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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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charisianischen Besucher an. »Irgendwie, Sir, scheine ich außerstande, das zu bedauern. Sonderbar, nicht wahr?«

.III.
 
Parlamentssaal,
Cherayth, Königreich Chisholm
 
    Nur gut, dass Sharleyan mich schon vorgewarnt hat, dachte Cayleb mit einem schiefen Grinsen, als er und seine berittene Leibgarde vor dem Parlamentsgebäude eintrafen.
    Das Parlament von Chisholm residierte in einem deutlich prächtigeren Gebäude als sein charisianisches Gegenstück. Bedauerlicherweise war das eher dem Größenwahn des chisholmianischen Adels geschuldet (und auch dessen Machtgier), als einer gewissen Ehrfurcht der Regierung des Königreiches der Stimme des Volkes gegenüber.
    In den Fenstern des weitläufigen Gebäudes spiegelte sich das kalte Sonnenlicht des Nordens, und der weiße Marmor glitzerte wie eisgekühlter Alabaster unter dem blassblauen Himmel, den nur einige wenige Wolkenfetzen zierten. An zwei hoch aufragenden Masten knatterten zwei Banner, das des Königreichs Chisholm und das des Königreichs Charis, im schneidenden Wind; sie standen zu beiden Seiten des höchsten Flaggenmastes. An diesem wehte das Banner des neuen charisianischen Kaiserreichs: das traditionelle schwarze Feld mit dem goldenen Kraken von Charis, geviertelt mit dem silberblauen Schachbrett von Chisholm. Eine Darstellung des Langhorne in seiner Funktion als Gesetzgeber zierte die Decke des Säulenganges: Mit gestrenger Miene, die Segen und Ermahnung gleichermaßen verhieß, hob der Erzengel das Zepter. Überall schimmerte Blattgold, und große Flachrelief-Skulpturen schmückten das gewaltige Bronzeportal des Saals. In die Türflügel waren beeindruckende Abbildungen heldenhaft posierender Adliger auf tänzelnden Schlachtrössern eingelassen. Dagegen gab es nur äußerst wenige Bauern, Händler, Matrosen, Mechaniker oder Manufaktureigner zu sehen.
    Je mehr ich hier sehe, desto beeindruckter bin ich davon, dass Sharleyan es überhaupt geschafft hat, hier zu überleben, geschweige denn im Amt zu bleiben, dachte Cayleb deutlich nüchterner, als er das Gebäude betrachtete. Es war ein Monument der traditionellen Dominanz der Aristokratie über die politischen Machtverhältnisse in Chisholm, sonst nichts.
    Cayleb hatte schon immer gewusst, dass sich die politischen Gegebenheiten in Chisholm deutlich von denen in Charis unterschieden. Bevor es ihm vergönnt gewesen war, etwas über den verborgenen Einfluss der Bruderschaft von Sankt Zherneau zu erfahren, war ihm nicht bewusst gewesen, warum sich Charis so sehr von den anderen Königreichen und Fürstentümern unterschied. Doch er hatte schon immer gewusst, dass bürgerlich geborene Charisianer deutlich mehr Einfluss besaßen als die Bürgerlichen in den meisten anderen Ländern Safeholds - insbesondere darauf, wie diese Länder regiert wurden.
    Auch Chisholm hatte zu diesen ›meisten anderen Ländern‹ gehört - zumindest bis Sharleyans Vater den Thron bestiegen hatte. Die chisholmianische Aristokratie hatte die Schalthebel der Macht fest im Griff gehabt, nachdem eine Allianz einflussreichster Adeliger Sharleyans Urgroßvater, Irwain II., gezwungen hatte, ihnen den Terayth-Freibrief auszustellen. Laut Merlin hatten die Bedingungen, die dieser Terayth-Freibrief der Krone auferlegte, gewisse Ähnlichkeiten mit etwas, das auf Terra als ›Magna Charta‹ bezeichnet worden war - nur dass er die Vorrechte der Krone deutlich mehr einschränkte.
    Wahrscheinlich wäre die politische Lage aus Sicht der Krone noch zu retten gewesen, wäre Sharleyans Großvater, Irwain III., nicht ein wohlwollender, aber schwacher Monarch gewesen. Sharleyan hatte Cayleb einmal erzählt, dass ihr Großvater wirklich einen ausgezeichneten Regenten einer kleinen Baronie abgegeben hätte. Aber als König war er schlichtweg ein Desaster. Statt den Boden wiedergutzumachen, den sein Vater verloren hatte, war es die Strategie Irwains III., auf Kompromisse statt auf Konflikte zu setzen. Er scheute die Vorstellung, welche Kosten es für seine Untertanen bedeutet hätte, einen Krieg auszurufen; und so weigerte er sich unter Berufung auf seine königlichen Vorrechte schlichtweg, ihnen genau das anzutun ... Aber auf diese Weise hatte er dem Adel die Möglichkeit verschafft, der Krone weitere Rechte abzutrotzen. Als Irwain III. schließlich gestorben war, war er für sein Land nicht mehr gewesen als eine Galionsfigur der Aristokratie.
    Bedauerlicherweise (jedenfalls aus dem Blickwinkel der großen Magnaten) war es dem Adel bis zu diesem

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