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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Fertigkeiten oder irgendwelcher anderen Dinge, die ihr geleistet hättet. Durch schieres dummes Glück. Und nun spaziert ihr in mein Institut und glaubt, ihr wisst, wie man den ganzen verdammten Laden schmeißt.
    Es gibt kein Hepra. Ja, es gibt einen wahrnehmbaren Hepra-Geruch, der von draußen hereingeweht ist. Und ja, er ist durchdringender als sonst. Aber es gibt kein Hepra, nicht hier drinnen, nicht so, wie ihr glaubt. Ihr alle seid Opfer einer Massenhysterie geworden.«
    Ungeachtet der Worte des Direktors, fängt Fettwanst plötzlich an zu zittern. Vor Verlangen. Er kann sich nicht zurückhalten, kann den Hepra-Geruch in seiner Nase nicht leugnen. Speichel von Mucki, der an der Decke hängt, tropft auf einen Stuhl. Sie können mich immer noch riechen. Sie können einfach nicht anders.
    »Ah«, fährt der Direktor fort, »die Macht der Massenhysterie. Nachdem man euch erklärt hat, dass man in einer Baumrinde den Abdruck eines Hepra-Gesichts erkennen kann, fällt es euch schwer, dieses Bild wieder auszuradieren, nicht wahr? Egal, was wir sagen, ihr seht nach wie vor ein Hepra. Die Überzeugung erweist sich als … klebrig und stark haftend. Es ist nicht leicht, eine läutende Glocke zum Verstummen zu bringen. Schaut euch an. Beinahe hättet ihr mich überzeugt.«
    Etwas Klebriges und leicht Saures landet auf meinen Haaren. Ich blicke nach oben; dort hängt kopfüber Body, sieht den Direktor an und versucht sich zu beherrschen.
    »Eure Empfänglichkeit für Massenhysterie ist verständlich. Ihr alle seid Hepra-Jungfrauen: Ihr habt nie zuvor ein Hepra gesehen, gerochen oder auch nur gehört, jedenfalls kein lebendiges. Deshalb stürmt ihr beim ersten Hauch einer Andeutung los wie Lemminge, die sich von einer Klippe stürzen. Und jetzt seid ihr in eurem Wahn gefangen. Ähnliches haben wir immer wieder bei neuen Angestellten beobachtet. Sie kommen zu uns, noch grün hinter den Ohren, und einige fangen an, hinter jedem Schatten ein Hepra zu sehen, und werden dienstuntauglich. Irgendwann können sie nicht einmal mehr die einfachsten Aufgaben erledigen.«
    Er schwenkt den Kopf und sieht jeden von uns an. »Aber es ist nicht so, als ob wir dafür keine Lösung gefunden hätten.« Und damit verschwindet er in der Dunkelheit am Rande des Saales. Kurz darauf taucht Flatterkleid auf. Sie strahlt übers ganze Gesicht.
    »Es ist ein Programm, das ich entwickelt habe. Neu rekrutierte Mitarbeiter waren zu abgelenkt, deshalb mussten wir eine Methode finden, um sie … nun ja, zu desensibilisieren. Zunächst wurde das Schnupfen eines säurehaltigen Pulvers zur Betäubung der Geruchsnerven in den Nasenlöchern erwogen, aber nicht ernsthaft. Mein Plan war humaner.« Sie weist mit dem Kopf auf die Rückseite des Vorlesungssaals.
    Der Strahl einer Quecksilberlampe fällt durch den Raum. Auf einer Leinwand über ihr leuchtet ein Bild auf. Man sieht eine Art große, überdachte Arena. Um ihren Rand ragen Holzpfähle wie Baumstümpfe aus dem Boden. An jedem Pfosten sind dicke, feste Lederriemen angebracht. Selbst auf dem Video hängt eine greifbar unheilvolle Stimmung über allem. Das projizierte Bild verströmt eine Aura säuerlicher Angst. In diesem Raum geschieht nichts Gutes, denke ich. Meine Eingeweide ziehen sich zusammen, als würden sie von einer Eisschicht überzogen.
    Der Raum sieht eigenartig vertraut aus. Ich durchforste mein Gedächtnis und versuche …
    Dann fällt es mir wieder ein. Die Losziehung. Das alte, ausgezehrte Hepra, das die Zahlen gezogen hat. Es wurde aus dieser Arena übertragen.
    Flatterkleid spürt die atemlose Aufmerksamkeit und macht eine Kunstpause. Sie zupft an ihrem Ohrläppchen. »Dieser umgestaltete Arbeitsbereich wird jetzt auch liebevoll die Introduktion genannt. Die Kennung sagt alles. Dort werdet ihr eurem ersten lebendigen Hepra vorgestellt werden. In Fleisch und Blut, direkt vor euren Augen.«
    Rotlippchen stößt ein gewaltiges Knurren aus. Fettwanst fängt an zu grunzen. Speichel fließt jetzt bächeweise von der Decke.
    »Beruhigt euch. Niemand wird ein Hepra fressen. Jedenfalls nicht heute. Kein Reißzahn und kein Finger wird Hepra-Fleisch auch nur berühren. Dafür werden die Lederriemen sorgen, mit denen ihr an die Pfosten gefesselt werdet.«
    Mit einem langen Lineal weist sie zur Leinwand, auf eine lukenartige, runde Falltür. »Das Hepra wird aus dieser Tür im Boden kommen, nachdem ihr alle an euren Pfosten gesichert worden seid, und dann werdet ihr es fünf Minuten lang sehen,

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