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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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zuckten. Elizabeths Fröhlichkeit war erzwungen, doch ihre Erleichterung war echt. Obwohl John ihr Geheimnis entdeckt hatte und zornig wie ein Bär mit einem wunden Hinterteil war, weil er sie nicht zum Heiraten zwingen konnte, war er doch fortgegangen. Es ist vorbei. Ich kann nicht leugnen, dass ich ihn liebe, aber mein Kind liebe ich mehr. Jamie wird immer die erste Priorität für mich haben.
    Beim Abendessen erlaubte sie an diesem Abend ihrem Sohn lange aufzubleiben. Sie steckte Kerzen in das restliche Stück vom Geburtstagskuchen, und er durfte sie ausblasen.
    Erst als er heftig zu gähnen begann, brachte sie ihn ins Bett und gab ihm seinen Gutenachtkuss.
    In ihrem Schlafzimmer setzte sie sich an ihren Schreibtisch, und Emma zündete die Lampen an und schloss die Vorhänge. »Wenn du etwas zu sagen hast, dann tu es jetzt«, forderte sie die treue Bedienstete heraus.
    Emma sah sie gleichmütig an. »Ihr seid zwanzig Jahre alt, eine erwachsene Frau, die das Richtige vom Falschen unterscheiden kann. Ihr braucht meinen Rat nicht.«
     
    Während der nächsten beiden Nächte schlief Elizabeth schlecht, doch langsam ließ ihre Anspannung nach. Ihre sexuellen Bedürfnisse waren dagegen nicht so leicht zu verbannen. Sie nahm die Einladung zur Eröffnungsfeier in Glasgow in die Hand und dachte an Tom Calder. Er war zweifellos ein gut aussehender Schotte, und mehr als nur ein wenig in sie verliebt. Plötzlich begann sie angesichts der absurden Vorstellung zu lachen, dass Tom Calder derjenige sein sollte, der ihre Bedürfnisse befriedigte.
    Elizabeth packte ihr violettes Abendkleid ein und suchte Amethystschmuck aus, der dazu passte. Sie war froh, dass Violett eine akzeptable Trauerfarbe war, denn genau genommen war ja ihr erstes Trauerjahr als Witwe noch nicht ganz vorüber.
    Emma gab ihr die Tanzschuhe mit den hohen Absätzen. »Seid Ihr sicher, dass Ihr mich heute Abend in Glasgow nicht brauchen werdet?«
    »Ich bin gar nicht sicher, aber es ist mir viel lieber, wenn du bei Jamie bleibst. Ich werde den Kutscher anweisen, die Kutsche morgen bei Morgengrauen bereitzuhalten. Ich verspreche, dass ich rechtzeitig zum Frühstück zurück bin.«
    »Was wollt Ihr bei der Eröffnungszeremonie tragen?«
    »Das grausamtene Tageskleid mit dem Fuchskragen. Irgendwo habe ich auch einen passenden Hut dazu. Den habe ich doch vorher erst gesehen.«
    »Oh je, gerade ist mir Jamie in einem grauen Hut begegnet. Wo bist du, kleiner Lord?« Emma rettete den Hut, musste allerdings auch noch die Himbeermarmelade beseitigen, die seine Gnaden auf den Pelz geschmiert hatte.
    Mr. Burke klopfte. »Die Kutsche ist bereit, Madam.«
    »Oh, und ich bin noch nicht einmal angezogen. Entschuldigt mich beim Kutscher, Mr. Burke, und sagt ihm, dass ich gleich kommen werde.« Sie gab ihm ihr Gepäck.
    Eilig zog sie sich an, dann kniete sie sich ohne groß auf den Samt zu achten nieder und drückte Jamie. »Tu genau das, was Emma dir sagt, dann bringe ich dir ein Geschenk mit. Auf Wiedersehen, Süßer. Wir sehen uns dann beim Frühstück.«
    Es war ein prächtiger Septembernachmittag, als Lady Elizabeth Hamilton das grüne Band durchschnitt, womit der Calder-Tierpark eröffnet wurde. Den ganzen Sommer hatten die Menschen ihn zwar schon besuchen können, doch heute war die offizielle Zeremonie, zu der alle Würdenträger Glasgows anwesend waren. Tom Calder, nach dem der Park benannt worden war, sah Elizabeth strahlend an. »Darf ich Euch herumführen, Euer Gnaden?«
    »Die Eisbären würde ich wirklich gern sehen, aber mit der umfassenden Besichtigung warte ich lieber, bis ich im Frühling wieder herkomme. Bis dahin wird mein Sohn alt genug sein, um mitzuwandern und sich die ganzen Tiere anzusehen.«
    Als sie den Park verlassen wollte, nachdem sie erfreut feststellen konnte, dass es den Eisbären sehr gut ging, sah sie am Tor einen Mann, der Drachen verkaufte. Sie hatten die Form von Raubvögeln - Adler, Falken, Seehabichte -, und ihr war sofort klar, dass sie das richtige Geschenk für Jamie gefunden hatte.
    An jenem Abend tanzte Elizabeth jede Quadrille, jeden schottischen Tanz, jeden beliebigen wilden Reel und genoss es zu wissen, dass sie selbst ihr Kleid ausgesucht und sich entschieden hatte, ihr eigenes Haar statt einer gepuderten Perücke zu tragen. Sie ging ohne Schüchternheit auf die Männer ein, die mit ihr flirteten - und es gab viele, die das taten, sowohl unverheiratete als auch verheiratete.
    Erst gegen drei Uhr morgens fiel sie ins Bett, war

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