Die Invasion - 5
gegenüber, Unseren Brüdern und den Hütern von Mutter Kirche, Unserer Überzeugung Ausdruck verleihen, vor uns liege ein Heiliger Krieg.«
Einige der Vikare im Saal zuckten sichtlich zusammen, und Trynair hoffte darauf, dass die Mitarbeiter seines Stabes, die er ausdrücklich dazu aufgefordert hatte, auf genau diese Reaktion zu achten, wirklich alle entsprechenden Namen notierten.
»Wie Wir schon sagten: Der Zeitpunkt dafür ist noch nicht gekommen. Ebenso wie es gilt, Vorbereitungen zu treffen, Pläne zu schmieden, Waffen konstruieren und gießen zu lassen, lastet auf Uns in Unserer Funktion als Gottes wahre Diener auch die schwere Verantwortung, ein für alle Mal, über jeden Zweifel erhaben und ohne jeden Widerspruch, das wahre Ausmaß und die ungeheuerliche Verderbtheit der Pläne und Absichten unserer Feinde zu erkennen, bevor Wir zu derart weitreichenden, entsetzlichen Mitteln greifen. Wie gerecht der Krieg auch sein mag, wie notwendig das Handeln ist: Die Unschuldigen werden ebenso darunter zu leiden haben wie die Schuldigen, wie es die Ereignisse in Ferayd ja erst kürzlich auf so tragische Weise gezeigt haben. Kein wahres Kind Gottes könnte ohne Furcht und Angst die entsetzlichen Konsequenzen eines derartigen Konflikts bedenken. Wir hoffen und Wir beten inständigst darum, dass die Untertanen jener Herrscher, die sich zu Feinden Gottes erklärt haben, ihre Pflicht erkennen mögen, sich in gerechtem Zorn zu erheben und diese Diener Shan-weis zu stürzen, die sie alle in Abtrünnigkeit und Sünde geführt haben. Aus diesem Grund haben Wir die Schriften verfasst, in denen Wir erklären, dass die Exkommunikation und das Interdikt, mit dem Wir Charis belegt haben, sich nun auch auf Chisholm und Emerald erstrecken. Doch so aufrichtig Wir auch um derartige Erleuchtung der Verblendeten beten mögen, Wir können Uns nicht darauf verlassen. Es liegt in Unserer Verantwortung als Statthalter Gottes, rechtzeitig Vorbereitungen für die ungleich drastischeren Maßnahmen zu treffen, die, so fürchten Wir, unausweichlich geworden sind.
Zu gegebener Zeit wird Gott gewiss jenen den Sieg schenken, die in Seinem Heiligen Namen streiten. Daran zweifeln Wir nicht, und Wir wissen, dass euer Glaube, wie der Unsrige, der unerschütterliche Fels ist, auf dem Gottes Eigene Kirche ruht. Dieser Glaube wird weder enttäuscht werden, noch wird Gott zulassen, dass er erschüttert wird. Doch vor uns liegen finstere Tage, meine Brüder! Niemand von euch sollte sich täuschen lassen und anderes denken. Wir wurden zur schwersten Prüfung gerufen, der sich Sterbliche jemals haben stellen müssen. Wir stehen an der Stelle der Erzengel selbst, von Angesicht zu Angesicht mit der Bedrohung Shan-weis, und wir vermögen nicht den Rakurai zu entfesseln, so wie Langhorne es tat. Wir können nicht unsere Hand ausstrecken und die Verderbtheit von Charis und Chisholm mit dem säubernden Feuer Gottes reinigender Rache schlagen. Doch was wir tun müssen, das können wir auch tun. Wir stehen nicht Shan-wei selbst gegenüber, so wie Langhorne ihr dereinst gegenüber stand, in der Überfülle ihrer eigenen, verderbten göttlichen Macht. Wir stehen nur ihren Dienern gegenüber, nur jenen, die ihre Seelen dem Dienst an der Finsternis verschrieben haben und darauf vertrauen, dass Shan-wei ihnen beisteht. Doch es wäre gut gewesen, hätten jene getäuschten, verlorenen und verfluchten Seelen bedacht, dass Shan-wei die Mutter der Lügen und die Herrin der Treulosigkeit ist. Wir, die wir auf die Treue und die Autorität von Gottes auserwählten Erzengeln vertrauen, haben eine Zuflucht und einen Hort, den Shan-wei niemals zu bieten vermag. Und weil dem so ist, weil wir die Schlacht in der Rüstung Gottes Selbst führen werden, ist uns der Sieg gewiss, denn es wird Sein Sieg sein, und Gott wird niemals zulassen, dass Er besiegt wird.«
Der Großvikar hielt inne, blickte erneut der Reihe nach alle vor ihm versammelten Vikare an, und ein weiteres Mal lag völliges Schweigen über dem Besprechungssaal des Hohen Rates.
»Die Zeit ist noch nicht gekommen, Langhornes Schwert zu ziehen«, sagte er dann, »doch der Tag naht. Und wenn er kommt, meine Brüder, wenn Langhornes Schwert aus der Scheide gezogen wird im reinen Dienst an Gott, dann wird es nicht wieder in jener Scheide versinken, solange noch ein einziger Seiner Feinde atmet!«
Trotz des warmen Feuers im Wohnzimmer erschauerte Ahnzhelyk Phonda innerlich, als sie erneut den Brief las, der auf ihrem
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