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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bestehenden Bündnisvertrages daher verpflichtet gewesen, Charis gegen jeden ungerechtfertigten Angriff beizustehen. Im Ernstfall aber hatte er sich dem Bündnis angeschlossen, mit dessen Hilfe die ›Vierer-Gruppe‹ Charis zu vernichten versucht hatte. Und es gab erschreckend wenig Hinweise darauf, dass er - ganz im Gegensatz zu Sharleyan und Chisholm - dabei auch nur gezögert hätte.
    »Dennoch ...«, fuhr Sharleyan fort, und Stimme und Mimik gleichermaßen waren nun deutlich ernsthafter und angespannter. »Auch Prinz Nahrmahn war hier nicht sonderlich gut angesehen, und diese Feindschaft schwelte bereits seit ungleich längerer Zeit. Letztendlich werden wir uns um Tarot kümmern müssen, auf die eine oder andere Art. Charis kann ein Reich in so unmittelbarer Nachbarschaft nicht unbeachtet lassen. Dazu kommt, dass Tarot ebenfalls eine Insel ist.«
    Wieder blickte sie sich im Ratszimmer um.
    »Auf dem Festland Fuß zu fassen, wird uns nicht gelingen. Dazu fehlt es uns schlicht an Ressourcen und Truppen. Nein, Meine Lords ...«, mit einer schlanken Hand winkte sie ab, »ich zweifle nicht daran, dass wir einen einzelnen Hafen einnehmen könnten - wie beispielsweise Ferayd. Sicher können wir diesen Hafen auch über längere Zeit hinweg halten. Auf Grund unserer Seeüberlegenheit dürften wir eine Garnison in einem solchen Hafen sogar unbegrenzt unterstützen können. Allerdings wären wir gut beraten, uns zurückzuziehen, sobald es zu aufwendig würde, den Stützpunkt zu halten. Und das alles
    zusammengenommen bedeutet, dass wir momentan weder genug Zeit, noch Truppen noch finanzielle Mittel haben, um sie auf ein derartiges Abenteuer zu verschwenden.
    Andererseits besitzen wir nun einmal die Seeüberlegenheit. Doch wenn wir diesen taktischen Vorteil verlieren, ist alles verloren. Unser vordringliches Ziel muss daher meines Erachtens sein, uns diese Seeüberlegenheit auf jeden Fall zu sichern. Sind Sie, Meine Lords, nicht ebenfalls dieser Ansicht?«
    Gray Harbor tanzte schon so viele Jahre auf politischem Parkett. Dennoch musste er das Lächeln, das er sich trotz all dieser Erfahrung nicht hatte verkneifen können, hinter vorgehaltener Hand verbergen. Denn sämtliche von Kaiserin Sharleyans Ratgeber blickten sie an und nickten wie Marionetten.
    »Ausgezeichnet, Meine Lords!« In einem breiten Lächeln ließ die Kaiserin ihre weißen Zähne aufblitzen. »Sind Sie hier mit mir einer Meinung, werden Sie sicher auch mit mir gemeinsam dafür plädieren, dass wir jede Gelegenheit nutzen sollten, unsere Vorherrschaft auf See auch zu nutzen. Zugegeben, wir müssen vorsichtig vorgehen. Wir dürfen uns auf gar keinen Fall übernehmen. Aber eines sollte Gewissheit sein: Wenn es irgendwo ein Stück Meer gibt, dann gehört das Wasser dort nicht der ›Vierer-Gruppe‹, sondern Charis.«
    Schultern strafften sich, auf fast alle am Tisch hatten ihre Worte diese Wirkung. Gray Harbors Lächeln verwandelte sich in ernsthafte Anerkennung: Die junge Kaiserin wusste mit psychologischem Geschick ihre Zuhörer zu nehmen.
    »Wir haben bereits Emerald in das Kaiserreich eingegliedert - wie Chisholm auch«, setzte sie mit einem beinahe wehmütigen Lächeln hinzu. »Mittlerweile, davon bin ich überzeugt, wird Seine Majestät Zebediah in dieses Boot geholt haben, und schon bald gilt das Gleiche auch für Corisande.«
    Mit dem letzten Wort verschwand ihr Lächeln, und ihre Nasenflügel bebten ein wenig, als sie den Kopf schüttelte.
    »Außer in Corisande werden alle diese Erweiterungen des Kaiserreichs durchaus friedlich verlaufen. Niemand oder kaum jemand wird dabei das Leben verloren haben. Alle diese Länder befinden sich dann in Sicherheit, aber nur so lange, wie das Neue Charis unangefochten Herrscher über die Meere von Safehold bleibt. Nichts anderes gilt für Tarot. Was Tarot angeht, haben wir letztendlich keine Wahl: Es muss Teil des Kaiserreichs werden. Ich bin mir recht sicher, dass auch König Gorjah das weiß. Tarot zu halten, wo es doch den Tarot-Kanal und den Golf von Tarot mit ihren strategischen Vorteilen gibt, wird ohne größere Anstrengungen möglich sein. Tarot ist genauso gut zu verteidigen wie Charis selbst. Ich will nicht als jemand gelten, dem vorgeworfen wird, zu kühl zu kalkulieren. Aber eines dürfen wir nicht außer Acht lassen: Die Nähe Tarots zum Festland wird die ›Vierer-Gruppe‹ mit höchster Wahrscheinlichkeit dazu einladen, Tarot zu erobern, um es zum Ausgangspunkt für einen zukünftigen Einmarsch in

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