Die italienischen Momente im Leben
Strohhut auf dem Kopf und an den Füßen die Gummisandalen. Denn wie alle Strände auf Ischia ist auch der von Forio vulkanischen Ursprungs, und der Weg von der Straße zum Strand führte über Kiesel und scharfkantige Felsen, sodass wir die Gummisandalen wirklich brauchten. Meine Mutter transportierte in ihrer Tasche auch die vier Stangen für den improvisierten Sonnenschutz. Da es ein öffentlicher Strand war, konnte man dort keine Sonnenschirme mieten. Nachdem wir uns durch die Dornenbüsche gekämpft hatten, rammten wir die vier Plastikstangen in den Sand und spannten ein weißes Laken darüber. So entstand ein hübsches Zeltdach, unter dem wir unsere Spielsachen und das mitgebrachte Essen verstauten. Wir hätten uns auch die exklusiveren Strände mit Strandbad leisten können, aber meine Mutter und die Signora Maria wollten uns Kinder nicht zu sehr verwöhnen.
Meine Mama, die das Meer liebte, aber nicht schwimmen konnte, ging langsam ins Wasser und blieb stehen, sobald ihr das Wasser bis an die Brust ging. Sie schüttelte sich heftig und schrie dann: »Ist das aber kalt!«, so, als würde sie um Hilfe rufen. Kaum waren wir wieder draußen, besprühte sie mich mit so einem kalten weißen Zeug und schmierte mich wie ein Butterbrot ein, um mich vor Sonnenbrand zu schützen.
Die Erinnerung an diese Zeit, eingefangen in Momentaufnahmen meiner Kindheit, bewegt mich auch heute noch. Nach dem Schwimmen trockneten wir uns ab, rollten uns im Sand hin und her, und anschließend aßen wir etwas. Die Tomaten wurden im Meer gewaschen, dann waren sie nicht nur sauber, sondern auch gleich leicht gesalzen. Mir läuft heute noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an die mit frischen Tomaten belegten Brote denke. Und an die ungewohnt dicken Scheiben Mortadella, die es dazu gab, denn auf dem Bauernhof, wo wir wohnten, war eine Schneidemaschine verpönt. Nach demImbiss spielten wir mit den am Strand gesammelten Bimssteinen und Muscheln. Signora Maria und meine Mutter sonnten sich (allerdings nur ein wenig), und gegen Mittag, wenn die Sonne zu sehr brannte, war alles wieder zum Aufbruch bereit. An ein zweites Mal schwimmen zu gehen war nicht zu denken: Selbst wenn wir nur eine mickrige Tomate gegessen hatten, mussten wir Kinder mindestens zwei Stunden warten, ehe wir wieder ins Wasser durften, und dann war es schon zu spät. Außerdem konnten wir nicht bleiben, weil unsere Mütter das Mittagessen kochen mussten. Manchmal ließen wir die Plastikstangen stecken und fanden sie am nächsten Tag auch prompt noch vor. Während wir die dornige Böschung wieder hochkletterten, machte uns meine Mutter auf die roten und weißen Rosen aufmerksam, und auf die Granatäpfel. Dort am Hang wehte immer eine wunderbar frische Brise, und wir blieben gern stehen, um uns den Sand von den Füßen zu kratzen. Oben an der Straße kletterten Federico und ich auf zwei Feigenbäumen um die Wette.
Eine schöne Zeit. Abgesehen vom Strand waren wir am liebsten im Freiluftkino der Villa Arbusto in Lacco Ameno, dem elegantesten und exklusivsten Ort der Insel, auf der ruhigeren Meerseite mit einem phantastischen Ausblick auf den gesamten Golf von Neapel. Mit Federico zusammen zog ich mir dort jede Menge Sandalenfilme über Herkules, Ursus und Maciste rein, und wenn wir auf den Bauernhof zurückkehrten, spielten wir die besten Szenen vor allen Gästen nach und versuchten, unsere Muskeln zu stählen.
Beim Einlass trafen wir immer auf den Museumswärter der Villa Arbusto, einen älteren Herrn, der genau darauf achtete, dass kein Kind ohne Eintrittskarte hineinkam. Laut Anweisung durfte er nur Kindern unter einem Meter freien Eintritt gewähren, alle, die größer waren, mussten bezahlen. Er hatte sogar in dieser Höhe eine Linie an die Wand gezeichnet, und alle Kinder, bei denen er sich nicht sicher war, mussten zur Kontrolle antreten. Was gab es für ein Gelächter, wenn wir alle möglichen Verrenkungen machten, um im entscheidenden Moment ein paar Zentimeter kleiner zu wirken! Die bekanntesten Filme wurden am Sonntag gezeigt, wenn die meisten Besucher kamen. Und die Werbung dafür war wirklich originell. Abgesehen von den Reklamezetteln, die in der Nähe des Kinos an der Mauer der Piazza di Santa Restituta in einem Schaukasten aufgehängt wurden, lief ab dem frühen Samstagmorgen ein Mann durch Forio, auf dem Rücken einen großen Holzrahmen mit dem jeweiligen Filmplakat. Dazu verkündete er mit lauter Stimme den Titel des Films und manchmal auch die
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