Die Invasion - 5
meine Hoffnungen und Pläne, Euch mit meinem unwiderstehlichen Charme dazu zu ... bewegen, die Dinge auf die Art und Weise zu erledigen, wie ich mir das wünsche.«
»Irgendwie«, meinte Green Mountain, und sein Tonfall klang noch nüchterner als zuvor der der Königinmutter, »bezweifle ich, dass Ihr Euch in jüngster Zeit jemals auf etwas so Unsicheres wie Euren unwiderstehlichen Charme‹ verlassen habt, Euer Majestät.«
»Wohl nicht«, pflichtete Alahnah ihm bei und kniff die Augen zusammen, um den exotisch gekleideten jungen Mann am anderen Ende der Tafel genauer betrachten zu können. »Vergesst nicht, es ist mir bereits jetzt bekannt, dass Ihr wahrhaftig recht charmant sein könnt, wenn Euch der Sinn danach steht, Euer Majestät. Und um ganz ehrlich zu sein: Wäre ich zwanzig Jahre jünger, hätte ich Euren Charme vermutlich als ebenso unwiderstehlich empfunden, wie das bei Sharleyan offenkundig der Fall ist. Mir jedoch habt Ihr gezeigt, dass Ihr etwas noch deutlich Wertvolleres und Überzeugenderes an Eurer Seite habt.«
»Tatsächlich?« Fragend hob Cayleb eine Augenbraue und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Wieder lachte Alahnah leise.
»Natürlich«, antwortete sie und klang nun deutlich ernsthafter. »Die Wahrheit. Und die echte Partnerschaft, die Sharleyan und Ihr offensichtlich bereits eingegangen seid. So viel habe ich bereits aus ihren Briefen erfahren.«
»Und teilen die anderen Bewohner von Chisholm Eure Ansicht, Eure Hoheit?«, fragte Cayleb leise.
»Nicht alle, Euer Majestät«, beantwortete Green Mountain die Frage für die Königinmutter. »Nicht alle. Aber ein Großteil Eures Volkes, ein Großteil von Königin Sharleyans Untertanen, zeigt genug Vertrauen - in ihre Königin und in deren Urteilsvermögen -, um die Furcht jener auszugleichen, die es anders sehen. Zumindest im Moment.«
»Das war auch der Eindruck, den Sharleyan und ich aus Ihren Briefen an meine Gemahlin gewonnen haben, Mein Lord«, sagte Cayleb und verschwieg bewusst, dass er sich auch noch auf die Berichte eines gewissen Merlin Athrawes verließ. »Ich hoffe, dieser Besuch wird zumindest einige der Sturköpfe und ewig Gestrigen davon überzeugen, dass ihre Befürchtungen unbegründet sind.«
»Wenn Ihr damit meint, unsere eigenen Tempelgetreuen werden von nun an größere Schwierigkeiten haben, Euch als Wiedergeburt Shan-weis höchstselbst darzustellen, komplett mit Hörnern, gespaltenen Hufen und einem buschigen Schweif, dann habt Ihr vermutlich Recht«, gab Green Mountain nüchtern zurück. »Andererseits braucht Ihr mich wohl kaum darauf hinzuweisen, dass die meisten Menschen, wenn es um Macht und Politik geht, nicht erst auf die Weisungen von Mutter Kirche angewiesen sind, um ein gewisses Misstrauen zu entwickeln. Vor allem, wenn sie die Möglichkeit wähnen, zumindest einen Teil dieser Macht in die eigenen Hände zu bringen.«
»Dass Ihr Sharley zu Hause in Tellesberg gelassen habt, dass Ihr ihr vertraut, auch wenn sie nicht bei Euch ist, sondern in Tellesberg, wo all die Hebel der Macht Eures eigenen Reiches sind, wird jene, deren Befürchtungen ehrlich und aufrichtig waren, immens beruhigen, Euer Majestät«, erklärte Alahnah. »Und um ganz ehrlich zu sein: dass Mahrak und ich Euren Herrschaftsanspruch akzeptieren - ganz zu schweigen davon, dass wir Euch und Sharley glauben, wenn Ihr sagt, Ihr seiet echte Partner und einander gleichgestellt -, wird als mindestens ebenso beruhigend empfunden werden. Bedauerlicherweise wird diese Art von Beruhigung nicht ausreichen, Eure Gegner alle mit einem Mal von ihren eigenen Plänen abzubringen. Und es wird auch nicht«, fuhr sie fort, und ihre Augen wurden mit einem Mal deutlich finsterer, »wie von Zauberhand die Tempel-Lande, die Mahrak gerade erwähnt hat, davon überzeugen, Euren ›blasphemischen‹ Angriff auf Mutter Kirche zu billigen.«
»Vielleicht nicht«, stimmte Cayleb ihr ruhig zu und lehnte sich vor dem sanft prasselnden Feuer in seinem Sessel zurück - in dem Sessel, in dem so viele Abende lang Sharleyan gesessen hatte. Der Feuerschein spiegelte sich auch in den unschätzbar kostbaren Smaragden, die in seine goldene Halskette eingelassen waren. Sie sprühten grünes Feuer, während er geistesabwesend daran nestelte. Cayleb lächelte. »Vielleicht nicht. Andererseits: Wenn all die charisianischen Matrosen und Marines, die ich mitgebracht habe, an Land gehen und Sharleyans Volk erzählen, wie sie bereits jetzt jeden meiner Untertanen dazu gebracht hat,
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