Die irische Wildkatze
Hofstallmeister werden würde, eine Ernennung, die er schon seit einiger Zeit erwartet hatte, und wenn er zu dem Empfang ging, würde ihm das auch die Gelegenheit geben, dem König Bericht zu erstatten. Er bat Charlie, Beth mitzuteilen, dass er wieder in London war und sie sehr gern sehen wollte.
Als John im Palast ankam, verlor er keine Zeit und stellte Mary sofort dem König vor. In der Nähe entdeckte er Maria Gunning, und sein Herz schlug schneller, als ihm klar wurde, dass auch Elizabeth irgendwo in der Nähe sein musste. »Eure Majestät, es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Euch die Tochter des Herzogs von Buccleuch, Lady Mary Montagu vorzustellen.«
König George sah sie sich von oben bis unten an. »Das Vergnügen ist ganz unsererseits, Sundridge. Willkommen an unserem Hofe, Lady Mary.«
Sie sank in einen tiefen Knicks. »Ihr ehrt mich, erhabene Majestät.«
»Wir hoffen, Ihr hattet eine gute Reise von Schottland hierher, was?«
»Lord Sundridge hat mich sicher begleitet, Eure Majestät.«
»Natürlich. Da konntet Ihr kaum in besseren Händen sein!« König Georges prüfender Blick wanderte über das Paar, dann sah er Campbell direkt an und gab ihm zu verstehen, dass er nach dem Empfang in seinem Privatsalon mit ihm sprechen würde.
Der König war nicht der Einzige, der das Paar aufmerksam betrachtete. George Coventry und James Hamilton sahen zu, wie John die Dame zu ihrer Tante zurückbrachte, dann kehrtmachte und zu ihnen herüberkam. Als Hamilton zu summen begann: »Die Campbeils kommen«, scherzte Coventry: »Na, habe ich nicht gesagt, dass er womöglich unterjocht aus Schottland zurückkommt!«
»Die Dame hat guten Grund ... Buccleuch, Bowhill, Boughton.«
»Gut, dass ich euch Spaß bereite«, sagte John trocken. »Wenn ihr Grund und Boden euch interessiert, tut euch keinen Zwang an, der Dame den Hof zu machen.« Sein dunkler Blick durchsuchte unermüdlich den Raum, bis er das Objekt seines Verlangens entdeckt hatte. »Entschuldigt mich, Gentlemen.«
Als er auf direktem Weg zu ihr hinüberging, sah er, wie ihre Mutter sich Dorothy Boyle zugesellte und Elizabeth in der Gesellschaft von Charlie und Will ließ. John hob ihre Finger zu seinen Lippen, und sein Blick nahm tief das erfreute Lächeln in sich auf, das sie ihm schenkte.
»Lord Sundridge«, sagte sie atemlos.
Sie trug ein neues Kleid aus eisblauem Satin über einem Unterkleid aus Spitze, ihre goldenen Locken waren ungepudert. Sie war tausendmal schöner, als er in Erinnerung gehabt hatte. »Meine Schönste«, murmelte er, so dass nur sie es hören konnte. Dann ging er daran, seine neuvermählten Freunde dazu zu bewegen, dass sie ein Treffen in Burlington Gardens arrangierten.
Auf der anderen Seite des Zimmers beugte sich Dorothy zu Bridget vor. »Man sollte doch erwarten, dass die Herzogin hierher kommt, um dabei zu sein, wie ihr Sohn den Ehrentitel des Hofstallmeisters bekommt. Ihre Handlungsweise beweist jedoch, dass sie weder Aristokratin noch Plutokratin ist.« Dorothy schauderte. »Nichts als Mittelklasse!«
»Sie sollte sich schämen, den Herzog und ihren Sohn in dieser Weise zu brüskieren. Alle klatschen über sie!«
»Die hässliche Herzogin ist schamlos. In all den Jahren, in denen ihr Mann Vizekönig von Irland war, hat sie nur einen Monat dort verbracht. Dabei hat sie die Iren von oben herunter angesehen, dann ihre Sachen gepackt und die Rückreise nach Chatsworth angetreten. Ist es da ein Wunder, dass er sich seinen beiden anderen Lieben zugewandt hat?«
Bridgets Augenbrauen hoben sich fragend.
»Dem Spiel und dem Trinken!« Dorothy lachte über ihren eigenen Witz. »Ich sehe auch Johnny Ponsonbys Namen auf der Liste der zu Ehrenden. Dem alten Devonshire ist es gelungen, dass er zum Baron Duncannon ernannt wird. Und das eindeutig nur, um die alte Zicke zu beruhigen. Wenn Cat Cavendish ihn heiratet, wird sie den Titel einer Lady Duncannon bekommen.«
Bridget Gunning war verärgert, dass so viele Hochzeiten unter den Bekannten ihrer Töchter stattfanden. Ihre Mädchen waren doch viel schöner als jede dieser Weiber, die Bräute werden würden, vor allem Maria. Bridgets Entschlossenheit bekam noch mehr Nachdruck. Sie würde wohl die Sache selbst in die Hand nehmen müssen. Es war wirklich an der Zeit.
Ohne es zu wollen, wurde König George zu ihrem Verbündeten, als er Maria zu sich rief und ihr scherzhafte Vorwürfe über ihre neue Bekanntschaft mit ihrem Tory-Verehrer machte. Selbst Maria verstand, dass der
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