Die irische Wildkatze
weiß, wie gern du auf dem Land bist. Das Hochland ist viel wilder als Irland, aber ich bin sicher, du würdest seine Schönheit zu schätzen wissen.
Ich werde versuchen, bis Weihnachten nach London zurückzukommen.
Ne obliviscaris! John
Sie seufzte. »Er vermisst mich und wird bis Weihnachten wieder nach Hause kommen.«
Charlie lächelte sie etwas angespannt an und sagte dann: »Elizabeth -« »Ja?«
»Ah ... wie gefällt dir das Haus?«
»Es ist wirklich prächtig. Ich mag die geschwungene Treppe, an der wir vorbeigekommen sind. Was für eine Farbe wird dieses Zimmer bekommen?«
»Papi sagt, ich darf die Farben aussuchen ... Er hat durchblicken lassen, dass Burlington Gardens mir gehören soll, wenn ich heirate.«
»Oh, wie schön, Charlie!«
»Ja.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Elizabeth -« »Du willst mir doch irgendetwas sagen - was ist los?« »Ich ... ich glaube, ich bekomme ein Kind!«, stieß Charlie hervor, und ihr Gesicht war weiß wie Kalk. »Was soll ich nur tun?«, flüsterte sie.
Elizabeth war so verblüfft, dass sie ihre Freundin erst einen Augenblick lang ungläubig anstarrte. Dann nahm sie ihre Hand, als ihr klar wurde, dass sie die Wahrheit sagte. »Du wirst natürlich William heiraten.«
Charlie nickte eifrig. »Erinnerst du dich noch? Du warst doch bei mir, als er sagte, wenn die Hochzeit seiner Schwester erst vorüber wäre, hätte er vor, bei meinen Eltern um meine Hand anzuhalten, richtig?«
»Natürlich erinnere ich mich daran. Hast du es Will schon erzählt?«
Charlie hob eine Hand an den Hals. »Oh, das konnte ich einfach nicht.«
»Natürlich kannst du das! Will ist ein Mann, kein kleiner Junge. Er wird sich um alles kümmern, Charlie. Ihr liebt einander, und ein Haus hast du auch schon. Ich sehe da wirklich kein unüberwindliches Problem.«
»Du vergisst seine Mutter. Sie hasst mich!«
»Sie kennt dich doch gar nicht. Wenn sie dich erst kennen gelernt hat, wird sie dich lieben.«
Charlie schüttelte den Kopf. »Ich habe gehört, wie Mutter über die Bemerkungen der Herzogin von Devonshire geschimpft hat. Sie nannte eine mögliche Verbindung von Will und mir eine Mesalliance und völlig unpassend. Mutter meint, sie wäre wie eine gnadenlose Dampfwalze, die entschlossen ist, alles, was ihr im Weg steht, niederzumachen.«
»Du zitterst ja.« Elizabeth nahm ihre Hände und nibbelte sie. »Du bist eiskalt. Das Haus ist nicht geheizt. Du kannst nicht hier bleiben.«
Sie stiegen wieder in die Kutsche und machten sich auf den kurzen Weg zurück zum Burlington House. »Kannst du es deiner Mutter sagen, Charlie?«
»Nein, nein, sie würde völlig durchdrehen.«
Beth verstand ihr Zögern. Sie würde es selbst auch nie wagen, ihrer Mutter irgendetwas anzuvertrauen. »Versprichst du mir dann, es Will wenigstens zu sagen?«
Charlie nickte unglücklich.
Im Devonshire House hatten William und sein Vater wieder einmal ein ernsthaftes Gespräch über den Widerstand der Herzogin zur Verbindung seines Sohnes mit Lady Charlotte Boyle.
»Ich habe sie darauf hingewiesen, dass du damit die dynastische Ehe des Jahrhunderts eingehen würdest, aber sie gibt nicht nach!« Er warf den Brief auf den Tisch, den er eben aus Chatsworth bekommen hatte. »Lies das.«
William überflog die Zeilen mit wachsendem Widerwillen. »Es ist alles nur Selbstmitleid und Selbstgerechtigkeit. Mutter ist davon besessen, dass ich ihr irgendwie Unrecht tue mit dieser in ihren Augen monströsen Ehe!«
Der Herzog kippte noch einen Whiskey hinunter. »Da ich bei ihr nicht weiterkomme - es ist nicht vielleicht möglich, dich von deinem Plan abzubringen, William?«
»Auf keinen Fall! Ich bin genauso fest entschlossen wie sie. Ich bin achtundzwanzig. Ich bin der Marquis von Hartington. Ich bestehe auf meinem Recht, zu heiraten, wie ich es für richtig halte. Jede andere Mutter wäre angesichts einer so guten Partie für ihren Sohn überglücklich.«
Devonshire hob sein Glas. »Ich beuge mich dem Unvermeidlichen - du hast meinen Segen. Gib nur deiner Mutter etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen.«
William schickte sofort eilig eine Nachricht an Charlottes Eltern.
Am folgenden Tag wurde Lord Hartington warm von Graf und Gräfin Burlington begrüßt. Dorothy Boyle, die in ihrem exquisit ausgestatteten förmlichen Salon saß, schluckte ihren Ärger über den Widerstand der Herzogin von Devonshire hinunter. Als William sie um die Hand ihrer Tochter bat, versicherten sie ihm beide, dass er ihnen als
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