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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordi Punti
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Immer ein paar Tage vor dem Wettbewerb überquerten die beiden Männer den Kanal und brachten den Hengst zur jeweiligen Rennbahn, wo ein englischer Jockey ihn dann einritt und auf den nächsten großen Samstag vorbereitete. Er war ein Siegerpferd, eine sichere Wette.
    Bei dem Englandumzug im Juni waren die Fernfahrer von La Ibérica den beiden schon einmal auf der Fähre begegnet. Damals hatten Gabriel und Bundó an einem Ecktisch in der Bar gespielt, um ein bisschen Ruhe vor den Menschenmassen zu haben. Der Franzose war hinzugetreten und hatte sie zu einer Partie gegen ihn und Ibrahim herausgefordert. Um Geld, französische Francs. Ihnen war noch eine gute Stunde auf See geblieben, nicht genug Zeit, um die beiden wirklich zu rupfen (was heißt die beiden, den Angeber, der seinem Burschen Geld zum Spielen überließ), aber es sprang schon einiges dabei heraus. Nun forderte Monsieur Champion Revanche. Darauf habe er ein Recht, sagte er.
    Wenn an diesem Oktobertag Petroli mit an Bord gewesen wäre, wäre Gabriel nicht so leicht in eine seiner Spielspiralen gerutscht. Der Ältere kannte seine Schwächen, erinnerte sich gut an die Kartenrunden in den Emigrantenlokalen und wusste ihn zu bremsen, bevor er es zu weit trieb. Bundó hingegen unterwarf sich, wenn es ans Spielen ging, Gabriels Willen. Einerseits weil es ihm so gefiel und weil es ein Teil ihres Bundes war. Hinzu kam aber, dass sein eigentümlicher erster Jahrestag mit Carolina-Muriel bevorstand und er sich sehnlichst wünschte, ihr ein fettes Geschenk machen zu können. Aus dem Grund durchwühlte er bei den Umzügen schon krankhaft alle Kartons, und jede Gelegenheit, an Geld zu gelangen, egal auf welchem Weg, war ihm willkommen.
    Vom Erntefieber ergriffen, trat er mit Anna Miralpeix in die Bar und grinste übers ganze Gesicht. Gabriel saß mit Monsieur Champion und dem Burschen schon an einem Tisch und mischte die Karten.
    »Hallo! Und diese bezaubernde Muchachita, wo haben Sie die her?« Man merkte, dass Monsieur Champion sein Spanisch an den Stränden des französischen Baskenlands gelernt hatte. »Ich sehe schon, sie ist Ihr … wie sagt man gleich, Talisman.«
    »Ich bin von niemandem der Talisman«, antwortete ihm Anna in seiner eigenen Sprache. Sie ging aufs französische Gymnasium, und ihr Akzent musste den Monsieur beeindrucken. Er blickte die Halbwüchsige von oben bis unten an, mit verächtlicher Miene, und kam zu dem Schluss, dass sie ihm nicht gefiel.
    »Alors, tais-toi, ma petite«, zischte er, plötzlich wütend. »Du hast hier nichts zu sagen. Wenn du bleiben willst, halt den Mund. Setz dich und lern was.«
    Anna schwieg, machte aber keine Anstalten, sich zu setzen. Niemand auf der Welt konnte ihr befehlen, was sie zu tun hatte. Sie würde neben ihm stehen bleiben, um ihn zu ärgern.
    »Fangen wir an?«, sagte Gabriel, als wäre nichts vorgefallen. »Wir hatten ja gesagt, ich gebe zuerst.« Dann sprach er mit gesenkter Stimme zu seinem Partner: »Bundó, wir spielen zum Schein mit spanischem Geld. Damit der Kapitän uns nicht das Geschäft verdirbt. Aber eine Pesete heißt ein Franc. Am Ende wird abgerechnet. Mindesteinsatz eine Pesete, Maximum hundert.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Heute haben sie Angst, Ibrahim. Man merkt, sie vertrauen nicht mehr auf das Glück, das die Schwangeren bringen.«
    Gabriel sah ihn drohend an, und der Franzose zwinkerte ihm zu. Neben ihm biss sich Anna auf die Lippe, blieb aber unerschütterlich stehen. Gabriel verteilte die Karten. Ein Stoß ging durch das Schiff, und fast wäre Anna gestürzt, im letzten Moment hielt sie sich an Monsieur Champions Schulter fest. Der Franzose lächelte getröstet, und der Junge warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Bundó nahm sein Blatt auf. Nachdem er sich die Karten angesehen hatte, trank er einen Schluck Bier und sagte zu Anna: »An deiner Stelle würde ich mir einen freien Tisch suchen und frühstücken. Hier ist self-service. Das heißt, du nimmst dir die Sachen selbst und zahlst an der Kasse. Ich empfehle dir einen Milchkaffee und eine Madeleine. Die Sandwiches von hier sind widerlich.«
    Das Mädchen hielt sich an den Rat. Sie setzte sich an eins der dickglasigen Fenster und starrte hinaus, verlor sich im Kampf der Wolken mit dem Meer. Ab und zu, in einer fast regelmäßigen Folge, schlug eine Woge so hoch, dass sie ins Blickfeld kam, und ehe sie wieder in der Wassermasse zerging, glänzte sie bleifarben auf, wie der Bauch eines Wals im Sonnenlicht. Danach durchlief ein

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