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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ein Lineal mitzunehmen. Leider besaß sie keinen Taschenrechner. Sie hatte mal einen besessen, ihn aber gegen ein supercooles Jo-Jo eingetauscht. Das war viel lustiger als der Taschenrechner, aber Anna Lísa nahm an, dass ein Lineal ihr hier mehr Glück bringen würde als ein Jo-Jo. Außerdem hatte sie das sowieso verloren.
    Dr. Guðgeir ergriff wieder das Wort. „Also dann, Kinder aus der Gamma-Klasse.“ Er lächelte wieder einschmeichelnd. Anna Lísa hoffte, dass er bald eine beleidigte Miene aufsetzte, denn die wäre bestimmt immer noch besser als dieses Lächeln. „Kommt mit, wir treffen jetzt Georg, euren Lehrer und Betreuer der Gamma-Klasse.“ Er drehte ihnen den Rücken zu und marschierte in den Flur. Die Kinder folgten ihm, Anna Lísa und Raggi gingen ganz hinten.
    „Hast du gesehen, was das für ein unheimlicher Typ ist?“, flüsterte Raggi Anna Lísa zu, während sie hinter den anderen hertrotteten. „Der grinst irgendwie so …“ Raggi schnitt eine Grimasse.
    „Nee“, sagte Anna Lísa, „es war mehr so …“ Sie machte ein Gesicht, das Raggi an einen Affen mit Verstopfung erinnerte. Er kicherte.
    „Warte, warte … es war eher so …“ Raggi schürzte die Oberlippe, so dass sein Zahnfleisch aufblitzte, und schob die Unterlippe über die Schneidezähne. Dann riss er die Augen weit auf. „Hi, ich bin Doktor Doktor.“ Anna Lísa musste lachen, hörte aber sofort wieder auf, als sie merkte, dass Dr. Guðgeir sie gehört hatte. Er war stehen geblieben und starrte Raggi und sie über die Köpfe der anderen hinweg an. Er war stinksauer über das Gekicher.
    „Aus welcher Schule seid ihr eigentlich?“, fragte er verärgert. Die anderen Kinder blickten abwechselnd zu Anna Lísa, Raggi und Dr. Guðgeir. Raggi beeilte sich, seine Gesichtszüge wieder in den Griff zu bekommen.
    „Äh … aus der Sundschule“, sagte Anna Lísa leise. „Aus der Sundschule, Herr Doktor.“
    „Das ist ja merkwürdig“, sagte Dr. Guðgeir. „Mir wurde gesagt, dass wir von den Kindern aus der Sundschule viel erwarten können.“ Er schaute Anna Lísa und Raggi verächtlich an. „Ich glaube, da werde ich wohl enttäuscht.“ Dann drehte er ihnen den Rücken zu und ging weiter durch den Flur. Die anderen Kinder glotzten Anna Lísa und Raggi an wie Würmer auf einer Geburtstagstorte, drehten sich dann um und folgten dem Doktor.
    „Na super“, flüsterte Anna Lísa so leise wie möglich. „Jetzt will bestimmt keiner mehr mit uns in einer Gruppe sein.“
    „Vielleicht dieser Seltsame mit der Sonnenbrille“, wisperte Raggi zurück. „Der hat sich als Einziger nicht den Hals ausgerenkt und uns angestarrt.“
    Schließlich kamen sie zu einer Tür, vor der Dr. Guðgeir stehen blieb. „Also, Gamma-Klasse. Das ist euer Klassenraum. Merkt euch den, es ist Raum 4–8–21 cf. Alle anderen Räume, Büros, Labors, also alle bis auf die Toiletten, dürft ihr nicht ohne Erlaubnis und nur in Begleitung eines Mitarbeiters betreten. Die meisten Räume sind abgeschlossen, aber selbst wenn mal einer offen ist, ist es absolut verboten reinzugehen. Also noch mal für diejenigen unter euch, die diese Anweisung vielleicht missverstehen könnten, zum Beispiel die Schüler aus der Sundschule …“ Er warf Raggi und Anna Lísa einen scharfen Blick zu, bevor er weitersprach: „Ihr dürft keine einzige Tür aufmachen, außer der, die mit einem Mann oder einer Frau gekennzeichnet sind. Türen mit einem Mann oder einer Frau sind Toiletten. Da dürft ihr rein.“ Anna Lísa wäre am liebsten im Boden versunken, zumal sich Raggi auch noch aufgefordert fühlte, einen Kommentar abzugeben.
    „Ja, oder die mit einem Rollstuhl“, sagte er zu Dr. Guðgeir. „Manche Klos sind mit einem Rollstuhl gekennzeichnet.“ Als er merkte, dass das keinen Anklang fand, versuchte er zurückzurudern. „Sie wissen schon, die sind größer und haben Handgriffe und sind meistens frei.“
    Dr. Guðgeir schenkte Raggi wieder nur einen verächtlichen Blick. „Da ich sehe, dass du Schwierigkeiten damit haben wirst, werde ich die Tür zu eurem Klassenraum, Zimmer 4–8–21 cf, mit einem solchen Toilettenschild kennzeichnen lassen. Es ist wohl zu viel verlangt, dass du dir diese Nummer merken kannst. Das vereinfacht die Sache für dich. Merk dir einfach: Mann, Frau oder Rollstuhl: aufmachen. Kein Mann, keine Frau, kein Rollstuhl: die Türklinke unter keinen Umständen anrühren. Kapiert?“
    Raggi nickte beschämt. Dr. Guðgeir wandte sich von ihm ab

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