Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Erstes teilen wir euch in drei Klassen ein. Innerhalb dieser Klassen sollt ihr Kleingruppen mit jeweils vier Kindern bilden, die dann den Sommer über zusammen arbeiten. Ihr bekommt verschiedene Aufgaben und habt auch Unterricht. Darin werden die Grundlagen der chemischen Stoffe und weitere Themen durchgenommen, von denen wir meinen, dass sie euch weiterbringen.“
Entsetzt flüsterte Raggi Anna Lísa ins Ohr: „Hat er Unterricht gesagt? Wir werden unterrichtet?“ Anna Lísa bedeutete ihm, still zu sein. Die anderen hörten alle aufmerksam zu, und sie mussten aufpassen, nicht aufzufallen. Aber es war schon zu spät. Dr. Guðgeir Bjargmundsson war auf Raggi aufmerksam geworden.
„Sag mal, mein Freund, hast du was auf dem Herzen?“, fragte er Raggi. Dann ließ er seinen Blick über die Gruppe schweifen und fügte mit einschmeichelnder Stimme hinzu: „Es wäre mir lieb, wenn ihr mir nicht ins Wort fallt, bis ich fertig bin. Falls ihr dringende Fragen habt, die nicht warten können, mache ich eine Ausnahme. Gibt es etwas, das ihr jetzt fragen wollt, wo ich schon mal unterbrochen wurde?“ Niemand wagte es zu atmen. Er schaute wieder zu Raggi und sagte: „Und du? Was hast du auf dem Herzen?“
Raggi wurde ganz blass. Anna Lísa stieß ihn an, damit er etwas sagte. „Äh, öh.“ Raggi trat von einem Bein aufs andere und versuchte, sich etwas Schlaues einfallen zu lassen. „Entschuldigen Sie, Herr Doktor, ich habe nur überlegt, ob diese Stoffe was mit Handarbeiten zu tun haben.“
Alle Augen richteten sich auf Raggi und Anna Lísa. Sie trat zwei Schritte zurück, in der Hoffnung, dass niemand denken würde, dass sie zusammengehörten. Ein paar Kinder fingen an zu kichern. Dr. Guðgeir brachte die Gruppe zum Schweigen und sagte: „Ich bin kein Arzt, ich habe nur einen Doktortitel. Ich habe sogar zwei Doktortitel, aber das spielt jetzt keine Rolle.“ Anna Lísa konnte ihm vom Gesicht ablesen, dass das für ihn sogar eine sehr große Rolle spielte. „Die Antwort auf deine Frage lautet, dass Chemie nichts mit normalen Stoffen zu tun hat, aus denen man etwas näht. Es handelt sich also nicht um Handarbeiten.“ Er schaute über die Gruppe. „Weitere Fragen?“ Niemand sagte etwas.
Plötzlich rief die Assistentin barsch: „Noch Fragen? Jetzt oder gar nicht!“ Alle warfen sich ängstliche Blicke zu und niemand fragte etwas.
„Also dann, wenn ihr keine Fragen habt, machen wir weiter. Ich rufe eure Namen einzeln auf, und ihr tretet vor. Es gibt drei Klassen, zuerst rufe ich die Alpha-Klasse auf. Die geht dann in den Flur zu ihrem Klassenlehrer, der sie in ihr Klassenzimmer bringt. Dann rufe ich die Beta-Klasse und am Ende die Gamma-Klasse auf, verstanden?“ Alle nickten. Dr. Guðgeir schaute Raggi eindringlich an, der vor lauter Angst hektisch mitnickte.
Dann begann Dr. Guðgeir, Namen aufzurufen. Dabei herrschte, bis auf die Geräusche, die die Aufgerufenen machten, wenn sie zu ihm gingen, absolute Ruhe. Als etwa zwanzig Kinder vorgetreten waren, war die Alpha-Klasse vollständig und verließ mit der griesgrämigen Assistentin die Halle. Weder Anna Lísa noch Raggi waren dabei. Sie wurden auch nicht für die Beta-Klasse aufgerufen und waren ziemlich erleichtert, als sie merkten, dass sie in derselben Klasse waren. Es wäre schrecklich gewesen, alleine in einer Klasse mit lauter Schlaubergern zu sein. Die Beta-Gruppe verließ die Halle in Begleitung der Assistentin, die wieder zurückgekommen war. Unfreundlich rief sie den Schülern zu: „Vorwärts! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“ Die Schüler der Beta-Klasse liefen los.
Anna Lísa und Raggi musterten ihre zukünftigen Klassenkameraden. Es waren die merkwürdigsten Kinder aus der ganzen Gruppe, fand Anna Lísa. Worüber dachte zum Beispiel dieses Mädchen in der viel zu großen Latzhose gerade nach? Bestimmt nicht über etwas Spannendes, wahrscheinlich über Chemie. Und der Junge mit der Sonnenbrille? Der wirkte doch echt seltsam. Kein normaler Mensch setzte in einem dunklen Gebäude eine Sonnenbrille auf. Neben diesen beiden gab es noch drei Jungen in Anzügen, die sogar Krawatten anhatten. Anna Lísa machte große Augen. Die übrigen Mädchen und Jungen waren auch ziemlich merkwürdig, zwei der Mädchen tippten auf Taschenrechnern herum, als ginge es um ihr Leben, und ein Junge blätterte in einer dicken Schwarte, die er dabeihatte. Es würde bestimmt schwierig sein, sich in diese Gruppe einzugewöhnen. Anna Lísa beschloss, am nächsten Tag
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