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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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jedoch um fünf schon wieder auf den Beinen, um zurück nach Cadzow zu fahren. Für die fünfzehn Kilometer lange Fahrt rollte sie sich in einer Ecke der Kutsche zusammen und schloss die Augen.
    Als die Kutsche im Schlosshof hielt, war sie zufrieden mit sich. Um diese frühe Stunde wäre Jamie noch im Bett. Den Drachen fest in der Hand huschte sie durch die Vordertür ins Schloss und stellte fest, dass noch nicht einmal die Bediensteten auf den Beinen waren.
    Leise schlich sie auf Zehenspitzen in Jamies Schlafzimmer und stellte erstaunt fest, dass sein Bett leer war. Oh Gott, ich hoffe der kleine Teufel hat die arme Emma nicht völlig ausgenutzt. Sie ging in ihr Zimmer, stellte das Geschenk ab und zog den Mantel aus, dann ging sie hinüber zu Emmas Zimmer in der Erwartung, Jamie mit ihr in einem Bett anzutreffen. Sie fand nur Queenie, die sie kummervoll ansah; nicht einmal Dandy war da.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie spazieren gegangen sind und dich dabei hier gelassen haben.« Elizabeth kraulte den Hund am Kopf. »Und ich kann auch nicht glauben, dass mein Sohn Emma um eine so unchristliche Zeit aus dem Bett gescheucht hat!« Sie sah Queenie an. »Dich lasse ich wohl besser hinaus, bevor du noch auf den Teppich pinkelst. Komm, Mädchen. Würde mich nicht überraschen, wenn sie zurückkommen und feststellen, dass ich schon vor ihnen zum Frühstück wieder da war!«
    Als sie in der Küche ankam, erklärte sie der Köchin, sie verhungere. »Wo ist denn Mr. Burke an diesem schönen Morgen?«
    »Ist gestern mit den anderen abgefahren, Euer Gnaden.«
    »Mit welchen anderen?«
    »Fräulein Emma und dem kleinen Herzog.«
    »Meinem Sohn Jamie?«
    »Jawoll. Hat Nan es Euch nicht gesagt?«
    Elizabeth zog die Augenbrauen verärgert zusammen. Von der Köchin würde sie nicht viel mehr erfahren, also hastete sie aus der Küche und die Treppe hinauf, um Nan zu suchen. Das Kindermädchen verließ gerade sein Zimmer, aber als sie die Herzogin sah, zog sie sich schnell wieder zurück.
    Beth folgte ihr sofort. »Nan, was in aller Welt ist denn eigentlich los? Ich kann niemanden finden, und die Köchin hat mir erklärt, du würdest mir sagen, wo sie sind.«
    »Sie sind fort.« Nan wirkte betroffen.
    Zum ersten Mal legten sich jetzt eisige Finger um Beths Herz und drückten zu. »Fort wohin? Mit wem?«, wollte sie wissen.
    »Emma und Mr. Burke sind mit dem Kleinen in der Kutsche weggefahren.«
    Elizabeths Kehle wurde trocken. »Wessen Kutsche?«
    »Oberst Campbeils Kutsche.« Nan zog einen Umschlag aus der Tasche und hielt ihn Elizabeth wortlos hin.
    Sie nahm ihn hastig aus Nans Fingern, riss ihn auf und blinzelte voller Unglauben angesichts der Worte, die da standen:
     
    Elizabeth,
    ich habe meinen Sohn nach Inveraray gebracht. Er ist in sicheren Händen, also kein Grund zur Sorge. Ich freue mich darauf, dich zu sehen. Wir alle erwarten deine Ankunft hier. John Campbell
     
    »Du Hurensohn!«, kreischte Elizabeth. »Freu dich nicht darauf, mich zu sehen, John Campbell. Es wird eine Schlacht auf Leben und Tod geben!«
    Der Kutscher kam mit ihrem Gepäck herauf, sie begegnete ihm auf dem Treppenabsatz. »Ich brauche die Kutsche doch noch. Wir fahren nach Argyll.« Sie ging in ihr Schlafzimmer, um sich für die Reise fertig zu machen. Sie wählte ihre Kleidung sehr sorgfältig für die kommende Begegnung aus.
    Die Kleider, die sie mitnahm, hatten dunkle, kräftige Farben, die ihrem Auftreten Autorität verleihen würden, und sie packte dazu ihre wertvollsten und herrschaftlichsten Juwelen ein, mit denen sie sich schmücken würde. Sie nahm den Nerzmantel aus dem Schrank und griff zum obersten Brett nach ihrem Degen, mit dem ihr Vater sie das Fechten gelehrt hatte, als sie zwölf gewesen war.
    »Kein Grund zur Sorge? Das solltet Ihr nochmals überdenken, verdammter Lord Sundridge!«

35
     
    Die Reise nach Inveraray dauerte zwei ganze Tage, obwohl die Kutsche am zweiten Morgen schon um vier Uhr wieder losfuhr. Sie ließ den Kutscher bei einem Wirtshaus an der
    Spitze von Loch Fyne halten, keine zehn Kilometer vor Inveraray, wo sie sich für ein paar Stunden ein Zimmer nahm, um sich ein elegantes Kleid anzuziehen und ihr Haar nach der neuesten Mode hochzustecken.
    Der späte Sonnenuntergang tönte den Himmel in einer glanzvollen Kombination aus Karmesinrot und Fuchsia, als der Kutscher im Schlosshof hielt. In Nerz gehüllt stieg Elizabeth aus der-Kutsche und stand John Campbell gegenüber, der sie schon seit zwei Stunden

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