Die irische Wildkatze
und wenn ihr jagen gehen möchtet, gibt es im Waffenzimmer genügend Waffen aller Art. Das Personal packt euch gern Picknickkörbe, das Abendessen ist erst für acht Uhr geplant, und so habt ihr genug Zeit, um all diese schreckliche Energie loszuwerden, die ihr jungen Leute immer im Übermaß zu besitzen scheint. Und wenn ihr in den Fluss fallt, ruft nicht mich!«
»Ihr habt wirklich die verständnisvollste Mutter der Welt, Lady Charlotte. Wenn sie nicht mit Eurem Vater verheiratet wäre, würde ich ihr sofort einen Heiratsantrag machen«, sagte William Cavendish mit einem Zwinkern.
»Oh, bitte, wir wollen dieses Wochenende die ganzen dummen Titel nicht benutzen, ja? Wie wäre es nur mit Vornamen? Alle müssen Charlie zu mir sagen!«
»Mir sind die Titel lieber«, flüsterte Maria Gunning dem Grafen von Coventry zu. »Besonders der Eure, George.«
»Ich werde gern Fräulein Mafia zu Euch sagen, aber liebste Maria wäre mir viel lieber.«
»Da ich nicht Eure Liebste bin, sehe ich keinen Grund, in der Bezeichnung so weit zu gehen«, neckte sie ihn hintergründig. »Was möchtet ihr unternehmen, George?«
Coventry, der von dem Gedanken besessen war, mit ihr zu schlafen, versuchte verzweifelt, sich einen respektableren Vorschlag einfallen zu lassen. Er war kein sportlicher Typ, doch auf die Jagd ging er gern, und im Wald mit einer so schönen Frau spazieren zu gehen, schien ihm ein Geschenk des Himmels. »Würdet Ihr mir gern beim Schießen zusehen, Maria?«
»Ich würde Euch sehr gern zusehen. Vielleicht könntet Ihr mir ein wenig Unterricht geben, und mich lehren, eine Waffe zu handhaben.«
Ihr Vorschlag klang irgendwie provokativ und erregte ihn sofort. Er schluckte schwer. »Es wäre mir ein Vergnügen, Maria.«
Die Paare gesellten sich in unausgesprochener Einigkeit zueinander, genau wie es die Gräfin geplant hatte. Charlie wurde von Will, Elizabeth von Sundridge begleitet, Maria von Coventry, Rachel Cavendish von Orford, und ihre Schwester Cat von Johnny Ponsonby. Es blieb nur Harriet Ponsonby zurück, und die Gräfin wusste, dass sie sich darauf verlassen konnte, dass ihr Neffe Michael Boyle einspringen würde. Der schlaue junge Kerl wusste, was gut für ihn war, und sie vergaß nie, ihn angemessen für seine Bemühungen zu entschädigen.
Elizabeth saß schweigend neben John Campbell, genoss seine beherrschende Gegenwart und war unglaublich glücklich, dem kontrollierenden Blick ihrer Mutter entgangen zu sein.
Er lächelte zu ihr herab. »Ich habe Euch vermisst, Beth. Ich vergesse immer, wie schön Ihr seid, und wenn ich Euch dann wiedersehe, raubt es mir den Atem.«
Sie errötete bei diesem Kompliment. »Ich bin am Mittwoch siebzehn geworden.«
»Ich wusste, dass er bald sein würde, aber nicht schon diese Woche. Alles Gute zum Geburtstag, Liebes.«
»Sehe ich irgendwie älter aus?«
Sein dunkler Blick ruhte auf ihrem wunderhübschen, herzförmigen Gesicht. Sie war schön, süß, verletzlich, und unglaublich jung. Er legte seine Hand auf die ihre. »Ihr werdet mir das nicht glauben, aber es wird ein Tag kommen, da werdet Ihr jünger aussehen wollen als Ihr seid, Elizabeth.«
Sie lachte fröhlich angesichts dieser absurden Worte.
»Ich weiß, dass Ihr das Wasser liebt - wollen wir hinaus auf den Fluss rudern?«
Sie nickte eifrig. »Ich sollte nach oben laufen und meinen Sonnenschirm holen.«
»Ich gehe und besorge uns ein Boot, bevor sie alle weg sind. Wir treffen uns dann unten am Fluss am Bootssteg.«
Als sie in das Zimmer hinaufging, das sie mit Charlie teilte, suchte ihre Freundin dort ebenfalls nach ihrem Sonnenschirm. Sie fanden die beiden Schirme im Schrank, in die ihre Zofen sie beim Auspacken verstaut hatten. »John fährt mit mir auf den Fluss hinaus.«
»Will möchte auch mit mir auf den Fluss. Das wird das erste Mal sein, dass wir ganz allein sind. Ich finde es ja sooo romantisch!«
Sie wanderten zusammen zum Fluss hinunter und stellten erfreut fest, dass sie die einzigen jungen Damen waren, die abenteuerlustig genug schienen, um sich aufs Wasser hinauszuwagen. Die kleinen Boote waren mit gepolsterten Ledersitzen ausgestattet, und vor den Rücklehnen lagen Kissen, so dass sich die Damen bequem anlehnen konnten.
Will wartete auf dem hölzernen Bootssteg, die Leine seines Bootes in der Hand, aber John stand breitbeinig in dem Boot, das er ausgesucht hatte, so dass es nicht schaukelte.
Charlie stieg ein, und das Boot schaukelte trotz Wills Bemühungen, es festzuhalten, heftig.
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