, wie die Gewehrschüsse sein vorderstes Regiment regelrecht zerfetzten. Es war schon schlimm genug gewesen, sich nach dem Verlust so vieler Subalternoffiziere neu zu gruppieren. Und jetzt auch noch das!
    Seine Kiefer mahlten, und seine Gedanken überschlugen sich fast, als er verzweifelt versuchte, eine Lösung für jene drohende Katastrophe zu finden, von der er sich jetzt sicher war, sie würde die Flanke von Gahrvais Armee unter seinem Kommando ereilen. Dem Grafen wurde klar, dass das alles genau so geplant gewesen war. Durch das gezielte Ausschalten so vieler Kompaniekommandeure und so vieler Standartenträger hatte die Gegenseite etwas vorführen wollen. Die Charisianer hatten ihm, Mancora, die Augen öffnen wollen - ihm und allen Männern unter seinem Kommando. Sie hatten ihnen die Augen öffnen wollen darüber, dass ihre Scharfschützen über ungeheuerliche Distanzen hinweg einzelne Ziele auswählen und treffen konnten. Und jetzt führten sie dem corisandianischen Feind noch etwas anderes vor, ungleich verhängnisvoller noch als das Erste: Selbst die Einheiten ihrer gewöhnlichen Truppen vermochten über die gleiche unglaubliche Entfernung hinweg zu treffen.
    Und wie auch immer der Feind das bewerkstelligte, es konnte keine Waffe sein, von der Mancora oder jeder beliebige andere Corisandianer jemals auch nur gehört hatte. Es konnte kein Gewehr sein - nicht mit der tödlichen Geschwindigkeit, mit der die Gegner Salve um Salve abfeuerten! Diese Mistkerle feuerten tatsächlich schneller, als Mancoras eigene Leute mit den Steinschloss-Musketen das schafften! Und doch mussten es Gewehre sein, denn keine Muskete mit glattem Lauf hatte eine derartige Reichweite!
    Bahnyr spürte, wie seine eigene Entschlossenheit ins Wanken geriet, als er begriff, was das alles bedeutete. Sofort fielen ihm all die feurigen Reden der Priester ein, die ständig die abtrünnigen charisianischen Ketzer verdammten. Um ganz ehrlich zu sein: Er selbst hatte nie die wilden Geschichten über die Ketzerei der Charisianer geglaubt. Er hatte es nie für bare Münze genommen, sie hätten sich ganz Shan-wei und ihren dunklen Verführungen geöffnet. Doch jetzt, als diese unmögliche Feuerkraft seine Männer niederstreckte, fragte er sich, ob nicht vielleicht doch ...?
    Nein! Hier waren keine dämonischen Kräfte am Werk, und die neue charisianische Artillerie verstieß auch nicht gegen die Ächtungen. Bahnyr wusste nicht, wie die Gegenseite zustande brachte, was sie gerade ihm und seinen Truppen antat. Doch er sagte sich selbst, es müsse etwas anderes sein, genau wie bei diesen neuen Lafetten der Artillerie. Dahintersteckte ein schlauer neuer Trick, aber eben ein Trick, den gewöhnliche, sterbliche Menschen ersonnen hatten.
    Doch derartige Überlegungen würden seine Truppen auch nicht retten.
    Mit finsterer Miene blickte er zu der dicken Rauchwolke hinüber, die über der Feuerlinie der Charisianer aufstieg, dann holte er tief Luft.
    »Blast zum Angriff!«, bellte er.
 
    Brigadier Clareyk hörte die Signalhörner der Corisandianer. Im Geheul seiner eigenen Dudelsäcke und dem Krachen und Donnern von Artillerie und massiven Gewehrsalven gingen die Hörner beinahe unter. Doch Clareyk hörte sie trotzdem, und in neidlosem Verständnis nickte er.
    Wer auch immer da drüben das Kommando innehat: Der Bursche ist schnell, dachte der Brigadier. Nicht schnell genug ... wahrscheinlich. Aber trotzdem schnell.
    Die beiden Schlachtreihen waren noch etwas mehr als zweihundert Schritt voneinander entfernt. Falls die Infanteristen nun im Laufschritt vorrückten, würden sie dennoch mindestens zwei Minuten brauchen, um diese Distanz zu überwinden. Es war höchst unwahrscheinlich, dass die Corisandianer angesichts des raschen, massiven Feuers von Clareyks Brigade noch zwei Minuten durchhalten würden. Jeder Gewehrschütze feuerte im Abstand von etwa fünfzehn Sekunden, und die Truppen in seiner Feuerlinie hatten sich in einer Doppelreihe aufgestellt. In den zwei Minuten, die der Feind brauchen würde, um sie zu erreichen, würden fünfzehnhundert Charisianer zwölftausend Schuss abgeben - auf weniger als fünf tausend Gegner.
    Doch das konnte der Kommandeur der Gegenseite nicht wissen. Hätte er Zeit gehabt -

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