Die Jäger des Roten Mondes
aber Rianna hielt immer noch seine Hand, und er konnte es nicht über sich bringen, sich von ihr zu lösen. Er bückte sich, um sein Tablett aufzunehmen und ließ sich neben R i anna auf der Erde nieder.
Während sie aßen, hob er immer wieder die Augen und schaute hinüber durch den Kreis, den sie bildeten, um Da l liths Blick aufzufangen, aber jedes M al, wenn er sie a n schaute, saß sie über ihren Teller gebeugt und aß verbissen irgend etwas , was wie Reis mit Soße aussah . Od er sie schä l te eine große hellgelbe Frucht, das Gesicht in den lockeren Wellen ihrer blonden Haare halb versteckt. Bevor Dane halb aufgegessen hatte, legte sie ihr Tablett beiseite und ging zu ihrem Bett, wo sie ihnen allen den Rücken zukehrte und b e wegungslos dalag, schlafend oder es nur vortäuschend. Einmal während des Abends ging Rianna zu ihr hin und beugte sich über sie, wie um mit ihr zu sprechen, aber Da l lith lag mit geschlossenen Augen da. Weder bewegte sie sich, noch nahm sie sonst irgendwie Notiz von ihr.
Sie hatten, halb unbewußt, die Schlafordnung beibeha l ten, in der sie sich befunden hatten, als sie das erste Mal hierher gebracht worden waren: Dane schlief an Riannas Seite auf einem breiten Bett, Dallith ihnen gegenüber. Ar a tak hatte es sich auf den Steinen bequem gemacht, der Me k har hatte sich wie eine Katze auf dem weichsten Bett z u sammengerollt. Dane hatte am Abend zuvor daran gedacht, die Frauen zu fragen, ob sie es vorziehen würden, sich das breite Bett zu teilen und ihm das andere zu lassen, aber die Ruhe, mit der sie die Anordnung akzeptiert hatten, hatte ihn davon zurückgehalten. Jetzt kam ihm der Gedanke, daß vie l leicht der Geschlechtsunterschied zwischen männlichen Menschen und weiblichen Menschen für die Jäger völlig ohne Bedeutung war.
Als sie sich zum Schlafen niederlegten, legte Rianna i h ren Kopf in seine Armbeuge. Sie sagte weich: » Dane, Da l lith ist so unglücklich. Kann sie eifersüchtig sein? «
Dane hatte verbissen versucht, gerade diesen Schluß zu vermeiden. Welches Recht hatte er zu denken, daß es Dallith etwas ausmachte? » Ich weiß es nicht, Rianna. Vielleicht ist sie einfach … verlegen, weil ich es war. Ich habe dir ein bißchen über die … nun, die sexuellen Gebräuche meiner Welt erzählt. Sie fühlte meine Verlegenheit, als du und R o xon … auf dem Mekhar-Schiff …«
» Aber damals wußte sie, daß Roxon und ich nur so t a ten «, sagte sie klug. » Dane, tut es dir leid? «
» Wie könnte es? « Er legte seine Arme um sie und hielt sie fest an sich gedrückt. Sie war großzügig seinen Bedür f nissen gegenüber gewesen – hatte sie geteilt –, und wie auch immer er ihr gegenüber fühlte, es knüpfte ein Band. Und er hatte kein Recht, es ihr vorzuwerfen. Sie rückte näher zu ihm heran, und nach einigen Minuten fiel sie in tiefen Schlaf.
Aber Dane lag wach und wußte, ohne es zu sehen oder zu hören, von Dalliths unglücklicher Stille und Zurückgez o genheit. Es erinnerte ihn nur zu lebhaft daran, wie sie ausg e sehen und gehandelt hatte, als sie auf dem Sklavenschiff der Mekhar sterben wollte.
Denkt sie, ich habe mich von ihr zurückgezogen? Fühlt sie sich zu allein?
Hör auf, dir selbst zu schmeicheln, Marsh. Es gibt kein einziges Mädchen, das hingeht und stirbt, weil du mit einer anderen Frau schläfst. Nicht einmal Dallith, so anders sie auch ist.
Aber sie hat sonst niemanden. Und das ist der Grund, warum sie schon einmal sterben wollte. O Himmel, ich wünschte, sie würde sich im Schlaf umdrehen oder irgend etwas …
Schließlich konnte er die Stille nicht länger ertragen. Er erhob sich und ging leise durch den Raum. Aratak, blaugl ü hend wie immer, wenn er schlief, bewegte sich, öffnete ein Auge und nickte, als würde er zustimmen, und Dane merkte, wie er wieder vor Verlegenheit errötete, aber er zögerte nicht.
Das rötliche Licht warf farbige Muster durch die g e schlossenen Jalousien und fiel in Streifen über Dalliths au s gebreitetes blondes Haar. Dane ließ sich an ihrer Seite ni e der und beugte sich über das Mädchen.
» Dallith «, sagte er sanft. » Schau mich an. Bitte, Liebling, schau mich an. «
Einen Augenblick lang war sie still, und Danes Herz wurde schwer – hatte sie sich wieder jenseits seiner Reic h weite zurückgezogen? – aber dann, als hätte sie seine Angst gespürt und wollte sie beantworten, rollte sie sich herum, die Augen groß und unergründlich, und sah entschlossen zu ihm auf.
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