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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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das Geräusch zukriechen. Ich fasse ihre Hand noch fester und halte sie zurück. Sie zögert erst und zupft dann an meiner Hand. Ich greife noch fester. Nicht bewegen .
    Aber sie ist beharrlich. Ich schiebe meinen Körper direkt neben ihren und flüstere ihr ins Ohr: »Nicht.«
    Sie drängt ihren Körper noch enger an meinen und streift mit den Lippen mein Ohr. »Wo sind wir?«, flüstert sie.
    »Weiß nicht. Gefährlich.« Ich spüre, wie etwas in meiner Hosentasche gegen meinen Oberschenkel drückt, taste danach und ziehe es heraus. Es ist ein Plastikschlauch. Es muss ein GlühBrenn sein.
    Sissy streckt die Hand aus. Ich höre das Knirschen von Leder und ein metallisches Klappern. Sie hat die Dolche aus dem Geheimfach in ihren Stiefeln gezogen.
    »Ich habe ein GlühBrenn«, flüstere ich. »Es war in meiner Hosentasche.«
    Ich höre das Rascheln von Kleidung. Dann sagt Sissy: »Ich auch. Was ist hier los?«
    »Wir müssen leise sein. Und wir dürfen uns nicht bewegen.« Ich spüre, wie sie nickt.
    »Mach das GlühBrenn nicht an«, sagt sie. »Noch nicht.«
    Ich drücke ihre Hand.
    Wir liegen eine weitere Minute reglos da. Wieder höre ich den fremden Atem, der jetzt mühsamer und unruhiger geht. Sissy bewegt sich vorsichtig. Sie schwingt die Beine hin und her, um die Umgebung zu ertasten.
    Was ist hier los?
    Unsere Augen suchen die Dunkelheit so eindringlich ab, dass sie verborgene Umrisse förmlich heraufzubeschwören suchen.
    Stattdessen ertönt ein Geräusch: ein kurzes Husten, beinahe wie ein Niesen. Sissy spannt den Körper an. Ein weiteres Husten, das in ein kurzes Knurren umschlägt und langsam verklingt.
    Dann hebt das schnaufende Schnarchen wieder an, mühsamer und brüchiger als zuvor.
    Sissy fasst meine Hand. Ich weiß, was sie will. Ich will dasselbe. Raus hier . Wo immer hier sein mag.
    Wir stehen vorsichtig auf und bewegen uns, die Arme vor uns ausgestreckt, von dem Geräusch weg. Wir schlurfen mit den Füßen über den Boden, um nicht über unsichtbare Gegenstände zu stolpern. Meine Hand stößt auf Glas, kurz darauf auch Sissys. Ihr Atem stockt.
    »Gene.« Es ist der leiseste geflüsterte Schrei, den ich je gehört habe. »Ich weiß, wo wir sind.«
    Sie lässt meine Hand los, und ich stehe plötzlich allein in einem Meer aus Dunkelheit. »Sissy?« Es ist absolut still. Kein Geräusch oder leises Schnarchen.
    Ich strecke die Arme zu der Stelle aus, wo Sissy zuletzt gestanden hat, und greife ins Leere, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Keine Spur von Sissy, kein grauer Schatten, der sich in dem Schwarz bewegt.
    Ein grässliches Knurren zerreißt das Dunkel, feucht und schneidend.
    Ein Schrei – Sissys –, ein Huschen und aufgewirbelte Sandkörner, die gegen die Scheibe schlagen.
    Ich knacke das GlühBrenn. Blasses grünes Licht breitet sich aus.
    Ich bin im Immensarium.
    In der Glaskammer.
    Zusammen mit dem Schatter-Mädchen.
    Ein verwischter Schatten flitzt direkt auf Sissy zu. Pechschwarzes Haar weht aus dem weißen Gesicht mit den gebleckten Fangzähnen.
    Mitten im Sprung krümmt sich das Schatter-Mädchenplötzlich, sinkt zu Boden und stößt einen lauten schrillen Schrei aus.
    Ein von Sissy geworfener Dolch prallt scheppernd gegen die Scheibe. Sie hat ihr Ziel verfehlt.
    Ich blicke wieder zu dem Schatter-Mädchen. Es kauert wimmernd am Boden und schirmt mit beiden Händen seine Augen ab. Dann begreife ich, dass es sich vor dem grünen Licht schützen will. Seltsamerweise reagiert es diesmal stärker darauf als bei der Vorführung, als mehr als ein Dutzend GlühBrenns leuchteten, wahrscheinlich weil die Glaswand die schmerzhafteren Lichtfrequenzen herausfiltert. Ohne die trennende Scheibe ist das Schatter-Mädchen dem Licht schutzlos ausgeliefert, der blasse grüne Schimmer ist wie Rasierklingen in seinen Augen.
    »Mach dein GlühBrenn an, Sissy! Das Licht blendet es!«
    Sie zieht es heraus und knackt es auf. Grünes Licht strömt heraus und erleuchtet die Kammer noch heller. Das Schatter-Mädchen schreit auf.
    Ich verschwende keine Zeit, sondern drehe mich um und laufe zur Scheibe. Die Tür, wo ist die Tür ? Aber in der glatten, ebenmäßigen Oberfläche der Glaswand ist nicht die Spur eines Rahmens zu erkennen. Ich schlage frustriert gegen die Scheibe. Sie ist hart wie ein Diamant und gibt keinen Millimeter nach. Und dann sehe ich direkt vor mir die feinen Umrisse einer Tür, als wäre sie nur zart in das Glas geätzt. Ich taste sie von oben bis unten ab auf der Suche nach einem

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