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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Selbst diese elende Charlotte Boyle hat ihrem Mann einen Sohn geboren. Man wird sich über mich lustig machen, verdammt! Ganz Edinburgh wartet darauf, zu feiern, und du kannst nichts Besseres als eine Tochter hervorbringen. Nun, wenn du klug bist, hältst du mir das Balg vom Hals. Sobald du wieder reisen kannst, fahren wir zurück nach London und fangen noch einmal von vorn an.«
    Elizabeth schloss die Augen, geschlagen und gedemütigt. Ich will sterben ... Warum lasst ihr mich nicht sterben? Sie öffnete die Augen mit einem Ruck, als die Tür wieder krachend ins Schloss fiel, und sie erkannte, dass er fort war. Sie fühlte sich so elend, so müde, so hoffnungslos. Sie wollte nichts als schlafen. Die Atmosphäre in Holyrood war so bedrückend, dass sie sich danach sehnte, ihr zu entkommen. Müde dachte sie an London und sah ihre Zukunft vor sich, ein unglücklicher Tag nach dem anderen, und sie wusste, dass sie ihre Seele verkaufen würde, nur um Hamilton zu entkommen. Ihre Augenlider waren so schwer, dass sie von allein zufielen, da sah sie die Flasche mit dem Laudanum neben dem Bett. Das war die Antwort. Sie griff nach der Flasche. Hamilton würde sie nie wieder bedrängen.
    »Halt!«
    Elizabeth fuhr zusammen, die Flasche fiel ihr aus der Hand auf den Boden. Ihre Augen weiteten sich angesichts der königlichen Vision, die am Fußende des Bettes stand. »Was willst du?«, fragte sie matt.
    »Ich will dir Mut machen! Lass es nicht zu, dass er dir das antut, Elizabeth. Kämpfe gegen sie an! Kämpfe so, wie ich es auch getan habe!«
    »Für dich ist das leicht ... du bist Königin.«
    »Du bist Herzogin! Und Mutter! Dein Kind braucht dich stark und mutig. Kämpfe gegen sie an, Elizabeth.«
    Die Vision löste sich auf, und sie bemühte sich, sich im Bett aufzusetzen.
    Emma kam aus dem Nebenzimmer und hastete ans Bett. »Endlich seid Ihr wieder wach, dem Himmel sei gedankt! Ihr habt einen ganzen Tag und eine ganze Nacht geschlafen. Fühlt Ihr Euch besser, Lämmchen?«
    »Wo ist mein Baby?«
    »Im Kinderzimmer mit Eurer Mutter und einer ganzen Truppe von Kindermädchen.« Als Elizabeth die Laken zurückschlug, sagte Emma: »Oh, der Doktor hat gesagt, Ihr dürft nicht aufstehen. Er hat schon dreimal nach Euch gesehen, aber ich glaube kaum, dass Ihr Euch daran erinnern könnt.«
    »Nein, ich weiß nicht mehr, dass ich den Arzt gesehen habe. Ich erinnere mich nur noch an Hamiltons Besuch. Seine grausamen Worte haben mich erschüttert, Emma.«
    »Der Herzog hat Euch noch nicht besucht, mein Lämmchen. Ihr müsst wohl geträumt haben. Sie haben Euch Laudanum gegeben, damit Ihr schlaft.«
    »Das war kein Traum. Hamilton war genauso wirklich wie Mary -« Elizabeth erkannte, was sie da sagte und schüttelte verwundert den Kopf.
    »Mary?« Emma sah sie beunruhigt an.
    »Die Königin der Schotten. Sie muss wohl eine Vision gewesen sein. Sie kam, um mir Mut zu machen, und bei Gott sicher genau zum richtigen Zeitpunkt. Wenn sie versuchen, mir mein Kind fern zu halten, werden sie nicht ein Kaninchen vorfinden, sondern eine Wildkatze!«
    Elizabeth berührte ihre Brust, die voller Milch war. »Mein Baby muss gefüttert werden.« Sie schwang die Füße vom Bett und in ihre Schuhe.
    »Keine Sorge. Euer Baby hat eine Amme, zwei Kindermädchen und Eure Mutter bei sich. Lasst mich Euch ein frisches Nachthemd bringen, das da hat Blutflecken.«
    »Schnell.« Elizabeth stand ungeduldig da, während Emma ihr ein frisches weißes Nachthemd brachte. Beth zog das Fleckige aus und das Frische an, dann eilte sie zur Tür.
    Emma lief mit dem Nerzmantel hinter ihr her, den sie ihr um die Schultern legte. »Ihr könntet wieder anfangen zu bluten.«
    »Ist mir egal!«
    Elizabeth fand das Kinderzimmer ein paar Türen hinter dem Zimmer ihrer Mutter. Sie betrat es wie ein Racheengel.
    »Warum bist du nicht im Bett?«, wollte Bridget wissen.
    »Weil ich mich anders entschieden habe.« Elizabeth begegnete dem herausfordernden Blick ihrer Mutter mit einem genauso drohenden. »Ich bin gekommen, um mein Baby zu holen.«
    Bridget breitete die Arme aus, um ihr den Weg zu versperren. »Es ist Stillzeit. Geh auf der Stelle wieder zu Bett!«
    Elizabeth richtete sich zu voller Größe auf und hob mit königlicher Geste das Kinn. »Ich bin Ihre Gnaden, die Herzogin von Hamilton. Tretet beiseite, Madam, sonst werde ich Euch stoßen, dass Ihr auf Eurem Hintern landet.«
    Bridget stand der Mund offen, aber sie senkte die Arme.
    Elizabeth nahm der Amme das Kind ab.

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