Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
geworden.
Ich nickte und kaute zu Ende.
Plötzlich griffen seine Hände nach dem Glas mit der Schokolade und dem Teller, auf dem eine einsame letzte Gurke herumrollte. Ich leckte mir genüsslich über die Lippen und beobachtete, wie er die Sachen auf den Nachttisch stellte. Sehnsüchtig blickte ich ihnen nach. Aber ich wurde schnell durch den Anblick des Paters und wie er sich die Schuhe auszog, abgelenkt. Ich rutschte ein Stück beiseite. Pater Michael hob die Bettdecke an, schlüpfte darunter und legte sich neben mich. Sofort kuschelte ich mich an ihn. Er seufzte über mir.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht…,“ begann ich, aber er unterbrach mich. „Es ist in Ordnung, Ada,“ flüsterte er und schloss seine Arme fester um mich.
„Michael?“ Es war für mich immer noch ungewohnt ihn so zu nennen und auch für ihn war es etwas Neues, dass er nicht „Pater“ genannt wurde. Aber jetzt war er nicht der autoritäre Mann im Dienste des Herrn. Für mich war er jetzt einfach nur „Michael“. Ich setzte mich auf und sah ihn an. Ich wusste genau, was ich wollte, aber ich traute mich nicht, es einfach zu tun. Und schon gar nicht, wenn er mich so eindringlich ansah. Aber wieder stand es mir ins Gesicht geschrieben, was mir im Kopf herumging.
„Möchtest du…,“ begann er und lächelte liebevoll.
Ich starrte auf die Knöpfe seines Soutanenhemdes. Meine Stimme wollte mir nicht gehorchen, also nickte ich nur.
Pater Michael lehnte sein Gesicht vor und wollte mich küssen. Ich wich ihm aus, denn ich hatte immer noch den salzigen Geschmack der Gewürzgurken im Mund. „Ich schmecke nach Schokolade und Gurken,“ sagte ich leise und spürte erneut die Röte in meine Wangen steigen.
Er lachte leise über meine abartige Essenskombination und erwiderte: „Was für dich gut ist, wird wohl auch für mich gut sein.“ Und damit lehnte er sich erneut vor und küsste mich. Nachdem er mich für einen Moment gekostet hatte, löste er sich von mir und leckte sich über die Lippen. „Mhh, vielleicht ist es doch nicht so gut für mich,“ stellte er fest und verzog das Gesicht.
„Tut mir leid,“ sagte ich mit einem Flunsch und bekam sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich mich mit meiner momentanen Ernährung nicht zusammenreißen konnte. Aber dann hörte ich, wie Pater Michael herzhaft lachte und blickte zu ihm auf. Schnell küsste er mich noch einmal auf den Mund, und ich spürte, wie er meine Hände plötzlich packte und sie sich auf die Brust legte. Erschrocken sah ich zu ihm auf. Er lächelte mich ermutigend an. Das reichte mir als Zustimmung, und ich fing an, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen.
Er nahm seine Augen nicht von mir, obwohl er todmüde und erschöpft aussah. Aber er wollte sie einfach nicht schließen. „Ich habe Angst, dass, wenn ich sie schließe und dann wieder öffne, du nicht mehr da bist. Es gibt nicht viel, das ich dir bieten kann, Ada. Außer dem, was du vor dir siehst,“ sagte er leise. Seine Augen begannen plötzlich feucht zu glänzen. Stumme Tränen flossen aus den Winkeln über seine Haut und tropften auf das Kissen unter seinem Kopf.
Ich streckte meine Hand aus und wischte die nassen Spuren davon. „Mehr brauche ich auch nicht, Michael,“ antwortete ich und wusste, dass es nicht nur so da her gesagt war. Ich war einfach zufrieden zu stellen. Ich brauchte keinen Reichtum und großen Besitz. In meiner Vergangenheit hatte ich Freunde gehabt, die mir in materieller Hinsicht sehr viel hatten bieten können. Aber was Emotionen und Respekt für einander angingen, waren sie alle verkrüppelt gewesen. Tja, in dieser Hinsicht hatte ich stets in den Mülleimer gegriffen. Aber mit Pater Michael schien sich meine „Glückssträhne“ dem Ende zugeneigt zu haben.
„Es kommt mir immer noch wie ein Traum vor, Ada,” flüsterte er und hielt meine Hand fest, als ich sie wegziehen wollte. Sanft küsste er die Fingerspitzen. „Ich möchte dein Zuhause sein. Ich möchte, dass du jeden meiner Tage mit deinem Licht erhellst. Ich möchte meinen Kopf in deinen Schoß legen, während deine Finger durch mein Haar streichen und die Dämonen aus meiner Vergangenheit vertreiben, die mich des nachts in meinen Träumen heimsuchen,“ flüsterte er gegen meine Hand. Der zarte Hauch seines Atems strich über meine Haut.
Ich öffnete meine Arme und lud ihn ein, zu mir zu kommen. Sofort rutschte er näher und schmiegte sich mit einem leisen Seufzen an mich. Ich streichelte über seinen Kopf und
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