Die irische Wildkatze
sie noch drei Stunden dem Maler Modell und hoffte, das Porträt möge bald fertig sein. Als Reynolds ihr erklärte, dass es bis Ende der Woche vollendet wäre, war sie erleichtert. Aus Mangel an Schlaf hatte sie nur wenig Energie, und als der Maler ging, legte sie Umhang und Kleid ab und wollte sich hinlegen. Doch noch bevor sie das tun konnte, rauschte Bridget mit einem Arm voller Zeitungen in ihr Zimmer.
»Auf allen Gesellschaftsseiten stand etwas über die Hochzeit. Sie war zweifellos das gesellschaftliche Ereignis der Saison! Jede Zeitung schreibt über Marias Schönheit und schildert jede Einzelheit ihres Kleides. Die meisten waren auch dir gegenüber äußerst großzügig, Elizabeth, und lobten deinen Erfolg als Gastgeberin. Aber natürlich ist zu erwarten, dass die Frau eines Herzogs gelobt wird. Dieser hartnäckige Schwätzer Horace Walpole trägt allerdings zu dick auf: Er redet in ganzen Absätzen nur von dir: In der Vergangenheit war das Bild von einer Herzogin immer plump, nachlässig gekleidet und langweilig. Die Herzogin von Hamilton hat dies alles mit ihrem wunderschönen Gesicht und ihrer guten Figur geändert, die unvergleichlich sind. Ihr Witz, ihre Klugheit und ihr Charme allein geben ihr schon das Recht, in Wahrheit Euer Gnaden genannt zu werden.«
»Das ist aber nett«, sagte Elizabeth abwesend und dachte daran, dass sie schon früh würde ins Bett gehen können, weil es Hamilton nicht gut ging.
»Du kannst nichts tun als Gähnen! Es tut mir ja Leid, wenn die Zeitungen dich langweilen, Fräulein Undankbar, aber für das alles solltest du mir dankbar sein, weißt du!«
»Ne obliviscaris, ich vergesse es nicht«, sagte sie leise.
Bridget war besänftigt. Sie hörte die leise Drohung in Elizabeths Stimme nicht. »In der Morgenpost waren drei Einladungen, und heute Nachmittag hast du noch ein halbes Dutzend bekommen. Natürlich kommen sie in Erwiderung auf die Hochzeit. Ich habe ein neues Kleid für den Empfang der Gräfin von Orford heute Abend. Was wirst du anziehen?«
»Ich gehe nicht hin. Ich habe beschlossen, heute früh ins Bett zu gehen.«
»Geht es dir nicht gut? Vielleicht bist du ja schon schwanger!«
Könnte das möglich sein? Sie spürte eine tiefe Freude. Wenn sie ein Kind hätte, das sie lieben könnte, bekäme sie eine neue Chance zum Glücklichsein. Aber wer wohl der Vater wäre? Sie ignorierte die schreckliche Frage lieber. »Nein, Mutter, ich bin nicht schwanger.«
»Hamilton mag sich einen Erben wünschen, aber ich vermute noch nicht so bald. Es gefällt ihm, dich am Arm zu haben und dein schönes Gesicht und deine gute Figur zur Schau zu stellen. Nur deswegen hat er dich geheiratet. Er wird es gar nicht gut finden, wenn du schon einen Monat nach der Hochzeit anfängst, dick und hässlich zu werden.«
Elizabeths Stimmung sank. Es wäre wohl das Beste, wenn ich nicht schwanger wäre! Das Letzte, was sie wollte, war, Hamiltons Zorn zu erwecken.
»Ich habe den Ausdruck von Abscheu auf seinem Gesicht gesehen, als er sah, wie Charlotte Cavendish ihre Schwangerschaft zur Schau trägt wie ein fettes kleines Schweinchen.«
»Charlie sieht wunderschön aus! Sei nicht so gemein.« Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, zu denen sie es wagte, ihrer Mutter eine scharfe Antwort zu geben. Sie biss sich auf die Lippe, weil sie wusste, dass Bridget einen Weg finden würde, es ihr heimzuzahlen, aber das war ihr egal. Sie würde Charlotte bis zum letzten Atemzug verteidigen.
Bridget ging mit der Information, dass Elizabeth sich weigerte, zum Empfang der Orfords zu gehen, der im Devonshire House stattfand, direkt zu Kate Agnew. Dann sagte Kate es Hamilton. Innerhalb von einer Stunde kam er mit einer zufrieden dreinschauenden Kate hinter sich in ihr Zimmer. Er wirkte leicht gelbsüchtig, aber gern bereit, mit einer ungehorsamen Frau zu streiten. Er betrachtete den seidenen Morgenrock, den sie über ihr Unterkleid gezogen hatte. »Warum hast du noch nicht begonnen, dich anzuziehen?«
»Ich dachte, ich gehe heute Abend früh zu Bett, Euer Gnaden. Ich bin müde.«
»Müde? Du bist erst siebzehn, wie kannst du da müde sein?«
Ich hin es müde, Herzogin zu sein. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Erst habe ich bis zum Morgengrauen getanzt, dann sieben Stunden für den Porträtmaler still gestanden.«
»Welch hartes Leben du doch hast«, spottete er. »Zieh dich sofort an.«
Kate ging zum Schrank, nahm ein saphirblaues Kleid mit weißem Unterkleid heraus, dann
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