Die Invasion - 5
Autorität von Mutter Kirche als der erwählten Hüterin im Namen Gottes und der Erzengel zu stürzen. Die Gewalt, die im August die friedliche Stadt Ferayd erschütterte, wurde noch bei weitem übertroffen von dem grausamen Angriff, den Zerstörungen und den Plünderungen, die diese so genannte Charisian Navy in ihrer Wildheit vor kaum mehr als einem Monat über diese Stadt gebracht hat. Es war Mord, was sechzehn unserer geweihten Brüder durch deren Hand widerfuhr, Mord! Aber die Ermordung dieser sechzehn Diener von Mutter Kirche und des Offiziums der Inquisition war nur die Spitze des Eisbergs des Mordens und des Plünderns in dieser unglücklichen Stadt. Zwei Drittel dieser Stadt - zwei Drittel, meine Brüder! - liegen nun in Schutt und Asche, und darin zerschmettert liegen die Leichen derer, die versucht haben, ihre Stadt zu verteidigen, gemeinsam mit allzu vielen ihrer Frauen, Töchter und Söhne.«
Betrübt schüttelte er den Kopf.
»Wer kann derartiges Handeln betrachten, derartige Barbarei und mutwillige Zerstörung, ohne die Hand Shan-weis selbst zu erkennen? Und wer außer einem Diener Shan-weis würde Geschichten über die Schuld der Inquisitoren in Ferayd dazu nutzen, um andere Lügen und falsche, blasphemische Anschuldigungen gegen Mutter Kirche zu stützen? Shan-wei ist listig, meine Brüder, und sie weiß ihre Fallen geschickt auszulegen! Seht nur, wie der Feind auf die Fehler einer Hand voll Priester Gottes hinweist und behauptet, alle Priester Gottes seien korrupt und verderbt! Wie der Feind sich bemüht, die Törichten und die Leichtgläubigen zu überzeugen, Gottes Eigene Kirche - die Hand Gottes Selbst in dieser Welt - sei für Gräueltaten verantwortlich, für unbegründete Verfolgungen, für Korruption!
Schweren Herzens haben Wir die Entscheidungen des Ferayd-Tribunals begutachtet, und Wir wollen euch nicht täuschen: Wir waren ernstlich versucht, diese Entscheidungen geheim zu halten. Wir waren versucht, Uns derartig schmerzlichen Dingen nicht zu stellen. Denn Wir wussten bereits, wie die Schismatiker derartig betrübliche, tragische Ereignisse dazu nutzen würden, sie als Waffe gegen Gott den Allmächtigen einzusetzen. Doch so versucht Wir auch gewesen sein mögen, Uns war bewusst, dass diese Versuchung selbst das Werk Shan-weis war. Uns war bewusst, dass Wir es nicht wagen durften, selbst in den geringsten Aspekten Unserer Pflichten vor Gott zu versagen - und gewiss nicht bei einer Pflicht, die so ernst und so herzzerreißend ist wie diese -, auf dass Wir nicht Schwäche vor Gottes Feinden zeigen. Und so akzeptierten Wir die Entscheidungen des Tribunals und zeigten auf diese Weise, wer die wahren Hüter der Kirche sind. Wir haben belegt, dass Wir sogar die Anschuldigungen von Schismatikern ernst nehmen, nachdem es Hinweise darauf gab, die Priesterschaft könne sich falsch verhalten haben, und dass Wir Uns nicht durch gottlose Auflehnung gegen die Autorität von Mutter Kirche davon abhalten lassen, Unsere Pflicht als Langhornes Statthalter auf Safehold zu tun.
Doch all dies ist nicht mehr als nur der Anfang. Nicht mehr als nur der Versuch, die Lügen und Täuschungen vorzubereiten, derer sich die Schismatiker beizeiten zu bedienen gedenken, um einen offenen Angriff gegen Mutter Kirche zu rechtfertigen, gegen die Autorität der Erzengel und gegen Gottes Eigenen Plan dafür, die Seelen der Menschen zu bewahren. Glaubt mir, meine Brüder, was in Delferahk geschehen ist, war nur ein Schatten dessen, nur ein Vorgeschmack auf das, was sie, wenn die Zeit gekommen ist, für Zion und die Tempel-Lande bereithalten!«
Als der Großvikar dieses Mal eine kurze Pause einlegte, war sogar die ansonsten unhörbar leise Zirkulation der Luft im Saal deutlich zu bemerken. Man hätte meinen können, die Männer in den orangefarbenenen Soutanen, die dem Großvikar lauschten, seien aus Stein gemeißelt. Erneut schüttelte Erek XVII. den Kopf, langsam und kummervoll.
»Meine Brüder, es gibt einen Grund dafür, dass Wir Uns dazu entschlossen haben, Unsere Jahresansprache dieses Mal nur den ranghöchsten Dienern von Mutter Kirche vorzutragen. Wir machen es euch zur Aufgabe, bei allem was ihr aussprecht, bei allen euren Gesprächen über das, was Wir euch hier und heute vortragen, zu bedenken, dass die Feinde Gottes überall lauern und lauschen. Es ist für Uns noch nicht der Zeitpunkt gekommen, die Mitglieder Unserer Gemeinde noch weiter zu beunruhigen. Doch es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Wir euch
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