Die irische Wildkatze
Wenn sie anfängt zu schreien, stellt sie ruhig, bevor ihr Gebrüll den Herzog beunruhigt.« Der Arzt teilte Bridget dann noch mit, dass er selbst dem Herzog Bericht erstatten würde.
Gegen Mitternacht war Elizabeth erschöpft von ihren Bemühungen, still zu sein, wenn die schweren Schmerzen ihren Körper ergriffen, sie schloss zwischen den Wehen die Augen und versuchte zu schlummern. Eine Stimme weckte sie aus diesem leichten Schlaf.
»Elizabeth!«
Sie öffnete die Augen in der Annahme, es wäre Emma, aber die treue Zofe schlief in ihrem Sessel. Dann sah sie eine
Frau am Fußende des Bettes stehen, die unerklärlicherweise aussah wie Königin Mary.
»Lass niemanden je von deinem Geheimnis erfahren!«, flüsterte sie eindringlich. »Bewahre es mit deinem Leben, so wie auch ich das meine bewahrt habe. Versprich es!«
»Ich verspreche es«, hauchte Elizabeth. Als die Vision sich auflöste, wurde ihr Körper plötzlich von einem heftigen, ausdauernden Schmerz ergriffen. Ihr leiser Aufschrei weckte Emma, die aus ihrem Sess el sprang und Beths Hand nahm.
»Ich bleibe bei Euch, mein Lämmchen. Ihr seid so tapfer.«
Als der Schmerz nachließ, lachte Elizabeth. »Ich bin nicht tapfer, Emma. Ich fürchte mich wie ein kleines Kaninchen ... ich fürchte mich vor Hamilton .... fürchte mich vor Mutter... fürchte um mein Kind ... Oh, Gott, ich hoffe, es ist ein Mädchen!«
»Das solltet Ihr nicht wünschen. Er erwartet einen Sohn und Erben, keine Tochter!«
Elizabeths Augen weiteten sich, als wieder ein Schmerz kam, heftiger als der vor ein paar Minuten, seine Krallen in sie schlug und nicht wieder weggehen wollte. Sie hörte einen Schrei und erkannte, dass es ihr eigener war.
Die Hebamme erhob sich von ihrem Lager, und eine Minute später, als Bridget erschien, bestätigte sie ihr, dass Elizabeth in die heftige Phase der Geburt gekommen war. »Schreibt auf: Das Fruchtwasser ist um zwei Uhr gebrochen.«
Emma wechselte die Bettlaken mit Hilfe einer Zofe, dann goss sie Wasser in eine Schüssel und wusch mit einem Schwamm Elizabeths Gesicht und Hals, die nass von Schweiß waren.
Während der nächsten zwei Stunden wand sich die werdende Mutter in qualvollen Schmerzen, die alle paar Minuten wieder kamen. Sie schnaufte, sie lachte, sie weinte, und sie fluchte. Um vier Uhr, als der Kopf des Babys anfing, durchzubrechen, fingen ihre wirklich lauten Schreie an. Sie hob die Hand und riss eine dicke Kordel herunter, die die Bettvorhänge festhielt, wickelte sie sich um die Hände, als die Frauen sie aufforderten zu pressen, und wünschte, sie hätte sich nicht stur geweigert, das Laudanum zu nehmen.
Plötzlich verkrampfte sie sich in einem schrecklichen, fast unerträglichen Schmerz, der Gott sei Dank von einem strömenden Gefühl der Erleichterung gefolgt wurde, in dem sie das Bewusstsein verlor. Als sie die Augen öffnete, schluckte sie gehorsam einen Löffel Laudanum, den ihre Mutter ihr hinhielt.
»Mein Baby -«
»Dein Baby ist geboren, Elizabeth. Die Hebamme macht es sauber.«
»Bitte, lasst es mich sehen!«
Die Hebamme kam zurück mit einem Bündel, das in eine Flanelldecke gehüllt war. Als sie Elizabeth ansah, drückte sie hastig Bridget das Kind in den Arm und sagte zu Emma: »Sie blutet ... hol ein paar Kissen ... die Füße höher als den Kopf legen.«
Elizabeth spürte, wie sie die anderen verließ, als löse sie sich wie vorher der Geist von Mary, Königin der Schotten, auf. »Nein ... wartet!« Als sie den Mund öffnete, schob die Hebamme ihr einen Löffel Laudanum hinein.
»Ich habe ihr schon welches gegeben!«, rief Bridget.
»Macht nichts. Sie braucht völlige Ruhe, damit die Blutung aufhört. Na bitte, sie schläft schon. Wie spät ist es? Fünf Uhr? Ich glaube, es wäre klüger, noch eine Stunde zu warten, bevor wir den Herzog wecken.«
Elizabeth hörte, wie die Tür zum Schlafzimmer mit einem Krach geöffnet wurde, und eine böse Vorahnung ließ sie schaudern. Hamilton trat ans Bett - an seiner fleckigen Röte im Gesicht konnte sie erkennen, wie ärgerlich er war. Er musste sich den Zorn von der Leber reden, und sie war sein Opfer. Er hat den Verdacht, dass das Baby nicht seines ist! Sie bemühte sich zu sprechen, aber ihre Lippen waren wie taub, sie konnte keine Worte bilden.
»Ich habe dich hierher in den Palast von Holyrood gebracht, damit mein Sohn und Erbe an dem ihm zustehenden Ort geboren wird, und was bringst du zur Welt? Ein Mädchen - ein nutzloses weibliches Wesen, wie du es bist!
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