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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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zu, dass Elizabeth es bequem hat und alles bekommt, was sie braucht. Und teilt mir sofort mit, wenn sich etwas tut.«
    »Das werde ich, Euer Gnaden, aber vergesst nicht, dass die Geburt eines ersten Kindes ein längerer Vorgang sein kann. Wahrscheinlich wird sie die ganze Nacht in Wehen liegen und das Kind erst morgen geboren.«
    »Die Länge der Wehen ist nicht von Bedeutung, Madam, solange sie nur eine sichere Geburt hat und meinem Kind nichts zustößt.«
    Bridget kehrte in Elizabeths Zimmer zurück und stellte eine uniformierte Zofe zur Rede: »Ich habe darum gebeten, dass meine Tochter in den Räumen der Königin untergebracht wird, aber eben erfahre ich, dass die Staatsgemächer diejenigen sind, die königliche Gäste bewohnen.«
    »Diese Zimmer hier gehörten Königin Mary, Madam.«
    Bridget runzelte die Stirn. »Du meinst doch wohl nicht Mary, die Königin der Schotten?«
    »Doch, genau die, Madam. Der älteste und heiligste Raum im Palast von Holyrood ist dieser, wo Königin Mary King James geboren hat.«
    »Also gut, mir scheint, das wird reichen. Sorg dafür, dass das Feuer in meinem Zimmer angezündet wird und wir etwas zu essen bekommen. Sonst werden wir an diesem heiligen Ort noch verhungern!«
    Elizabeth, die das Gespräch zwischen ihrer Mutter und der Zofe mitangehört hatte, schauderte, als hätte sie einen Geist gesehen. Sie stieg aus dem mit Vorhängen behangenen Bett und ging in ihrem Nachthemd zum Feuer.
    Marys Lehen war tragisch. Sie hat in diesen Räumen ihre Traurigkeit hinterlassen.
    Emma, die ihr Schaudern sah, legte ihr den Nerzmantel um die Schultern. »Behaltet dies an, ich gehe und suche nach einem warmen Morgenmantel.«
    »Die Schmerzen sind jetzt vorn in meinem Bauch. Ich habe keine Lust, etwas zu essen, Emma, aber ich hätte gern etwas verdünnten Wein, wenn es geht.«
    Als zwei Zofen mit Tabletts voller Speisen kamen, nahm Bridget das ihre mit in ihr eigenes Zimmer, das ein paar Türen weiter den Flur hinunter lag. Emma verdünnte einen Kelch Wein mit etwas Wasser und brachte ihn zu Elizabeth ans Feuer. »Das sollte Euch wärmen und etwas beruhigen.«
    Elizabeth trank einen Schluck und sagte dann zu den Bediensteten »Zeigt mir, wo Rizzio ermordet wurde.«
    Die beiden Frauen wechselten einen viel sagenden Blick, der ihr klar machte, dass es nicht nötig war zu erklären, dass Rizzio Königin Marys italienischer Sekretär gewesen war, den man auf Befehl ihres Mannes, Darnley, vor ihren Augen erstochen hatte. Die Zofen winkten ihr und brachten sie in den angrenzenden Salon. Die Frauen deuteten auf einen Fleck auf den Fußbodenbrettern.
    Als Elizabeth den Fußboden betrachtete, war sie sich nicht sicher, ob dies ein zweihundert Jahre alter Blutfleck sein konnte, aber die böse Tat hatte auf seltsame Art unauslöschlich ihre Spuren in Marys privaten Räumen hinterlassen. Sie spürte die finsteren Erinnerungen und die Geister, die sie hinterlassen hatten.
    »Danke«, murmelte sie traurig. »Könntet ihr mir noch etwas Wein bringen, bitte?« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und wusste, dass der Kopf des Babys sich in den Geburtskanal bewegt hatte. Sie schickte ein inniges Gebet zum Himmel: Bitte, bestrafe mein Kind nicht für die Sünden, die ich begangen habe.
    Etwa um zehn Uhr kam der Arzt und untersuchte sie. Bridget trat aus ihrem Zimmer, um mit ihm zu sprechen. »Bei meiner Tochter hat die Geburt aufgrund einer holprigen Kutschfahrt zu früh angefangen. Ich habe seiner Gnaden empfohlen, so spät in ihrer Schwangerschaft keine gefährliche Reise mehr zu machen, aber er bestand darauf, dass sein Erbe in Holyrood geboren werden sollte.«
    »Der Douglas ist sich selbst Gesetz, Madam«, sagte er düster. »Wie groß ist der Abstand von einer Wehe zur anderen?«
    Bridget fragte Emma und antwortete dann: »Sie scheinen stündlich zu kommen, Doktor. Seht Ihr irgendwelche Schwierigkeiten voraus?«
    »Es ist zu früh, um dazu etwas zu sagen. Die Hebamme ist unterwegs, aber ich erwarte nicht, dass das Kind vor morgen früh geboren wird.«
    Bridget wollte dem Herzog gerade diese Nachricht überbringen, da kam die Hebamme an. Sie untersuchte die junge Herzogin und stimmte dem Doktor zu. Er riet der Frau, sich ein Lager im Zimmer aufschlagen zu lassen, falls die Patientin doch im Laufe der Nacht in die heftigen Wehen kam. Dann nahm er eine Flasche Laudanum aus seiner Tasche und stellte sie auf den Nachttisch. »Meiner Erfahrung nach weigern sich Herzoginnen, zu leiden wie einfache Sterbliche.

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