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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Markierungen an den Türen der Toilettenräume – abgedunkelt. Dane ging zur Liege, die nun allgemein als seine betrachtet wurde. Wie schnell wir uns an nahezu alles gewöhnen! dachte er. Jetzt ist bereits eine Liege ›meine‹, und ich bin es gewöhnt, mich zu einer bestimmten und regelmäßigen Zeit darauf auszustrecken. Sind alle intelligenten Spezies solche Gewohnheitswesen, oder sind das nur wir Menschen – oder Protosimianer?
    Er wartete eine Stunde lang, bis es ruhig war und seine Zellengenossen schliefen. Über ihm schnaufte ein unbekannter Mann, dunkelhäutig und flachgesichtig, und schrie in unangenehmen Träumen auf. Auf der benachbarten Liege machte Aratak merkwürdig schnarchende Geräusche, und als sich Dane leise von seiner Pritsche herabgleiten ließ, bemerkte er, daß der Echsenmann in der Dunkelheit am ganzen Körper schwach glühte. In der entferntesten Ecke, auf beiden Seiten von leeren Pritschen umgeben, hockte die lange, dünngliedrige Spinnenkreatur mit riesigen, roten Augen, die das Licht reflektierten; die Augen verdrehten sich, um Dane zu folgen, und Dane duckte sich ungewollt … war das ein hungriger Blick? Würden die Mekhar am Ende eine kannibalische Spezies mit ihrer natürlichen Beute zusammen einsperren?
    Dallith lag auf der unteren Liege, das Gesicht von ihm abgewandt, so wie er sie das erste Mal hatte liegen sehen. Ihr Haar lag lose ausgebreitet. Sie schlief tief, und als Dane sich sanft neben ihr niederließ, um sich auf den Rand ihrer Liege zu setzen, wachte sie nicht sofort auf, sondern machte eine weiche, bejahende Bewegung und murmelte im Schlaf, ein schläfriger, friedvoller Ton.
    Sie kannte ihn, sogar im Schlaf, und es war keine Angst mehr in ihr … Eine Welle der Zärtlichkeit schlug über ihm zusammen; er berührte ihren kühlen Handrücken mit den Lippen. Sie wachte auf und lächelte in der Dunkelheit. Sie sah so friedlich aus, daß er einen Augenblick lang zögerte, sie zu stören. Sie schien nicht überrascht zu sein und stellte ihm keine Fragen über seine Anwesenheit. Dane schob von sich, was er zu sagen hatte, und fragte sie zum ersten Mal:
    »Wie ist deine Welt, Dallith?«
    »Wie kann ich dir darauf antworten, Marsh?« Ihre Stimme war nur ein Flüstern, genau auf sein Ohr abgestimmt. »Es ist meine Heimat. Kannst du etwas anderes über deine Heimatwelt sagen, als daß sie schön ist? Meine Leute verlassen unsere Welt selten – und fast nie aus freien Stücken –, und so haben wir keine Möglichkeit, sie mit anderen zu vergleichen, außer durch das, was wir gelesen haben. – Ich denke es muß bei dir genauso sein.«
    Ein Anfall von Heimweh durchfuhr Dane Marsh, so heftig, daß es ihn schmerzte. Niemals Hawaii wiedersehen oder den großen Bogen der Golden Gate Bridge oder die Skyline von New York mit den hochragenden Türmen oder eine Rhododendronblüte im Frühling …
    Ihre Hände streichelten ihn sanft. Sie sagte: »Ich wollte dich nicht traurig machen. Dane, warum bist du hierher gekommen? Du bist mir nur zu willkommen, aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, aus welchem Grund du nicht gekommen bist. Du hast mir etwas zu sagen?«
    Er nickte stumm und streckte sich vorsichtig am Rande der Liege aus. Er sagte sich, daß die Mekhar-Wächter ein- oder zweimal während der Nacht vorbeikommen würden, und wenn sie ihn hier liegen sahen, würden sie denken – was immer sie auch dachten, die verdammten Kerle. Und warum auch nicht? Er erzählte ihr mit gedämpfter Stimme, den Mund dicht an ihr Ohr gepreßt, von den Fluchtplänen. Sie hörte ihn schweigend an. Nur als er ihr sagte, daß die Mekhar wohl einige von ihnen töten könnten, zuckte sie leicht zusammen, schrie aber nicht auf. Schließlich sagte sie: »Ich wußte, daß es so etwas sein mußte. Ich habe dich mit Aratak zusammen gesehen, aber ich wußte nicht genau, was es war. Aber wenn es Körperkraft ist, die du benötigst – ich bin bestimmt nicht stark genug, einen Mekhar zu entwaffnen. Was kann ich tun?«
    Ihre Stimme klang so ruhig, daß er fragte: »Hast du keine Angst? Ich dachte, du würdest erschrecken.«
    »Warum? Mir geschah das Schlimmste, als sie mich von meiner Heimat und von meinem Volk trennten. Nun gibt es für mich nichts Schlimmeres zu befürchten. Sag mir, was ich für dich tun kann.«
    »Ich weiß nicht viel über Empathen«, sagte Dane. Er erinnerte sich an Riannas Worte: Ich habe Psi-Talenten nie getraut … »Aber vielleicht kannst du für uns herausfinden, wie lange wir Zeit

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