Die irische Wildkatze
übernahm die Aufgabe des Trauzeugen und gesellte sich zu seinem Freund John Campbell, als die Hochzeitsgesellschaft für die große Feier nach Chatsworth fuhr.
»John, ich bin so froh, dich zu sehen. Ich brauche unbedingt deinen Rat!«
»Eins nach dem anderen, alter Junge.« Er griff in seine Tasche und zog einen Brief für Elizabeth hervor. »Hast du irgendeine Nachricht für mich?«
»Ja. Sie hat gesagt: Sag ihm, ich erinnere mich. Kannst du damit etwas anfangen?«
»Absolut.« John gab ihm den Brief. »Gib ihn Charlie, sie wird ihn an Elizabeth weitergeben.«
»Das mache ich, aber damit kommen wir schon zu meinem Problem. Mutter droht, mich zu enterben, wenn ich Charlie weiterhin sehe. Sie ist fest entschlossen zu verhindern, dass ich Charlotte Boyle heirate. Sie benimmt sich wirklich zickig bei dieser Angelegenheit«, sagte Will unglücklich.
»Was hat sie denn nur gegen Lady Charlotte einzuwenden?« John wusste nicht, was er sagen sollte. Charlie war die beste Partie in ganz England.
»Nun, einerseits schimpft sie darüber, dass Dorothy Boyle eine Ehebrecherin ist, mein Gott nochmal!«
»Also, wenn sie Töchter von Ehebrecherinnen ausschließen will, hätte sie in der guten Gesellschaft keine Chance. Vielleicht solltest du ihr einfach Zeit geben, so dass sie ihren Widerstand überwinden kann.«
»Wenn ich ihr Zeit gebe, wird sie nur noch mehr Munition auffahren. Sie benimmt sich zickig, vergisst aber dabei, dass sie mir damit schadet! Ich weigere mich, mich so von ihr behandeln zu lassen.«
»Wie es scheint, brauchst du meinen Rat überhaupt nicht, Will. Es ist doch ziemlich offensichtlich, dass du dich schon entschieden hast.«
Will grinste etwas dümmlich. »Habe ich auch. Meine Brüder und Schwestern sind alle auf meiner Seite. Sie haben sich entschlossen, mich Cavendish der Mutige zu nennen, weil ich es wage, mich Mutter zu widersetzen. Danke, dass du mir zugehört hast. Ich gehe jetzt besser und spiele den braven Sohn, indem ich vorschlage, auf das glückliche Paar anzustoßen.«
Als es in Chatsworth dunkel zu werden begann, ging John nach draußen, wanderte durch die großen Gärten, die jetzt mit abgefallenem Herbstlaub bedeckt waren und sah zum Mond hinauf. Nachdenklich und bedrückt versuchte er, das leere Ziehen in seinem Innern zu ignorieren. Der Widerstand der Devonshires gegen eine adlige und reiche Debütantin wie Lady Charlotte machte ihm klar, wie sinnlos es wäre, von den Argylls zu erwarten, dass sie eine so völlig unpassende Braut wie Elizabeth Gunning akzeptierten.
Elizabeth nahm sofort die Gelegenheit wahr, Charlie in Burlington House zu besuchen und hoffte von ganzem Herzen, dass John Campbell ihr durch Will Cavendish eine Nachricht geschickt hatte. Sie war erleichtert, dass Maria kein Interesse daran hatte, sie zu begleiten und stattdessen lieber mit ihrer neuesten Eroberung, Henry St. John, dem Vicomte von Bolingbroke, eine Kutschfahrt zu machen. Er war ein Politiker der Tory-Partei, und Elizabeth wusste, dass ihre Schwester ihn ausgesucht hatte, um George Coventry, der bei der Whig-Partei war, verrückt vor Eifersucht zu machen, damit er sich endlich entschloss, sie zu bitten, seine Gräfin zu werden.
Charlie schickte ihre Kutsche, um sie abzuholen, doch als Elizabeth ankam, stellte sie erstaunt fest, dass ihre Freundin in ihren neuen Pelzumhang gehüllt aus dem Haus rannte, mit dem Kutscher sprach und dann zu ihr in die Kutsche stieg.
»Ich habe ihm gesagt, er soll uns hinüber nach Burlington Gardens bringen. Sie haben mit der Inneneinrichtung angefangen, und dort können wir uns ungestört unterhalten.«
Elizabeth sah den angespannten Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin und war voller unangenehmer Erwartung. John hat mir keinen Brief geschickt, und sie will mit mir allein sein, um mir die schlechte Nachricht zu überbringen.
Sie betraten das prächtige Haus, in dem es nach feuchtem Putz roch und gingen an einigen Männern vorüber, die an den Zierleisten beschäftigt waren. Als sie in ein leeres Zimmer kamen, gab ihr Charlie den Brief.
»Oh, vielen Dank!« Elizabeth flüsterte im Herzen Johns Namen, und die Knie wurden ihr weich. »Hat William ihn mitgebracht?«
Charlie nickte, und Beth setzte sich in ein Erkerfenster, um den Brief zu lesen.
Elizabeth:
Ich wage es nicht, meine Gedanken zu Papier zu bringen.
Es muss reichen, dir zu versichern, dass ich dich von ganzem Herzen vermisse. Ich wünschte, du wärest hier bei mir in Schottland, weil ich
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