Die irische Wildkatze
geschrien hätte!«
»Und da habt Ihr ihn dann wohl zur Strafe nach Coventry in die Wüste geschickt?«'
Walpoles Spitze kam bei ihr nicht an. »Nein, wir kamen so schnell wie möglich nach London zurück. Wir haben ein neues Haus am Berkeley Square.«
Elizabeth küsste Marias Wange. »Gut, dass du wieder zuhause bist.«
»Warum trägst du eine Krone?«, fragte Maria nörgelig.
»Weil Elizabeth die Königin meines Schlosses ist.« Walpole ließ sehr deutlich erkennen, welche der beiden Schwestern er bevorzugte.
Maria, die bisher ihren George gemieden hatte, wandte sich ihm plötzlich zu. »Ich habe keine Krone.«
»Elizabeth hat das Recht, eine herzogliche Krone zu tragen, Liebes.«
»Und ich nicht! Ich hätte mich niemals mit nichts als einem Grafen zufrieden geben sollen.«
Elizabeth stellte sich auf die Zehenspitzen, um George auf die Wange zu küssen und flüsterte: »Das meint sie gar nicht so, Mylord.«
George machte ein finsteres Gesicht. »Doch. Unglücklicherweise meint sie es genau so.«
Hamilton klopfte seinem Freund auf den Rücken. »Manche von uns haben einfach mehr Glück mit ihren Frauen als andere, George. Komm, wir gehen und kosten Walpoles Whisky. Dabei kann ich dich darin unterrichten, wie man eine Frau beherrscht.«
Der Gedanke, dass Maria und George keine glückliche Ehe führten, ließ Elizabeth sich ganz elend fühlen. Sie nahm die Hand ihrer Schwester. »Möchtest du dich mit mir unterhalten, Maria?«
»Nein, ich möchte gern tanzen! Ich wette, schon nach fünf Minuten werden mir ein Dutzend Lords japsend zu Füßen liegen!«
Das Letzte, wonach Elizabeth zumute war, war tanzen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Der Herzog von Hamilton bestand darauf, dass seine Frau mit jedem Mann tanzte, der sie darum bat. Sie wusste, dass es ihm Spaß machte, zuzusehen, wie sie sie ansahen und sich nach ihr verzehrten. Wenn andere Männer sie begehrten, fühlte er sich als triumphaler Besitzer des verlockenden Schatzes.
Als Elizabeth dreimal hintereinander getanzt hatte, war ihre Energie und Kraft verausgabt. Als ein schottischer Tanz, ein Reel, angekündigt wurde, entschied sie, diesmal lieber sitzen zu bleiben, weil ihre Kleider viel zu eng waren und sie um die Mitte einschnürten.
Da hob Walpole seine Hände mit den dünnen Handgelenken. »Dieser Tanz wird zu Ehren meiner Favoritin am Hofe gespielt. Der Name des neuen Tanzes lautet: Elizabeth Hamiltons Reel! Ich kann es kaum erwarten, mit ihr dazu zu tanzen.«
Ihre innere Stimme warnte sie: Du darfst Horace Walpole nicht beleidigen. Lächle. Du bist die Herzogin von Hamilton. Als der lebhafte, wirbelnde Tanz endlich vorüber war, wankte Elizabeth. Sie versuchte, tief zu atmen, aber ihr gelangen nur flache Atemzüge. »Bitte, entschuldigt mich, Horace. Ich muss mir die Nase pudern.« Rasch verließ sie den Ballsaal und begegnete zu ihrem Schrecken John Campbell.
Er hatte sich geschworen, heute Abend nicht zu kommen, hatte sogar bei Walpole abgesagt. Und doch war er hier, weil er sich nicht die Gelegenheit nehmen wollte, sie zu sehen und zu berühren. Als er sie sah, verfluchte er sich als verdammten Narren. Er war ein Mann des Militärs, mit eisernem Willen, aber seine Entschlossenheit schmolz wie Schnee im Sommer, wenn es um Elizabeth ging. Sie stand unter einem Kreis von mittelalterlichen Fackeln, die ihr Haar in reines, gesponnenes Gold verwandelten, das von glitzernden Edelsteinen gekrönt war. Sein heißer Blick leckte über sie wie die Flamme einer Kerze, das kleine diamantene Kreuz an ihrem Krönchen funkelte zurück. Seine förmliche Verbeugung machte sich lustig über sie.
»Ah, die Kreuz-Königin mit den Diamanten.«
»Sieh an, der Herz-Bube! Leider war Euer Einsatz nicht hoch genug.« Ihre Erwiderung kam schnell und grausam. Ihre Brüste wogten vor Erregung und Sauerstoffmangel.
Sein Blick senkte sich langsam und bestimmt darauf. »So eine prächtige Hand. Euer Pärchen sticht meine Karten ganz sicher.«
»Das bezweifle ich, Sundridge. Das Beste, worauf ich hoffen kann, ist ein neues Blatt, denn bisher habe ich immer nur Nieten gezogen.«
»Touche. Ihr habt eine scharfe Zunge, Wildkatze.«
»Meint Ihr nicht, dass auch Eure Zunge eine gefährliche Waffe ist?«
»Wollen mal sehen.« Er nahm ihre Hand, drehte sie um und drückte einen sinnlichen Kuss in ihre Handfläche. Dann leckte er darüber.
Eine Welle von Begehren hätte sie fast ertränkt. Das Blut strömte von ihrem Kopf zu ihrem Herzen, und sie schnappte
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