Die irische Wildkatze
verantwortlich. Du hast deine Angst zwar überwunden, bist dann aber von der Rolle der gehorsamen Frau, zu der der Märtyrerin übergegangen. Es ist vorüber, Beth.«
»Nein, es ist nicht vorüber! Ich bin voller Schuldgefühle. Ich habe ihn gehasst, ich fand es schrecklich, eine Herzogin zu sein, und jetzt bin ich froh! Oh, Gott, nicht froh, dass er tot ist, aber froh, dass ich nicht mehr mit ihm verheiratet bin - froh, dass ich keinen Mann mehr habe! Verstehst du das?«
»Das verstehe ich völlig, meine Schöne. Ruh dich aus«, riet ihr Jack. »Du wirst Kraft brauchen, um die nächsten paar Tage zu überstehen.«
Sie nickte. »Würdest du Morton und Mr. Burke rufen?«
Nachdem ihr Vater gegangen war, standen bald die beiden Männer vor ihrer Tür.
»Tretet ein, Gentlemen.« Sie hob das Kinn und sah sie an. »Ich möchte euch demütig um Verzeihung bitten. Ich werde in meinem Heim immer einen Platz für euch haben. Ich brauche treue Menschen in meiner Nähe.«
Der kommende Monat war qualvoll für Elizabeth. Sie stand die Beerdigung durch, der der König und alle Mitglieder des Hofes beiwohnten, doch sie fühlte sich dabei wie eine Heuchlerin. Sie empfand keinen Kummer, also trauerte sie im Geheimen um ihre Freundin Charlie, um deren Verlust sie wirklich Kummer empfand.
Ironischerweise hatte er ihr nie erlaubt, ein schwarzes Kleid zu besitzen, also hatte sie das weiße Kleid genommen, in dem sie mit ihm zwangsweise verheiratet worden war, und das anzuziehen sie nie wieder hatte ertragen können. Sie hatte es für die Beerdigung schwarz gefärbt. Sie empfand diesen kleinen Akt der Rache als angemessen, denn er setzte einen symbolischen Schlusspunkt hinter ihre unglückliche Ehe.
Noch Wochen nach der Beerdigung bekam sie Kondolenzbesuche aus jeder prominenten Familie der guten Gesellschaft, aber auch ernste Besuche von allen Mitgliedern der Regierung und jenen, die mit Hamilton im Oberhaus gesessen hatten. Sie erfuhr, dass ihr Titel als Witwe eines Herzogs Lady Elizabeth Hamilton war und dass die Gesellschaft von ihr erwartete, dass ihre einjährige Trauerzeit streng eingehalten wurde.
Todesfälle kommen in Dreiergruppen. Elizabeth, die in Irland aufgewachsen war, konnte ihren Aberglauben einfach nicht ablegen. Als Erste starb Charlie, dann James. Wer wird der Dritte sein? Bloß nicht Maria! Nachdem sie ein paar Gebete für ihre Schwester gesprochen hatte, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu John Campbell zurück, der im Krieg an der Front war. Schnell änderte sie ihre Zählweise und erinnerte sich immer wieder daran, dass der erste Tod in ihrem Umfeld ihr Großvater in St. Ives gewesen war. Stirb nicht, John. Wage es nur nicht, zu sterben!
Die Veranstaltungen, bei denen sie als die schöne Herzogin von Hamilton ausgestellt worden war, vermisste sie sicher nicht. Ebenso wenig die wilden Weihnachtsbälle und Feste, auf denen jeder versuchte, den anderen zu übertreffen. Sie war auch äußerst erleichtert, dass man sie nicht zum Neujahrsempfang bei Hofe einlud, wo man immer Vollendung in ihrer Kleidung, ihrem Aussehen und ihrem Benehmen erwartet hatte. Elizabeth sehnte sich danach, nach Schottland zu entkommen, doch da das raue Winterwetter verlangte, dass sie bis zum Frühling wartete, verbrachte sie die Zeit mit den Sekretären und Anwälten von Hamilton und sorgte dafür, dass die Titel und Besitztümer, die ihr Sohn von James Douglas geerbt hatte, auch korrekt übertragen wurden. Jamie war jetzt der siebte Herzog von Hamilton, fünfte Graf von Brandon und der Marquis von Clydesdale.
Endlich kam der Frühling, und während die feine Gesellschaft nach London zurückeilte, um sich auf die ach so wichtige Saison vorzubereiten, die am ersten Mai offiziell begann, packte Elizabeth ihren ganzen Haushalt für die Reise zu Schloss Cadzow in Hamilton an der schottischen Grenze zusammen.
Elizabeth wusste, dass Nan genauso glücklich war wie sie, dass sie zurück nach Cadzow fuhren - sie beide hatten das Gefühl, nach Hause zu kommen. Als ihr Mitglieder des Hamilton-Clans ihr Beileid aussprachen, dankte sie ihnen höflich und erinnerte sie daran, dass ihr Sohn jetzt der Herzog von Hamilton war und dass sie ihm am besten dienen könnten, indem sie ihm dieselbe Zugehörigkeit und strikte Treue erwiesen, die sie auch seinem Vater erwiesen hatten.
»Queenie! Ach, ich habe dich ja so vermisst. Komm, wir wollen die Esel besuchen. Wenn ich dich später mit ins Schloss nehme, musst du mir versprechen, meinem kleinen
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