Die irische Wildkatze
leuchteten. Gelbe und bronzefarbene Chrysanthemen standen hoch neben weißen und lila Astern und dunkeläugigen Maßliebchen. Rosa Lupinen nickten neben violettem Lerchensporn und blauem Rittersporn. Spätsommerliche Rosen blühten neben Beeten mit Heliotrop und erfüllten die warme Nachmittagsluft mit ihrem schweren Duft.
Sie lenkte ihn in einen Bereich des Gartens, wo gewundene Pfade sich zwischen Kräuterbeeten dahinschlängelten, deren betäubendes Aroma zahlreiche kleine Schmetterlinge anlockte. Sie konnte all die Kräuter mit Namen nennen, während er keines kannte, doch er hatte Freude an ihrer Faszination und war erstaunt darüber, wie jung und sorglos er sich neben ihr fühlte. »Möchtest du gern durch die Gewächshäuser gehen, wo die exotischeren Pflanzen wachsen?«
Sie schaute hinüber zur anderen Seite des Gartens, wo die gläsernen Gewächshäuser standen und schüttelte schüchtern den Kopf. »Da sind mir zu viele Leute. Ich mag Menschenansammlungen nicht... und möchte viel lieber mit dir hier allein sein.«
Er sah fragend auf sie hinab: »Nach allem, was ich höre, führen die Gunning-Damen, w o immer sie hingehen, zu Menschenansammlungen. Das muss doch sehr schmeichelhaft für dich sein, oder?«
»Es ist Marias Schönheit, die die Leute anzieht. Sie liebt die Aufmerksamkeit, wenn die Leute sie anstarren und flüstern, aber ich wäre sehr oft lieber allein.«
Er wägte ihre Worte und fragte sich, ob sie wohl ernst gemeint waren. Wie konnte sie nur glauben, dass Maria schöner wäre als sie selbst? »Um den Menschen aus dem Weg zu gehen, bleiben wir weg vom Kew Palast. Lass uns durch den Obstgarten gehen. Mal sehen, ob ich mich bei den Früchten besser auskenne als bei den Kräutern.« Mit ganz ernster Miene sagte er: »Dies hier sind, glaube ich, Äpfel und das dort Birnen.«
Er bückte sich und hob eine kleine Frucht auf, die zu Boden gefallen war. Auf der offenen Handfläche hielt er sie ihr hin, damit sie sie genau sehen konnte. Als Beth sie nahm und an ihre Nase hob, sagte er warnend: »Probiere sie nicht. Unreife Dattelpflaumen sind eklig und bitter. Hier, nimm lieber eine von diesen.« Er streckte den Arm aus und pflückte eine persische Pflaume, nur weil er gern sehen wollte, wie sie sie aß.
»Es ist doch bestimmt gegen die Regeln, die Früchte abzupflücken!«
»Manche Regeln schreien doch förmlich danach, gebrochen zu werden. Und verbotene Früchte sind immer süßer.« Er grinste hintergründig. »Sündige jetzt; bitte später um Verzeihung.« Er neigte den Kopf, um sie flüchtig zu küssen und schmeckte die Pflaume auf ihren Lippen.
Als sie zum Boot zurückkehrten, deutete er zur anderen Seite des Flusses. »Das ist Syon House. Von außen sieht es eher schlicht aus, aber die Inneneinrichtungen von Adam sind prachtvoll.«
»Schlicht? Ich würde es eher eckig und hässlich nennen. Hat es nicht in Elisabethanischer Zeit den Dudleys gehört? Ich hätte erwartet, dass Syon romantischer aussieht, weil es eine so aufregende Geschichte hat. Und jetzt sieht es aus wie eine Festung ... Wer immer dort lebt, kann einem nur Leid tun.«
Wieder fragte er sich nachdenklich, ob sie wirklich meinte, was sie sagte. Es war doch wohl so, dass jede Debütantin in der Gesellschaft nach einem Ehemann mit einem großen, prächtigen Haus voller Kunstgegenstände und mit hunderten von Dienern suchte, die sie von hinten und vorn bedienten. Vielleicht war Beth die Ausnahme von der Regel - eine Frau, für die nicht Ehrgeiz das Wichtigste war. John wurde zusehends klar, dass Elizabeth ihn faszinierte, ob sie nun ehrgeizig war oder nicht. Er wusste, dass er sie begehrte und hatte die Absicht, sie auch zu bekommen. Das Thema Ehe kam ihm dabei allerdings nicht in den Sinn.
Bis zur Dämmerung waren alle Paare von ihren verschiedenen Ausflügen zurück, und als um acht Uhr das Abendessen serviert wurde, waren nur Rachel Cavendish und der Graf von Orford verdächtigerweise abwesend. Alle saßen schon um den großen Esstisch, als das Paar schließlich erschien.
Rachel war außer Atem und ziemlich zerwühlt, so dass sie alle Blicke auf sich zog. Orford hielt ihren Stuhl, als sie sich setzte und umfasste dann ihre Schultern in derart besitzergreifender Weise, dass es aus Rachel hervorbrach: »Orford hat mich gebeten, ihn zu heiraten - und ich habe Ja gesagt!«
Der Graf warf einen schnellen Blick zu ihrem Bruder Will, als die Männer begannen, ihm zu gratulieren. »Ich muss natürlich erst noch zu deinem
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